gms | German Medical Science

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

captureAccess – Erfassung geografischer und wahrgenommener Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung in Berlin und Brandenburg

Meeting Abstract

  • Natalie Baier - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin
  • Jonas Pieper - Beuth Hochschule für Technik, Labor Geodatenanalyse und Visualisierung, Berlin
  • Jürgen Schweikart - Beuth Hochschule für Technik, Labor Geodatenanalyse und Visualisierung, Berlin
  • Reinhard Busse - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin
  • Verena Vogt - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf313

doi: 10.3205/18dkvf313, urn:nbn:de:0183-18dkvf3133

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Baier et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Verschiedene Studien konnten bereits soziale bzw. regionale Ungleichheiten im Zugang zur Gesundheitsversorgung identifizieren. Die Erfassung des Zugangs beschränkt sich hierbei jedoch häufig auf Maßzahlen auf Ebene von administrativen Einheiten, welche nicht die tatsächlich für den Patienten relevanten Einzugsgebiete widerspiegeln. Zugangsbarrieren können darüber hinaus auch durch unterschiedliche Präferenzen und Informationen auf Patientenebene entstehen, was zu Unterschieden zwischen der Wahrnehmung des Zugangs auf Patienten- bzw. Nachfrageseite und den gemessenen Indikatoren auf der Angebotsseite führen kann. An dieser Stelle setzt das Projekt „captureAccess“ an, das im Rahmen des gesundheitsökonomischen Zentrums Berlin (BerlinHECOR) vom BMBF finanziert wird.

Fragestellung: Was sind Zugangsbarrieren zur ambulanten Versorgung aus Patientensicht und wie hängen geografische Indikatoren zur Erfassung des Zugangs mit subjektiven Indikatoren aus Patientensicht im Raum Berlin und Brandenburg zusammen?

Methoden: Wahrgenommene Zugangsbarrieren zur ambulanten Versorgung wurden auf Basis der einschlägigen Literatur operationalisiert und in ein Fragebogeninstrument übertragen. Im nächsten Schritt wurde, auf Basis von Planungsräumen (Berlin) und Gemeinden (Brandenburg), eine quotierte Zufallsstichprobe von 10.000 Einwohner in Berlin und Brandenburg gezogen. Die Quotierung spiegelt Unterschiede in der Sozialstruktur und ambulanter Versorgungsstruktur wider. Um bei der Auswertung Unterschiede zwischen wahrgenommenen Zugangsbarrieren und der geographischen Dimension von Zugang zu analysieren, werden die Fragebogendaten mit den Geocodes der Adressen verknüpft. Der geographische Zugang wird anhand einer optimierten und lokal angepassten „floating catchment area“ Methode quantifiziert.

Ergebnisse: Die Instrumente zur Erfassung subjektiver Zugangsbarrieren orientieren sich an dem von Penchansky und Thomas (1981) entwickelten Konzept zum Zugang, welches Zufriedenheit hinsichtlich fünf definierter Dimensionen des Zugangs – Verfügbarkeit, räumliche Erreichbarkeit, Organisation/Ausgestaltung, Bezahlbarkeit und Akzeptanz – erfasst. Diese fünf Dimensionen sowie die Zufriedenheit mit Wartezeiten und Anfahrtswegen wurden für vier Arztgruppen (Hausarzt, Augenarzt, Orthopäde, Gynäkologe) ermittelt. Darüber hinaus wurden der Verzicht auf medizinische Versorgung sowie potentielle Alternativen zur ambulanten Versorgung abgefragt und der Gesundheitszustand sowie sozioökonomische Charakteristika erhoben. Auf Grundlage der regionalen Quotierung konnten in Berlin 12 Planungsräume und in Brandenburg 12 Gemeinden identifiziert, in welche insgesamt 10.000 Fragebögen versendet wurden. Insgesamt wurde ein Rücklauf von ca. 1700 Fragebögen erzielt. Erste Ergebnisse der Auswertung können auf dem Deutschen Kongress für Versorgungsforschung präsentiert werden.

Diskussion/Praktische Implikationen: Die Ergebnisse dieses Projektes können dazu beitragen, neue Maßzahlen für die Messung des Zugangs unter Berücksichtigung der Patientenperspektive zu entwickeln. Die Messung des Zugangs auf kleinräumiger Ebene sowie die Betrachtung des von Patienten wahrgenommenen Zugangs können zudem Hinweise zur Optimierung der Bedarfsplanung liefern.