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Sekundärdatenanalyse zur Assoziation von patientenbezogenen Faktoren mit der Einhaltung von Tumorkonferenz-Empfehlungen bei Patienten mit Lungenkrebs
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2018 |
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Hintergrund: Um eine optimale Krebsversorgung von Lungenkrebspatienten entsprechend der medizinischen Leitlinien zu sichern, finden in zertifizierten Krebszentren interdisziplinäre Tumorkonferenzen statt. Durch die Bündelung der Expertise verschiedener medizinischer Fachbereiche soll hier eine gemeinsame, optimale Therapieentscheidung diskutiert und gefunden werden. Therapieempfehlungen der Tumorkonferenzen stimmen in hohem Maße mit den Empfehlungen der medizinischen Leitlinien überein und ihre Umsetzung wird im Rahmen der Qualitätssicherung der Krebsversorgung in den onkologischen Zentren dokumentiert. Die Einhaltung der Tumorkonferenzempfehlungen kann somit als Indikator für eine optimale, leitliniengerechte Krebsversorgung dienen.
Fragestellung: Anhand der hier durchgeführten Studie sollen Patientenpopulationen identifiziert werden, welche ein erhöhtes Risiko der Nicht-Einhaltung der Behandlungsempfehlung der Tumorkonferenz haben. Hierzu werden soziodemografische und medizinische Charakteristika sowie Versichertenstatus der Patienten als mögliche Prädiktoren der Nicht-Einhaltung der Empfehlung der Tumorkonferenz analysiert.
Methode: Es wird eine Sekundärdatenanalyse anhand der medizinischen Daten des Krankenhaus-Krebsregisters von Lungenkrebspatienten (ICD-10 34), welche in den Jahren 2013 bis 2015 behandelt wurden, durchgeführt. Anonymisierte Patientendaten, welche im Rahmen der Tumordokumentation des Krankenhauses erhoben wurden, werden im Hinblick auf die Einhaltung der Behandlungsempfehlung der Lungentumorkonferenz analysiert. Die Einhaltung der Tumorkonferenzempfehlungen wird im Rahmen der Qualitätssicherung des Krankenhauses durch medizinische Dokumentare evaluiert und dokumentiert. Patientenbezogene Parameter, wie Alter, Wohnort, Art der Krankenversicherung und Allgemeinzustand, werden zwischen den Gruppen (Tumorkonferenzempfehlung eingehalten: ja/nein/unbekannt) verglichen. Der Einfluss dieser Faktoren auf die Einhaltung der Tumorkonferenzempfehlungen wird unter Verwendung logistischer Regressionsmodelle analysiert.
Ergebnisse: Die Auswertung der Tumorkonferenzempfehlungen der Lungenkrebspatienten zeigt zunächst einen Anteil an Empfehlungen mit dem Einhaltungsstatus „Nicht-Eingehalten“ von 5,3% und mit dem Status „unbekannt“ von 1,8%. Gründe für die Nicht-Einhaltung sind hierbei z.B. die Ablehnung der Therapie durch den Patienten, der Progress der Erkrankung und die Verschlechterung des Allgemeinzustandes des Patienten. Die Studienpopulation der Lungenkrebspatienten wird in Bezug auf ihren Einhaltungsstatus der Tumorkonferenzempfehlungen (ja/nein/unbekannt) genauer analysiert. Es soll die Assoziation des Einhaltungsstatus mit Charakteristika der Lungenkrebspatienten, wie Alter, Wohnort und Allgemeinzustand, gezeigt werden.
Diskussion: Der Anteil der nicht-eingehaltenen Tumorkonferenzempfehlungen ist gering und vergleichbar mit Studien, welche zu weiteren Tumorentitäten und innerhalb anderer Gesundheitssysteme durchgeführt wurden. Auch angegebene Gründe für die Nicht-Einhaltung der Empfehlungen zeigen eine hohe Übereinstimmung zu internationalen Studien zu diesem Thema. Durch die Identifikation von Patientenparametern, welche mit einem erhöhten Risiko der Nicht-Einhaltung der Tumorkonferenzempfehlungen assoziiert sind, soll die Charakterisierung dieser spezifischen Patientenpopulation ermöglicht werden.
Praktische Implikationen: Bei der Häufigkeit der Neuerkrankungen nimmt Lungenkrebs bei Männern die zweite und bei Frauen die dritte Stelle unter den Krebsentitäten ein. Durch Identifikation vulnerabler Populationen von Lungenkrebspatienten mit erhöhtem Risiko einer nicht-leitliniengerechten Versorgung soll ermöglicht werden, diese in ihrer Versorgung speziell zu unterstützen. So sollen die Ergebnisse zur Entwicklung und Ausrichtung eines Patienten-Navigation-Modells für Lungenkrebspatienten genutzt werden. Hierdurch sollen Patienten, entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse und Charakteristika, auf ihrem Weg durch die stark fragmentierte Versorgungslandschaft in Deutschland zielgerichtet unterstützt werden.