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Welche Faktoren beeinflussen die prä-stationäre Indikationsstellung zur endoprothetischen Versorgung bei Knie- und Hüftarthrose?
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2018 |
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Hintergrund: Gelenkersetzende Operationen sind ein wichtiger Grund für die Hospitalisierung in Deutschland. Die Entscheidung zum Gelenkersatz ist sowohl von der Schwere als auch vom Stadium der Arthrose abhängig, aber auch von den bisher erfolgten Therapien und dem Leidensdruck des Patienten.
Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen im Arzt-Patienten-Kontakt die Überlegung und Besprechung der endoprothetischen Versorgung von Patienten mit symptomatischer Knie- und/oder Hüftarthrose?
Methode: Für diese Analyse wurden Primärdaten aus einer Patientenbefragung mit Sekundärdaten (Abrechnungsdaten der Barmer) verknüpft. Insgesamt wurden 9.734 Versicherte der Barmer mit einer Arthrosediagnose (ICD-10 Codes M15 [Polyarthrose], M16 [Coxarthrose] oder M17 [Gonarthrose]) in mindestens zwei Quartalen in 2014 stratifiziert nach Alter, Geschlecht und Diagnose (M15/M16/M17) zufällig ausgewählt. Sie wurden postalisch kontaktiert und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Dieser beinhaltete Fragen zu soziodemographischen Angaben, Gesundheitsverhalten, den WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index, 0: keine Beeinträchtigung- 100: extremer Schmerz/Steifigkeit/Beeinträchtigung) und ob sie sich die Implantation eines Kunstgelenkes wünschen bzw. ob sie bereits mit einem Arzt eine solche Operation besprochen haben.
Die patientenberichteten Angaben der Befragten (n=3.564) wurden mit den Angaben über die Verschreibung von Schmerzmitteln und Physiotherapie verknüpft. Personen mit einer Polyarthrose-Diagnose (M15, n=1.212) wurden von der vorliegenden Analyse ausgeschlossen. Patienten, die über Schmerzen in den entsprechenden Gelenken berichteten, wurden in drei Gruppen analysiert: Arthrose des Knies, der Hüfte oder von beidem. Logistische Regressionsmodelle wurden verwendet, um festzustellen, welche Parameter (Alter, Geschlecht, BMI>30, Verschreibung von Opioiden oder Physiotherapie, WOMAC, ob die Arthrose hauptsächlich von einem Orthopäden betreut wurde) damit assoziiert waren, eine gelenkersetzende Operation zu besprechen.
Ergebnisse: Von 2.352 Personen mit Knie- oder Hüftarthrose hatten 932 eine symptomatische Arthrose des Knies, 478 der Hüfte, 94 von beiden und 848 keine Schmerzen in den betroffenen Gelenken. Das Durchschnittsalter betrug 64 bis 67 Jahre, 63 bzw. 68 % waren weiblich und der mittlere BMI war hoch, besonders bei Patienten mit Kniearthrose (29kg/m²). 54-74 % hatten erhebliche Beeinträchtigungen (WOMAC>39). 72-83 % hatten Schmerzmittel, 12-25 % Opioide und 33-46 % Physiotherapie. 63-72 % wurden hauptsächlich von Orthopäden betreut und 91-99 % hatten bereits eine röntgenologische Diagnostik des betroffenen Gelenkes erhalten. 45-50 % hatten eine Gelenkersatz-OP besprochen, 14-17 % gaben an, sich aufgrund ihrer Beschwerden eine solche Operation zu wünschen. In 86-93 % der Fälle wurde eine mögliche OP mit einem Orthopäden besprochen. Sowohl bei Knie- als auch bei begleitender Hüft- und Kniearthrose waren das männliche Geschlecht und der Orthopäde als Hauptansprechpartner damit assoziiert, eine OP besprochen zu haben (OR Orthopäde ist Hauptansprechpartner für Knie und Hüfte 7,2 (95 % KI 1,9; 26,8), OR für Hüfte 1,6 (0,9; 2,8), OR für Knie 1,7 (1,1; 2,6)). Alter, WOMAC und Opioidverordnung waren nur für Kniearthrose mit einem höheren Odds Ratio (OR) verbunden, eine OP zu besprechen.
Diskussion: Die Beschwerdeintensität ist bei Personen mit begleitender Knie- und Hüft-Arthrose am höchsten. Eine Gelenkersatz-OP wird hauptsächlich von Orthopäden mit den Patienten besprochen.
Mit Männern sprechen Ärzte eher über eine OP, bei Hüftarthrose ist dieses Ergebnis nicht statistisch signifikant. Die Beschwerdeintensität und das Besprechen einer OP waren nur schwach miteinander assoziiert. Es scheinen andere Faktoren wichtiger dafür zu sein, wann man eine Operation an Knie und Hüfte in Betracht zieht.
Praktische Implikationen: Die Überlegung der endoprothetischen Operation über die Indikationsstellung bis hin zur Planung sind Teile eines komplexen Ablaufes. Den optimalen Zeitpunkt für den Eingriff zu finden, scheint in Anbetracht des auch röntgenologisch nachgewiesenen Schweregrades, der Krankheitsbelastung für den Patienten und genutzter konservativer Maßnahmen schwierig und unterstreicht die Notwendigkeit von evidenz- und konsensbasierten Indikationskriterien, um die Versorgungsqualität zu verbessern.