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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Patientencharakteristika, Versorgungswege und Inanspruchnahme von SAPV in der Region Nordrhein. Retrospektive Routinedatenanalyse im APVEL-Projekt

Meeting Abstract

  • Ingo Meyer - Universität zu Köln, PMV Forschungsgruppe, Köln
  • Ingrid Schubert - Universität zu Köln, PMV Forschungsgruppe, Köln
  • Peter Ihle - Universität zu Köln, PMV Forschungsgruppe, Köln
  • Robin Fink - AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse, Unternehmensbereich Ambulante Versorgung, Geschäftsbereich Ärzte/Zahnärzte, Düsseldorf
  • Olga Dortmann - AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse, Unternehmenssteuerung, Stabsbereich Politik – Gesundheitsökonomie – Presse, Düsseldorf
  • Christian G.G. Sorg - AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse, Unternehmenssteuerung, Stabsbereich Politik – Gesundheitsökonomie – Presse, Düsseldorf

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf278

doi: 10.3205/18dkvf278, urn:nbn:de:0183-18dkvf2780

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Meyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Mit der 2007 veröffentlichten Richtlinie zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) [1] hat der Gemeinsame Bundesausschuss eine Grundlage geschaffen, unheilbar kranke Patienten am Ende des Lebens zuhause zu betreuen. Als Komplexleistung umfasst die SAPV medizinische und pflegerische Leistungen sowie Leistungskoordination und Beratung von Betroffenen [2]. Die SAPV stellt dabei die intensivste Versorgungsform dar, die eingesetzt werden soll, wenn andere Angebote nicht mehr ausreichen. Verordnungsvoraussetzung ist das Vorliegen eines komplexen (also sehr ausgeprägten) Symptomgeschehens.

Fragestellung: Das Projekt APVEL - Evaluation der Wirksamkeit von SAPV in Nordrhein evaluiert den aktuellen Stand der SAPV-Versorgung in der Region Nordrhein, um daraus Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Versorgung zu formulieren. Als Teil des Projekts wird durch retrospektive Routinedatenanalyse eine Bestandsaufnahme zu Patientencharakteristika, Versorgungswegen und der Inanspruchnahme von SAPV-Leistungen vorgenommen. Des Weiteren erfolgt ein Vergleich mit der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) sowie der ambulanten Palliativregelversorgung.

Methode: Die Analyse beruht auf den Routinedaten von Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg mit Wohnsitz in der Region Nordrhein. Erhoben werden Stammdaten (pseudonymisiert) einschl. Versicherungszeiten, sowie Daten zur ambulanten ärztlichen Versorgung, Krankenhausbehandlung und Rehabilitation, Verordnungsdaten, Heil- und Hilfsmittel, ausgewählte sonstige Leistungen (Hospizaufenthalte) sowie Daten der gesetzlichen Pflegeversicherung.

Ausgewertet werden alle Versicherten (18 Jahre und älter), die in den Jahren 2014 bis 2016 verstorben sind. Für Analysen zur Prävalenz der Inanspruchnahme von Palliativleistungen wird außerdem eine Population gebildet, die aus allen Versicherten (18 Jahre und älter) besteht, die in den Jahren 2014 bis 2016 mindestens eine dokumentierte Palliativleistung in Anspruch genommen haben. Hierbei werden neben AAPV und SAPV auch Palliativleistungen der ambulanten Regelversorgung, sowie stationäre Leistungen berücksichtigt.

Ergebnisse: Die Bereitstellung der Daten erfolgte Ende März, so dass zum Zeitpunkt der Abstracteinreichung noch keine Ergebnisse präsentiert werden können. Im Oktober 2018 werden die Auswertungen weitgehend abgeschlossen sein, so dass Aussagen zu den folgenden Bereichen gemacht werden können: Anteil der Patienten mit Inanspruchnahme von Leistungen, Zeitpunkt der Erstverordnung und Dauer der Versorgung, Sterbeort, Unterschiede der Patienten in SAPV und AAPV (hinsichtlich Demografie, Morbidität, Leistungsgeschehen und weiteren Faktoren). Des Weiteren wird analysiert, welche Patientencharakteristika Einfluss auf die Verordnung nehmen, sowie Unterschiede zwischen SAPV- und AAPV-Patienten in Bezug auf Chemotherapie in den letzten drei Lebensmonaten bei Krebspatienten, Anlage einer PEG-Sonde bei Demenzpatienten und Anlage eines implantierbaren Defibrillators bei Herzinsuffizienz.

Diskussion: Die Ergebnisse werden eine umfassende Einschätzung der Inanspruchnahme von SAPV in der Region Nordrhein erlauben. Interessant wird dabei vor allem sein, wie die APVEL-Auswertungen zu vorliegenden Analysen zu Sterbeorten [3], mittlerer Versorgungdauer, aber auch der Frage nach kurativer Über- und palliativer Unterversorgung stehen [4].

Praktische Implikationen: Zusammen mit den weiteren Ergebnissen des APVEL-Projektes, insb. der Befragung von Zuweisern in die SAPV und der Evaluation der Wirksamkeit von SAPV und AAPV zur Linderung belastender Symptome, wird eine Handlungsempfehlung zur Weiterentwicklung der SAPV in Deutschland entwickelt. Der Entwicklung der Handlungsempfehlung wird ein Delphi-Prozess unter externen Experten vorausgehen sowie mehrere Netzwerkmeetings.

Das dieser Veröffentlichung zugrundliegende Projekt wurde mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss unter dem Förderkennzeichen 01VSF16007 gefördert.


Literatur

1.
Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Verordnung von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung. Berlin, 2007.
2.
Fink R. Struktur der ambulanten Palliativversorgung in Nordrhein(-Westfalen), In: Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, Editor. Arzneimittel in der Palliativversorgung – Tagungsdokumentation der Fachtagung Sozialpharmazie. Bielefeld: LZG NRW; 2017. S. 93-108.
3.
Dasch B, et al. Place of Death: Trends Over the Course of a Decade: A Population-Based Study of Death Certificates From the Years 2001 and 2011. Deutsches Ärzteblatt International. 2015;112(29-30):496-504.
4.
Radbruch L, Andersohn F, Walker J. Palliativversorgung Modul 3: Überversorgung kurativ – Unterversorgung palliativ? In: Bertelsmann Stiftung, Editor. Analyse ausgewählter Behandlungen am Lebensende, in Faktencheck Gesundheit. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung; 2015.