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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Der Einfluss von Arbeitsbedingungen und Persönlichkeitsdimensionen auf das allgemeine Wohlbefinden im Homeoffice

Meeting Abstract

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  • Katharina Pilgrim - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, Witten, Deutschland
  • Sabine Bohnet-Joschko - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, Witten, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf006

doi: 10.3205/22dkvf006, urn:nbn:de:0183-22dkvf0064

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Pilgrim et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Corona Pandemie hat sich zum Treiber von Digitalisierung in unterschiedlichen Bereichen entwickelt. Zum Schutze der körperlichen Unversehrtheit von Mitarbeiter:innen setzten viele Unternehmen seit Pandemiebeginn auf die Möglichkeit des dezentralen Arbeitens. Das Arbeiten von zu Hause bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, das Privatleben besser mit dem Beruf in Einklang zu bringen, birgt jedoch auch Probleme: Zum einen werden leichter Überstunden erarbeitet, zum anderen ist die ständige Erreichbarkeit durch Kollegen kritisch zu betrachten, da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit schwinden können. All dies kann einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden haben.

Fragestellung und Zielsetzung: Hat die Umstellung auf Arbeit im Homeoffice einen Einfluss auf gesundheitsrelevante Parameter und gibt es Zusammenhänge zwischen dem Arbeiten im Homeoffice, Persönlichkeitsmerkmalen und dem allgemeinen Wohlbefinden? Ziel der Erhebung unter Mitarbeiter:innen ohne Führungsverantwortung ist ein Erkenntnisgewinn über Einflüsse auf das Wohlbefinden.

Methode: In einem digitalen quantitativen Fragebogen wurden zwischen Februar und März 2022 24 Items zur Bewertung des dezentralen Arbeitsumfelds und persönlichen Empfindens, sowie die WHO5 zur Bewertung des allgemeinen Wohlbefindens und der BFI-10 zur Erfassung der Persönlichkeit nach dem Fünf-Faktoren-Modell erhoben. Die Analyse erfolgt anhand der Berechnung multipler Regressionen.

Ergebnisse: Unser finales Sample besteht aus 100 Angestellten ohne Führungsverantwortung, die in den letzten 2 Wochen durchschnittlich 4,5 Tage im Homeoffice gearbeitet haben, 34% hatten bereits vor Pandemie die Möglichkeit. Die Analyse hat gezeigt, dass 4 Faktoren einen signifikant positiven Einfluss auf das persönliche Wohlbefinden haben: das Alter, die Wahrnehmung von Homeoffice als Privileg, die persönliche Motivation sowie hohe Neurotizismuswerte.

Diskussion: Gesundheitsrelevantes Verhalten wie vermehrte Bewegung und gesündere Ernährung konnte im Homeoffice zwar gesteigert werden, hatte jedoch keinen signifikanten Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden – ebenso wenig, wie Faktoren, die oft mit dem Homeoffice diskutiert werden wie Überstunden, Workload oder das Vorhandensein eines eigenen Arbeitsplatzes. Hingegen zeigt sich, dass Personen, die tendenziell Emotionen (besonders negative) intensiver wahrnehmen, zu Impulsivität und Ängstlichkeit neigen, positive Effekte im Kontext des allgemeinen Wohlbefindens durch die Arbeit im Homeoffice wahrnehmen.

Praktische Implikationen: Positive wie auch negative Effekte dezentraler Arbeit auf die Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden sind stark von individuellen Bedürfnissen abhängig. Führungskräfte können hier sensibilisiert werden, um passende Lösungen mit Mitarbeitenden gemeinsam zu gestalten.

Appell für die Praxis: Um Mitarbeitende aktiv in der Aufrechterhaltung ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit zu unterstützen, können Modalitäten des dezentralen Arbeitens, welche es individuell auszugestalten gilt, bereits einen aktiven Beitrag leisten.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ITG-1-1