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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

„Wie geht es Ihnen?“ – Querschnittserhebung zum Belastungserleben von LehrerInnen und Schulleitungen im Frühjahr 2022

Meeting Abstract

  • Petra Lücker - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Anika Kästner - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Arne Hannich - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Lena Schmeyers - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Janny Lücker - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf007

doi: 10.3205/22dkvf007, urn:nbn:de:0183-22dkvf0078

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Lücker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Corona-Pandemie hat nicht nur SchülerInnen, sondern auch LehrerInnen und Schulleitungen vor große Herausforderungen gestellt und ihnen vor allem mental viel abverlangt. Die Gesundheit von Kindern wurde bereits in vielen Studien untersucht, die der Lehrkräfte scheint eher weniger Beachtung zu finden. Deren mentale Gesundheit wirkt sich jedoch auch auf die SchülerInnen aus.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Untersuchung war die Erhebung der mentalen Belastung von LehrerInnen und Schulleitungen in Mecklenburg-Vorpommern in der (scheinbar) ausklingenden COVID-19-Pandemie und ihrer Fähigkeiten zu zielorientiertem, zukunftsbezogenem Bewältigungsverhalten.

Methode oder Hypothese: Im Februar/März 2022 erfolgte eine anonyme Onlinebefragung. Es wurde ein Fragebogen konzipiert, der neben Fragen zu Hygienemaßnahmen zum einen validierte Instrumente zum Stressempfinden (PSS-10) und zum proaktivem Coping (PCI, Subskala Proaktives Coping), enthielt, zum anderen Fragen zu beruflichen Belastungen, zu möglicherweise erlebten Bedrohungen im Zusammenhang mit der Durchsetzung von Hygienemaßnahmen sowie zu Überlegungen, den Beruf aufzugeben. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse: Das Stresslevel der in die Auswertung eingeschlossenen 511 LehrerInnen und 123 Schulleitungen war insgesamt moderat. Weibliche Teilnehmende empfanden die Stressbelastung insgesamt als höher als männliche Teilnehmende. Bei einer ausgeprägteren Fähigkeit zu proaktivem Coping war die selbst berichtete Stressbelastung in beiden Gruppen geringer. Von einer wahrgenommenen Bedrohung im Zusammenhang mit der Durchsetzung von Hygienemaßnahmen berichteten 22,0% der befragten LehrerInnen und 31,3 % der Schulleitungen. Rund ein Viertel der LehrerInnen und ein Drittel der Schulleitungen gab an, seit dem Beginn der Pandemie ernsthaft darüber nachgedacht zu haben, den Beruf aufzugeben. Diese Gedanken waren positiv mit der Höhe des Stresserlebens korreliert.

Diskussion: Eine mentale Belastung ist sowohl bei LehrerInnen als auch bei Schulleitungen feststellbar. Mit dem Frühjahr entspannt sich das Infektionsgeschehen zwar, jedoch ergeben sich durch die Beschulung von SchülerInnen aus der Ukraine zusätzliche Aufgaben und Anforderungen. Eine Erholungsphase bleibt so für viele Lehrkräfte aus. Ein nennenswerter Anteil der Teilnehmenden zweifelt am Verbleib im Lehrerberuf. Dieser Anteil könnte weiter steigen, falls das Infektionsgeschehen hinsichtlich SARS-CoV-2 ab dem Herbst zu einer erneuten Belastung wird.

Praktische Implikationen: Ein bereits bestehender Mangel an Lehrkräften könnte sich bei weiter andauernder oder sich verstärkender psychischer Belastung durch das Ausscheiden von Lehrkräften aus dem Beruf noch verschärfen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Es sollte genauer untersucht werden, welche Faktoren zu einer hohen Stressbelastung bei LehrerInnen und Schulleitungen beitragen und wie diese abgemildert werden können. Die Kompetenzen von LehrerInnen und Schulleitungen zum Umgang mit Stress sollten unterstützt werden, um deren Resilienz für kommende Herausforderungen zu fördern.

Förderung: Sonstige Förderung