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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Barrieren der leitliniengerechten Versorgung von Psoriasis (Schuppenflechte) in Polen und Deutschland – Zwischenbericht der internationalen Studie „PsoBarrier EU“

Meeting Abstract

  • Nicole Zander - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Jessica Dukart - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Marc Radtke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg
  • Magdalena Czarnecka-Operacz - Medical University of Poznan, Department of Dermatology, Poznan, Poland
  • Adam Reich - University of Rzeszow, Department of Dermatology, Rzeszow, Poland
  • Jacek Szepietowski - Medical University of Wrocław, Department of Dermatology, Venereology and Allergology, Wroclaw, Poland
  • Anna Langenbruch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf331

doi: 10.3205/18dkvf331, urn:nbn:de:0183-18dkvf3316

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Zander et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die deutsche Studienreihe “PsoHealth” hat in den letzten Jahren die Qualität der Versorgung der Schuppenflechte (Psoriasis) untersucht. Dabei fanden sich Hinweise darauf, dass ein bedeutender Anteil nicht gemäß der nationalen Leitlinie behandelt wird, was auch in weiteren Studien belegt wurde. Einen ähnlicher Optimierungsbedarf der Versorgung konnte auch in anderen Ländern festgestellt werden, was sich unter anderem auch durch eine Unzufriedenheit der Patienten mit ihrer Versorgung zeigt.

Fragestellung: Diese Studie zielt darauf ab, Barrieren leitliniengerechter Versorgung bei Psoriasis in fünf europäischen Ländern zu identifizieren.

Methode: Anhand einer multizentrischen Querschnittsstudie werden Barrieren und Qualität der Psoriasis-Versorgung erfasst. Die fünf Länder (Dänemark, Polen, Spanien, Großbritannien und Deutschland), in denen Daten erhoben werden, lassen Einblicke in das jeweilige Gesundheitssystem und der dortigen ambulanten dermatologischen Versorgung zu. In jedem Land werden 500 Patienten in die Studie eingeschlossen, was zu einer Gesamtpopulation von 2.500 Patienten mit Psoriasis führt. Die Datenerhebung wurde im Januar 2016 gestartet und endet voraussichtlich Ende 2018. Der vorliegende Beitrag zeigt Zwischenergebnisse der in Polen und Deutschland befragten Patienten. Die Daten werden zunächst deskriptiv und im weiteren Verlauf der Studie multivariat mittels SPSS ausgewertet.

Ergebnisse: Bis März 2018 wurden in Polen n = 214 und in Deutschland n = 497 Patienten in die Studie eingeschlossen. Das mittlere Alter lag bei 47 bzw. 50 Jahren, 33,6 % bzw. 41,4 % waren weiblich. Der mittlere Schweregrad, gemessen mit dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) auf einer Skala von 0-72 lag in Polen mit 9,2 über dem der Deutschen (6,9). Entsprechend gab es in Polen einen größeren Anteil an Patienten mit einem PASI über 10 (36,9 % vs. 22,3 %), was gemäß der deutschen Leitlinie einer mittleren bis schweren Psoriasis entspricht. Eine höhere Krankheitslast zeigte sich ebenfalls bei der Beeinträchtigung der Lebensqualität, gemessen mit dem Dermatology Life Quality Index (DLQI, Skala 0 = keine bis 30 = maximale Einschränkung), die bei den polnischen Patienten im Mittel bei 10,4 lag (vgl. mit 6,2). Auch fühlten sich die polnischen Patienten wesentlich stärker in ihrer Berufswahl und bei der Ausübung ihres Berufes durch die Erkrankung eingeschränkt. Die in Polen befragten Patienten empfanden die Behandlung der Psoriasis häufiger als starke Belastung (23,7 % vs. 10,3 %). Der Anteil der Patienten, die ihre Versorgung in den letzten Jahren als gut und sehr gut einschätzen, ist mit 70,9 % bzw. 68,5 % vergleichbar, ähnlich ist es bei der Zufriedenheit mit der Behandlung in den letzten 12 Monaten (79,8 % sehr/eher zufrieden in Polen, 79,3 % in Deutschland).

Diskussion: Die Ergebnisse der in Deutschland erhobenen Daten zeigen eine Entwicklungsrichtung auf und erweitern Erkenntnisse aus den vorangegangenen Studien zur Versorgungssituation der Psoriasis in Deutschland. Der Vergleich mit den Zwischenergebnissen aus Polen ermöglicht es, diese Trends weiter zu analysieren und Versorgunglücken – sowohl in Polen, als auch in Deutschland – aufzuzeigen. Inwieweit sich die hier präsentierten Trends bestätigen, wird sich nach Abschluss der Datenerhebung in Polen zeigen. Für weitere Analysen wird dabei vor allem die Vergleichbarkeit der Kohorten hinsichtlich des Schweregrades von Bedeutung sein. Das Ungleichgewicht hinsichtlich der unterschiedlich erfahrenen Einschränkungen durch die Therapie bei ähnlicher Therapiezufriedenheit könnte auf Unterschiede in den Erwartungen an die Behandlung in den jeweiligen Ländern hindeuten. Hierbei könnten zurückliegende Erfahrungen hinsichtlich Verlauf der Therapie, Behandlungserfolge und Anzahl von Arztwechseln eine Rolle spielen, welche im Rahmen dieser Studie anhand eines Patientenpfades abgebildet werden.

Praktische Implikationen: Die gezeigten und zukünftig zu erwartenden Daten ermöglichen zum ersten Mal die direkte Beschreibung der Versorgungssituation (inklusive Herausforderungen und Zugangsbarrieren im Laufe des Patientenpfads) für ein breites Spektrum europäischer Länder. Damit kann die Formulierung und Umsetzung nationaler Versorgungsziele für Psoriasis geprüft sowie auch auf internationaler Ebene die Ergreifung von Maßnahmen zum verbesserten Zugang zu adäquater Therapie gefördert werden. Die Verknüpfung von patientenberichteten Endpunkten mit Daten des Gesundheitssystems und Barrieren aus Sicht des Arztes sind ein weltweites Novum und werden dazu beitragen, Strategien zur Überwindung dieser Barrieren zu entwickeln.