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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Implementierung eines Standardsets zur Ergebnisqualitätsmessung in der Routineversorgung bei Schlaganfallpatienten

Meeting Abstract

  • Lisa Lebherz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für medizinische Psychologie, Hamburg
  • Götz Thomalla - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Hamburg
  • Hannes Appelbohm - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Hamburg
  • Marc Frese - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Geschäftsbereich Qualitätsmanagement und klinisches Prozessmanagement, Hamburg
  • Hans-Jürgen Bartz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Geschäftsbereich Qualitätsmanagement und klinisches Prozessmanagement, Hamburg
  • Martin Härter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg
  • Levente Kriston - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf354

doi: 10.3205/18dkvf354, urn:nbn:de:0183-18dkvf3543

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Lebherz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nach einem Schlaganfall erleben Patienten häufig dramatische Veränderungen des Alltagslebens und Wohlbefindens. Allerdings wird der Behandlungserfolg in der klinischen Routine häufig anhand objektiv messbarer Parameter bestimmt. Patient Reported Outcome Measures (PROMs) sind Instrumente, mit denen der Behandlungserfolg aus Sicht des Patienten mit Fragen bezüglich Lebensqualität und funktionellem Status ermittelt wird. Das Standardset Schlaganfall vom International Consortium for Health Outcomes Measurement (ICHOM; www.ICHOM.org) bietet eine Ergebnisqualitätsmessung, welche die Erhebung klinischer Daten mit der von PROMs verbindet.

Fragestellung: In diesem Projekt soll das ICHOM Standardset Schlaganfall in die Routineversorgung von Schlaganfallpatienten implementiert und evaluiert werden. Dies soll über die elektronische Patientenakte (EPA) geschehen. Daraus ergeben sich folgende Forschungsfragen:

1.
Wie gut lässt sich diese Ergebnisqualitätsmessung implementieren?
2.
Wie werden Akzeptanz, Nutzen und Machbarkeit beurteilt?

Methoden: Die Forschungsfragen werden in einer explorativen längsschnittlichen Implementierungsstudie untersucht. Eingeschlossen werden Patienten, die sich in einem Zeitraum von 12 Monaten wegen ischämischen Hirninfarkt, transitorischer ischämische Attacke oder intrazerebraler Blutung in stationärer Behandlung befinden (N ≈ 975). Für jeden Patienten werden während der stationären Behandlung, sowie 3 und 12 Monate nach Schlaganfall demographische, administrative, klinische und patientenberichtete Daten über die EPA erfasst.

Die Implementierung und Evaluation der Ergebnisqualitätsmessung erfolgt nach dem Modell „Outcomes for Implementation Research“ mit den Zielen

1.
den Implementierungsprozess zu beschreiben,
2.
zu bewerten,
3.
die Funktionsweise zu überprüfen und
4.
Maßnahmen zur Optimierung des Implementierungsprozesses zu erarbeiten.

Dies geschieht multimodal mittels

1.
semistrukturierter Interviews mit dem betroffenen Personal aus den Bereichen Klinik, Qualitätsmanagement und IT, nämlich 6 Monate nach Rekrutierungsstart (N = 5) sowie nach Abschluss der Patientenbefragung (N ≈ 10),
2.
Telefoninterviews zufällig ausgewählter Patienten nach Abschluss der Patientenbefragung (N ≈ 30),
3.
quantitativer Analyse der Datenqualität,
4.
psychometrische Überprüfungen der implementierten PROMs.

Alle Interviews werden aufgezeichnet, transkribiert und es erfolgt eine qualitative Inhaltsanalyse. Implementierungsendpunkte sind, ausgewählt nach den aktuellen Standards der Implementierungsforschung, Akzeptanz, Adoption, Zweckmäßigkeit, Machbarkeit, Protokolltreue, Reichweite und Nachhaltigkeit.

Ergebnisse: Zu diesem Zeitpunkt liegen die Ergebnisse der qualitativen Interimsevaluation vor. Allgemein ist die Akzeptanz hoch und Zweckmäßigkeit bei dem Personal anerkannt. Einige Aspekte bezüglich der Ergebnisqualitätsmessung, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie vertretbar sind, werden für eine nachhaltige Implementierung in die Routine angepasst werden müssen. Die EPA ist in ihrer derzeitigen Struktur für die effektive und effiziente langfristige Erhebung von PROMs nicht geeignet. Es müssen Regeln geschaffen werden, die den Ablauf der Befragung automatisiert, mit dem Ablauf der Routineversorgung synchronisiert und die Nachbefragung ermöglicht.

Bisher erfolgte eine strukturierte Interimsanalyse der Datenqualität der bis November 2017 erhobenen Daten. Allgemein war die Datenqualität hoch. Notwendige Veränderungen, die durch die Analyse erkannt und angepasst wurden, waren minimal und wurden strukturiert dokumentiert. Kongruenz und Vollständigkeit waren vorhanden.

Diskussion und praktische Implikation: Für eine patientenzentrierte Versorgung muss die Patientensicht bezüglich Ergebnisqualität einer Behandlung effizient und nachhaltig in die Versorgung einbezogen werden. Dabei sollte sie über den stationären Aufenthalt hinaus erhoben werden. Diese Studie wird wichtige Erkenntnisse für die routinemäßige, sektorenübergreifende und längerfristige Erhebung von PROMs bei Schlaganfallpatienten liefern. Wenn Implementierung und Nutzen der Ergebnisqualitätsmessung positiv evaluiert werden, soll im Anschluss an das Projekt ein Transfer in die Routine stattfinden und langfristig überregional angewandt werden können.