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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Die Bedeutung von Patientenzentrierung in der hausärztlichen Konsultation

Meeting Abstract

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  • Larissa Burggraf - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf314

doi: 10.3205/18dkvf314, urn:nbn:de:0183-18dkvf3141

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Burggraf.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im wissenschaftlichen Diskurs gewinnt der Begriff der Patientenzentrierung und der partizipativen Entscheidungsfindung zunehmend an Gewicht. Praktiken des shared-decision-makings werden ausprobiert, gelehrt und weiterentwickelt. Im angelsächsischen und skandinavischen Raum wird diesem Paradigma bereits ein hoher Stellenwert beigemessen. In sozialen Netzwerken wird häufig dazu aufgerufen, dass verschiedene Symptome auf Krankheitsbilder hinweisen – auch, wenn Leitlinien oder die medizinische Wissenschaft etwas anderes behauptet. In der Praxis sehen sich ÄrztInnen häufig dem Phänomen von „Dr. Google“ ausgesetzt oder sehen sich gezwungen, Untersuchungen durchzuführen, die aus medizinischer Sicht nicht notwendig sind, da die PatientInnen darauf bestehen. Die hausärztliche Konsultation wird zunehmend zu einem „Meeting between Experts“: Die PatientInnen erwarten einerseits die Anerkennung der Expertise über ihren eigenen Körper, auf der anderen Seite konfrontieren sie bereits mit breitem allgemein verfügbaren Wissen. Die HausärztInnen geraten zunehmend in die Rolle der Dienstleistenden, die entweder die Diagnosen bestätigen, entsprechende Behandlungen einführen und schlussendlich als fachspezifische ExpertInnen auftreten.

Auf diese Erfahrungen wird reagiert mit dem Versuch, die PatientInnen zunehmend in den Untersuchungs- und Behandlungsprozess einzubinden. Partizipative Entscheidungsfindung oder das englischsprachige Pendant shared decision making bieten hierfür die Grundlage.

Fragestellung: Es wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung der Patientenzentrierung in der hausärztlichen Konsultation zugeschrieben wird.

Methode: Die Fragestellung wird auf unterschiedlichen Ebenen untersucht. Die Perspektive der HausärztInnen wird vor allem durch eine teilnehmende Beobachtung während einer in einem anderen Projekt stattfindenden Intervention repräsentiert. Aufgrund forschungspraktischer Gründe kann die Intervention an dieser Stelle nicht detailliert beschrieben werden. Dies wird zum Tagungszeitpunkt voraussichtlich erfolgen können.

Darüber hinaus wird eine Diskursanalyse durchgeführt, welche sowohl den wissenschaftlichen Diskurs als auch den gesamtgesellschaftlichen Diskurs einbezieht. Hierzu wird jeweils eine repräsentative deutsche Zeitschrift gewählt und im Verlauf von 1960 bis April 2018 untersucht. 1960 wurde aufgrund des Modernisierungs- und damit auch Individualisierungsprozesses in den 60er Jahren als Startpunkt gewählt. Dadurch kann nachgezeichnet werden, ob es einen Zusammenhang mit diesen gesellschaftlichen Prozessen und den Entwicklungen der hausärztlichen Konsultationsrahmen gibt. Da das Thema sehr aktuell ist, sollen möglichst neue Artikel eingeschlossen werden.

Ergebnisse: Vorgestellt werden die vorläufigen Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung sowie ein Querschnitt der ersten Ergebnisse der Diskursanalyse.

Diskussion: Die Arbeit soll einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über Partizipative Entscheidungsfindung sowie Personenzentrierung leisten. Dabei wird durch die Frage nach der Bedeutung in der hausärztlichen Konsultation entgegen der bereits bestehenden Diskussionen eine strukturelle Perspektive eingenommen und gesellschaftliche Prozesse mit eingebunden.

Praktische Implikationen: Durch den Einbezug der strukturellen und gesellschaftlichen Faktoren, welche auf die hausärztliche Konsultation wirken, stellt dieses Projekt die Möglichkeit dar, die medizinischen Ansätze zu reflektieren und ggf. Konsultationsabläufe zu entwickeln, welche die Strukturen in Deutschland berücksichtigt.