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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Der Sichere Hafen – Ein Hamburger Pilotprojekt für werdende Eltern

Meeting Abstract

  • Julia Quitmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für medizinische Psychologie, Hamburg
  • Dagmar Brandi - Von Anfang an e.V., Hamburg
  • Meike Kollmeyer - Von Anfang an e.V., Hamburg
  • Vera Berndt - BerndtSteinKinder Stiftung, Hamburg
  • Stefanie Witt - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für medizinische Psychologie, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf392

doi: 10.3205/18dkvf392, urn:nbn:de:0183-18dkvf3922

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Quitmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Übergang zur Elternschaft und die damit verbundenen Veränderungen erfordern von werdenden Eltern erhebliche Anpassungsleistungen. Neben der Bewältigung neuer Aufgaben in der Versorgung des Kindes, müssen weitere tiefgreifende Veränderungen wie ein veränderter Schlafrhythmus, weniger Zeit für die Paarbeziehung, eine neue Rollenverteilung und eine zusätzliche finanzielle Verantwortung gemeistert werden. Der Elternkurs „Sicherer Hafen“ begleitet werdende Eltern bei der Übernahme der neuen Aufgaben vom letzten Schwangerschaftsdrittel bis in das zweite Lebensjahr des Kindes hinein. Gruppenangebote und Einzelberatungen ergänzen sich gegenseitig.

Fragestellung: Die wissenschaftliche Begleitung des mehrmonatigen modularisierten präventiven Elternkurses „Sicherer Hafen“ untersucht den Einfluss auf die Lebensqualität der Eltern und des Kindes als Basis für eine positive Entwicklung des Kindes, den Wissenszuwachs auf Seiten der Eltern, die Eltern-Kind-Interaktion, die Mentalisierungsfähigkeit der Eltern, Meilensteine der kindlichen Entwicklung sowie elterliche Belastungen und kindbezogenen Stress.

Methoden: Die teilnehmenden Eltern werden vor Beginn des Kursangebotes sowie im Verlauf und ein halbes Jahr nach Beendigung des Kurses befragt. Als Outcome Parameter werden u.a. sozidemografische Variablen, die elterliche Lebensqualität (SF-8), das Bindungsverhalten der Eltern (ASS-R) und Depressivität (BDI) erfasst. Die Ergebnisse dieser Studie beziehen sich auf die Baseline Befragung (pränatal) des ersten Kursdurchlaufs mit Start im Juni 2017 und zweiten Durchlauf mit Start im Dezember 2017.

Ergebnisse: Bisher nahmen 42 Familien an der Evaluation teil (42 Mütter, 25 Väter). Pränatal berichten werdende Mütter von einer eingeschränkten körperlichen und psychischen Lebensqualität im Vergleich zur Norm. Auch werdende Väter berichten von einer eingeschränkten psychischen Lebensqualität. Anzeichen für eine depressive Symptomatik wurden bei 39% der Mütter und bei 24% der Väter festgestellt. In Bezug auf das Bindungsverhalten von werdenden Eltern zeigen Väter mehr Vertrauen gegenüber anderen Personen und weniger Ängste vor dem Verlust von Bindungspersonen als die deutsche Normstichprobe. Die Normunterschiede bei den werdenden Müttern sind unauffällig.

Diskussion: Trotz der derzeitig noch kleinen Stichprobe weisen die Ergebnisse auf eine eingeschränkte körperliche und psychische Lebensqualität sowie auf eine teilweise erhöhte depressive Symptomatik bei den werdenden Eltern hin. Jedoch ist die Generalisierbarkeit dieser vorläufigen Ergebnisse aufgrund der kleinen Stichprobe nicht sichergestellt. Die Analyse der Veränderung bezüglich des elterlichen Befindens über die Dauer des Kursangebotes ist notwendig um einen Nachweis der Wirksamkeit für die dauerhafte Implementierung des Kurses zu gewährleisten.

Praktische Implikation: Aufkommende Herausforderungen im bisherigen Studienablauf stellen die Zusammenarbeit zwischen der Forschung, Praxis und den teilnehmenden Familien dar. Die Rekrutierung einer Kontrollgruppe, sowie die teilweise mangelnde Beteiligungsbereitschaft der teilnehmenden Familien sind ebenfalls herausfordernd.