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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Überversorgung aus Sicht der Hausärzte. Sind wirklich vor allem die anderen schuld? Eine Fragebogenstudie

Meeting Abstract

  • Maximilian Pausch - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen
  • Susann Hueber - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen
  • Angela Schedlbauer - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen
  • Thomas Kühlein - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf418

doi: 10.3205/18dkvf418, urn:nbn:de:0183-18dkvf4182

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Pausch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Möglichkeiten der Medizin werden mehr. Aber ist wirklich immer alles sinnvoll? Überversorgung und ihre Folgen sind ein zunehmendes Problem im Gesundheitswesen. Deshalb ist die Verhinderung nutzloser Medizin (Quartäre Prävention) eine wichtige Aufgabe der Hausärzte.

Fragestellung: Wie beurteilen Hausärzte die Problematik der Überversorgung?

Methoden: Basierend auf den Ergebnissen einer zuvor durchgeführten qualitativen Studie und einer systematischen Literaturrecherche wurde ein Fragebogen entwickelt. Dieser wurde via E-Mail an 750 Hausarztpraxen in Nord- und Ostbayern gesandt. Die Auswertung erfolgte zuerst deskriptiv, anschließend wurde anhand zuvor definierter Gruppenkriterien (demografische Variablen; Kampagnenbekanntheit/-unbekanntheit) nach Unterschieden gesucht.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 18%. Es waren 79% der Ärzte männlich, durchschnittlich 55 Jahre alt und 68% waren über 15 Jahre hausärztlich tätig.

Der Anteil überversorgender Leistungen in Deutschland wurde auf 38% geschätzt. Fast jeder Zweite (47%) sah eher Handlungsbedarf bei der Bekämpfung von Überversorgung, 28% eher bei der Unterversorgung. Die Patientenerwartung (76%), das fehlende Primärarztsystem (61%) und die defensive Medizin (51%) wurden als häufigste Ursachen von Überversorgung angesehen. Überversorgung durch Hausärzte selbst wurde kaum wahrgenommen. Kampagnen, wie Choosing Wisely, kannten 50% der Befragten. Bei diesen Ärzten wurde ein höheres Bewusstsein für die Problematik der Überversorgung beobachtet.

Diskussion: Überversorgung ist für Hausärzte ein häufiges und relevantes Problem. Die Ursachen werden jedoch eher bei anderen gesucht, als bei sich selbst. Kampagnen gegen Überversorgung sind nicht überall bekannt, beeinflussen aber möglicherweise das hausärztliche Bewusstsein zur Überversorgung.

Praktische Implikationen: Überversorgung ist in der hausärztlichen Wahrnehmung ein Problem von erheblicher Dimension, obgleich der eigene Anteil eher vernachlässigt wird. Kampagnen sollten stärker beworben werden, um deren Bekanntheit zu fördern und umso schließlich auch das Bewusstsein für Überversorgung von Hausärzten weiter zu steigern.