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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Rezidive in der neuen flächendeckenden klinischen Krebsregistrierung am Beispiel gynäkologischer Tumoren in Hamburg

Meeting Abstract

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  • Alice Nennecke - Hamburg
  • Cynthia Erb - Hamburgisches Krebsregister/Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Auswertungen, Hamburg
  • Imma Löhden - Hamburgisches Krebsregister/Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Auswertungen, Hamburg
  • Annika Waldmann - Hamburgisches Krebsregister/Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Auswertungen, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf361

doi: 10.3205/18dkvf361, urn:nbn:de:0183-18dkvf3616

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Nennecke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Rezidive von bösartigen Neubildungen sind für die betroffenen Patientinnen und Patienten ebenso wie für die onkologische Versorgung sehr relevant. Letzteres gilt insbesondere im Hinblick auf die demografisch bedingte Zunahme von Krebserkrankungen und die steigende Anzahl an Langzeitüberlebenden. Aktuelle und repräsentative Angaben zur Häufigkeit von Rezidiven fehlen derzeit weitgehend. Auch international werden hier gravierende Lücken in der Krebsregistrierung und -berichterstattung konstatiert. Die in Deutschland seit 2014 im Aufbau befindlichen flächendeckenden klinischen Krebsregister nach § 65c SGB V bieten auf Basis des bundeseinheitlichen Datensatzes prinzipiell die Möglichkeit, repräsentative Aussagen zu Rezidivraten zu generieren. Die Prüfung, inwieweit der erreichte Stand der Dokumentation diesbezüglich qualitativ und quantitativ belastbar ist, steht noch aus.

Fragestellung: Die Analyse hat das Ziel, anhand der im Hamburgischen Krebsregister erfassten klinischen Angaben Rezidive während der ersten zwei Jahre nach Diagnose von gynäkologischen Tumoren zu ermitteln und hinsichtlich der Vollständigkeit der Erfassung zu bewerten.

Methode: Berücksichtigt werden klinisch gemeldete Erkrankungsfälle von in Hamburg behandelten Krebspatientinnen mit Erstdiagnose eines invasiven Tumors der Vulva, der Zervix, des Uterus und der Ovarien in den Jahren 2014 bis 2015 und einer Mindestbeobachtungszeit von 6 Monaten ohne Sterbeereignis. Rezidive werden unter Verwendung der übermittelten Informationen zu Diagnose, Tumorstatus, TNM, Datumsangaben, therapeutischen Maßnahmen und ggf. weiteren Tumorerkrankungen identifiziert. Die aus verschiedenen Meldungsarten und -anlässen extrahierten Informationen werden zusammengeführt. Ziel ist es dabei, Algorithmen zur Gewichtung und Bildung einer „besten Information zum Rezidiv“ zu entwickeln. Die Plausibilität der deskriptiv ermittelten Ergebnisse wird anhand verfügbarer Angaben aus der Literatur bewertet.

Ergebnisse: Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt nach Tumorentitäten, zeitlichem Abstand zur Erstdiagnose, ggf. Stadium und Art des Rezidivs sowie Meldungsart. Nach derzeitigem Datenstand tritt je nach Erkrankungsart bei 25 % bis 40 % der betroffenen Patientinnen innerhalb von zwei Jahren nach Diagnose ein Rezidiv auf.

Diskussion: Die im Hamburgischen Krebsregister erfassten Daten ermöglichen erste Schätzungen von krankheitsspezifischen Rezidivereignissen auf Basis der neuen flächendeckenden klinischen Registrierung. In Bezug auf studienbasierte Veröffentlichungen [1], [2] liegen die Rezidivraten in vergleichbaren Größenordnungen. Die Differenzen können durch reale Unterschiede in den Krankheitsverläufen oder durch heterogene Dokumentations- und Datenqualitätsanforderungen bedingt sein.

Praktische Implikationen: Die klinische Krebsregistrierung nach § 65c SGB V ermöglicht künftig zeitnahe flächendeckende Auswertungen zu Rezidivereignissen bei bösartigen Neubildungen, die für die onkologische Versorgung nutzbar sind.


Literatur

1.
In H, Bilimoria KY, Stewart AK, Wroblewski KE, Posner MC, Talamonti MS, Winchester DP. Cancer recurrence: an important but missing variable in national cancer registries. Ann Surg Oncol. 2014 May;21(5):1520-9. DOI: 10.1245/s10434-014-3516-x Externer Link
2.
American Cancer Society. Risk of Recurrence and Subsequent Cancers. In: Cancer Treatment and Survivorship Facts & Figures 2014-2015. Atlanta: American Cancer Society; 2014. p. 27-8.