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Evaluation einer neuen Versorgungsform für onkologische Patient/innen – Vorstellung des Forschungsvorhabens und erster Ergebnisse der Baseline-Befragungen
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2018 |
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Hintergrund: Onkologische Erkrankungen verzeichnen weiterhin eine hohe Inzidenz in Deutschland. Jährlich erhalten 229.920 Frauen und 252.550 Männer die Diagnose einer Krebsneuerkrankung [1]. Aufgrund der Erkrankungsverläufe sind die Patient/innen sowie deren Angehörige mitunter hohen medizinischen und sozialen Belastungen ausgesetzt [2], [3], [4]. Dahingehende Versorgungsdefizite betreffen sowohl den ambulanten und stationären Bereich als auch die Unterstützung mit sozialmedizinischen Beratungsangeboten.
Als Reaktion hierauf wurde durch eine gesetzliche Krankenversicherung ein engmaschiges sozialmedizinisches Beratungsangebot für Patient/innen mit onkologischen Erkrankungen entwickelt, das u.a. ihre medizinische Behandlung, die psychosoziale Betreuung sowie das Krankheitsverständnis in den Blick nimmt. Hierbei begleitet speziell geschultes Personal ein Jahr lang onkologische Patient/innen mit dem Ziel, die Lebensqualität und Selbstbestimmtheit der Patient/innen zu erhöhen. Wichtig für die Bewertung der Effektivität und des Nutzens neuer Versorgungsformen im Gesundheitssystem ist eine begleitende Forschung, die im Rahmen des Projekts durchgeführt wird.
Fragestellung: Die wissenschaftliche Evaluation erfolgt unter der Fragestellung, wie die Beratungen die Arzt-Patienten-Kommunikation, die Gesundheitskompetenz und die Teilhabe an medizinischen Entscheidungsprozessen der Patient/innen verändern. Darüber hinaus wird untersucht, welchen Einfluss diese Faktoren auf die Lebensqualität haben und wie sich das Inanspruchnahmeverhalten sowie die Versorgungsaufwendungen verändern.
Methode: Die Evaluation wurde als nicht randomisierte, kontrollierte und multizentrische Interventionsstudie im Rahmen eines Mixed-Methods-Designs konzipiert. Subjektiv berichtete Paramater der Patient/innen werden im Rahmen von vier Evaluationsbefragungen innerhalb eines Jahres nach der Rekrutierung erhoben. Zusätzlich werden Routinedaten der gesetzlichen Krankenkasse zur Untersuchung von objektiven Parametern (z.B. Krankheitsverläufe, Inanspruchnahmeverhalten, Kosten) analysiert. Eine qualitative Inhaltsanalyse von Projekttagebüchern des für die Beratung geschulten Personals dient der Auswertung ihrer praktischen Erfahrungen.
Ergebnisse: Die Evaluationsbefragungen in der Interventions- und der Kontrollgruppe werden derzeit in drei Kliniken innerhalb Deutschlands durchgeführt. Im Rahmen des Kongresses werden das Forschungsvorhaben, der Rekrutierungsfortschritt und die ersten Ergebnisse aus der Baseline-Erhebung vorgestellt. Zum aktuellen Zeitpunkt konnten in der Interventionsgruppe 23 und in der Kontrollgruppe 21 Patient/innen rekrutiert werden. Bis zum Kongress erwarten wir eine Fallzahl von etwa 120 Patient/innen in jeder Gruppe.
Diskussion: Die sozialmedizinische Betreuung von Patient/innen stellt eine große Herausforderung dar und bedarf neuer Versorgungsformen. Durch die zusätzliche Unterstützung von Patient/innen können mit Hinblick auf die Arzt-Patienten-Kommunikation und die Gesundheitskompetenz möglicherweise die Teilhabe an Entscheidungsprozessen und die Lebensqualität erhöht werden. Effekte, aber auch Vor- und Nachteile einer solchen Intervention sind zu diskutieren.
Praktische Implikationen: Durch die Evaluation können Erkenntnisse erlangt werden, aus denen wichtige Aspekte für die Übertragung dieser neuen Versorgungsform in die Regelversorgung abgeleitet werden können.
Literatur
- 1.
- Robert Koch Institut. Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland. Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut. 2016. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebsgeschehen /Krebsgeschehen_download.pdf?__blob=publicationFile [05.03.2018].
- 2.
- Künzler A, Zindel A, Znoj H J, Bargetzi M. Psychische Belastungen bei Krebspatienten und ihren Partnern im ersten Jahr nach Diagnosestellung. Praxis. 2010;99(10):593-9.
- 3.
- Preisler M, Goerling U. Angehörige von an Krebs erkrankten Menschen. Onkologe. 2016; 22:336-41.
- 4.
- Wedding U, ·Meran J G, Höffken K. Übertherapie in der Onkologie: Wann ist weniger mehr? Onkologe. 2008; 14:691–700.