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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Qualität der Hebammenbegleitung während der Geburt aus Sicht der Frauen. Entwicklung einer Skala zur Qualitätsmessung inklusive Modellentwicklung zum Prozess und Ziel der Hebammenbegleitung

Meeting Abstract

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  • Mirjam Peters - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
  • Rainhild Schäfers - Hochschule für Gesundheit, Hebammenwissenschaft, Bochum
  • Petra Kolip - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf350

doi: 10.3205/18dkvf350, urn:nbn:de:0183-18dkvf3501

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Peters et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Hebammen sind Primärversorgerinnen von Frauen während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Das Gesundheitsziel Gesundheit rund um die Geburt zeigt, dass eine qualitativ hochwertige Versorgung von Frauen und Familien in der reproduktiven Lebensphase als ein hochrangiges Ziel der deutschen Gesundheitsversorgung angesehen wird. Die Qualität der Versorgung rund um die Geburt aus Sicht der Frauen spielt auch im Zusammenhang mit der nun auch in Europa aufkommenden Diskussion zu Human Rights in Childbirth eine bedeutsame Rolle. Bisher existiert jedoch kein validiertes Instrument zur Qualitätsbewertung der Hebammenbegleitung in Deutschland.

Fragestellung: Da laut der DIN EN ISO 900:2015 Qualität als ein latentes Konstrukt gilt und daher nur durch die Formulierung externer Anforderungen zu messen ist, wird ein psychometrisch und theoretisch fundiertes Instrument zur Qualitätsmessung der Hebammenbegleitung während der Geburt auf Grundlage einer Prozess- und Zielbestimmung der Hebammenarbeit entwickelt. Die Qualitätsmessung soll auf der Grundlage von Patient Reported Experiences erfolgen, denn diese erlauben eine Überwachung der Qualität der Versorgungsleistung aus der Perspektive derjenigen, die die Leistung in Anspruch nehmen.

Methode: Es wurde eine zweistufige Methode gewählt: Zunächst wurde ein Modell zum Prozess und Ziel der Hebammenbegleitung nach dem Hybrid model of concept development nach Schwartz-Barcott und Kim (2000) entwickelt. Dazu wurden 11 Studien zu Konzepten der Hebammenarbeit und 23 Studien zur Frauensicht auf Hebammenbegleitung systematisch identifiziert und mittels der Inhaltsanalyse nach und eines Workshops zu einem Modell verdichtet. Auf dieser Grundlage wurde eine Skala zur Messung der Qualität der Hebammenbegleitung mittels der klassischen Testtheorie entwickelt und validiert.

1.
Zuerst wurde der entwickelte Itempool 9 Müttern, 5 Hebammenwissenschaftlerinnen und 2 Hebammen zur Testung vorgelegt. Nach notwendigen Modifizierungen wurde
2.
der Testentwurf anhand von ca. 100 Müttern aus einer Gelegenheitsstichprobe im März und April 2018 getestet. Der Zugang erfolgte über verschiedene Online-Foren. Anschließend erfolgte eine Überarbeitung des Testentwurfs anhand einer Itemanalyse und einer Hauptkomponentenanalyse mittels SPSS 24.
3.
Die Validierung erfolgt im Rahmen der Studie HebAB.NRW mit einer repräsentativen Stichprobe von ca. 3000 Frauen 3 bis 4 Monate nach der Geburt ihres Kindes zur Überprüfung der psychometrischen Kennwerte und zur Finalisierung des Instruments.

Ergebnisse: Im ersten Schritt des Forschungsvorhabens konnte ein Modell mit 5 Dimensionen und 11 Unterdimensionen entwickelt werden. Das Ziel der Hebammenarbeit wird demnach als Förderung der sozialen, körperlichen und psychischen Capabilities der begleiteten Frauen definiert. Es werden die Modellentwicklung und die daraus entstandene Skala nach den ersten beiden Entwicklungsstufen präsentiert.

Diskussion: Die Perspektive der Frauen auf die Qualität der geburtshilflichen Begleitung ist gerade auch im Rahmen der Diskussion um Human Rights in Childbirth besonders bedeutsam. Einschränkungen der Skala sind in der Validierung auf der Grundlage der klassischen Testtheorie und in der Validierung einige Wochen nach der Geburt zu sehen. Eine Nutzung recht kurz nach der Geburt ist in der Praxis möglicherweise realistischer.

Praktische Implikationen: Das Instrument zur Messung der Qualität während der Geburt kann von Hebammen klinisch und außerklinisch innerhalb des Qualitätsmanagements eingesetzt werden und könnte im optimalen Fall zu einer Reflexion und ggf. auch zu einer Verbesserung der Versorgung von Gebärenden führen. Die Validierung im Rahmen der Studie HebAB.NRW kann zudem erste Anhaltspunkte für die Auswirkungen der aktuellen Versorgungssituation auf die Qualität der Hebammenarbeit aus Sicht der Frauen ergeben.

Diese Studie wird innerhalb des Projektes HebAB.NRW unter finanzieller Förderung durch das Landeszentrum Gesundheit NRW (Förderkennzeichen LZG TG 72 001/2016) umgesetzt. Die Durchführung des Forschungsprojektes wurde durch die Ethik- Kommission der Hochschule für Gesundheit in Bochum begutachtet und positiv beschieden.