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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Die Effektivität von Implementierungsstrategien zur Reduzierung von elektiven Kaiserschnitten vor der 39sten Schwangerschaftswoche – eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

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  • Barbara Prediger - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln
  • Anahieta Parvaresch - Universität zu Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Köln
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf353

doi: 10.3205/18dkvf353, urn:nbn:de:0183-18dkvf3533

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Prediger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Anteil der Kaiserschnittgeburten in Deutschland lag 2015 bei 31,7%. Die Hälfte davon war elektiv. Elektive Kaiserschnitte bei Einlingen werden ab der 37sten Schwangerschaftswoche (SSW) durchgeführt. 2004 veröffentlichte das National Institute for Clinical Excellence die Leitlinie „Caesarean Section“ in der es zu einem elektiven Kaiserschnitt ab der 39sten SSW rät. Dabei ist die Senkung des Risikos für respiratorische Morbidität des Neugeborenen das Ziel.

Fragestellung: Sind Implementierungsstrategien zur Reduzierung von elektiven Kaiserschnitten vor der 39sten Schwangerschaftswoche effektiv?

Methodik: Es wurde eine systematische Recherche in Medline durchgeführt (26.04.2017). Randomisierte kontrollierte Studien (RCT), kontrollierte klinische Studien (CCT), (kontrollierte) Vorher-Nachher Studien (CBA) und (kontrollierte) Interrupted-Time-Series (ITS), die eine Implementierungsstrategie zur Verschiebung elektiver Kaiserschnitte auf ≥ 39ste SSW untersuchten, wurden eingeschlossen. Der primäre Endpunkt war die Reduktion der elektiven Kaiserschnitte < 39sten SSW. Als Strategien kamen Richt- und Leitlinien, Informationen, Schulungsmaßnahmen, Broschüren, Kampagnen oder Gesetzesentwürfen in Betracht. Zwei Reviewer prüften unabhängig die Title/Abstracts und im Anschluss die Volltexte hinsichtlich der Einschlusskriterien. Die Ergebnisse wurden in standardisierte Tabellen extrahiert. Die Reviewer bewerteten die Studien unabhängig voneinander mit dem „Quality Assessment Tool for Before-After (Pre-Post) Studies With No Control Group“, welches auch zur Bewertung von ITS genutzt wurde.

Ergebnisse: Es wurden vier Vorher-Nachher Studien und zwei ITS identifiziert. Zwei Studien stammen aus Kanada, zwei aus Großbritannien, eine aus den USA und eine aus den Niederlanden. Die verschiedenen Implementierungsstrategien richteten sich an einzelne Krankenhäuser, oder waren regional oder national ausgerichtet und unterschieden sich sowohl in ihrer Durchführung als auch in der Form der Verbindlichkeit (z.B. „Hard-stop policy“ vs. „recommendation“). Das Verzerrungspotential war moderat. Alle Studien zeigten eine statistisch signifikante Reduktion der Kaiserschnitte < 39ste SSW (Absolute Risikodifferenz von -45% bis -10%). Aufgrund der hohen Heterogenität wurde auf eine Meta-Analyse verzichtet.

Diskussion: Es zeigte sich, dass Implementierungsstrategien hinsichtlich der Reduktion von Kaiserschnitten vor der 39sten SSW erfolgreich sein können. Es sollte beachtet werden, dass keine der Studien über eine Kontrollgruppe verfügte und dass die Strategien für unterschiedliche Gesundheitssysteme entwickelt wurden.

Schlussfolgerung: Um die Effektivität von Implementierungsstrategien hinsichtlich der Reduktion von Kaiserschnitten vor der 39sten SSW zu untermauern sind weitere Studien nötig, die vor allem eine Anwendung in der deutschen Gesundheitsversorgung untersuchen. Somit ist eine systemspezifische Entwicklung und Integration von Implementierungsstrategien möglich.