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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Problemorientiertes Lernen in Lehrveranstaltungen zur Versorgungsforschung: ein Erfahrungsbericht

Meeting Abstract

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  • Silke Kuske - Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, Lehrgebiet Pflegewissenschaft und Versorgungsforschung, Düsseldorf
  • Bärbel Wesselborg - Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, Pflegepädagogik, Düsseldorf

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf256

doi: 10.3205/18dkvf256, urn:nbn:de:0183-18dkvf2565

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Kuske et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Versorgungsforschung, mit interdisziplinärem Fokus auf die Versorgungsqualität unter Alltagsbedingungen flankiert neben Grundlagen- und klinischer Forschung weitere Bereiche wie die Implementierungs-, und Patientensicherheitsforschung [1]. Um Studierende beispielsweise der Pflegepädagogik zu befähigen komplexe Versorgungsforschungsfragestellungen zu bearbeiten, müssen die spezifischen Modelle, Theorien und Methoden mit dem Fokus auf Wissenstransfer gelehrt werden. Dabei kann die Erzeugung von nicht auf Problemstellungen übertragbarem „trägem Wissen“ [2], durch das Aufgreifen von realen Problemstellungen in Lehrveranstaltungen vermieden werden.

Fragestellung: Vor diesem Hintergrund soll dargestellt werden, wie die Lehre beispielsweise in pflegepädagogischen Studiengängen hinsichtlich der Theorien, Modelle und Methoden der Versorgungsforschung hochschuldidaktisch gestaltet werden kann, um die Motivation und den Lernerfolg der Studierenden zu erhöhen.

Methode: Problemorientiertes Lernen (PbL) ist eine Methode in welcher an komplexen und realitätsnahen Problemstellungen gelernt wird. PbL ermöglicht die Bearbeitung eines Problems und den Erwerb von Wissen in einem bestimmten Anwendungskontext. Hierzu werden Theorien direkt auf die Anwendungsbedingungen übertragen, sodass sich die Motivation der Studierenden erhöht [2]. PbL basiert auf den Schritten:

1.
Sichten der Problemdarstellung und Klärung unklarer Begriffe,
2.
Problemdefinition sowie Definition der Fragestellung(en),
3.
Problemanalyse,
4.
Bearbeitung und Analyse der bisherigen Schritte,
5.
Formulierung der Lernfrage,
6.
weitere Informationssammlung und
7.
Informationszusammenstellung sowie Ergebnissicherung [3].

PbL kann modifiziert und in veränderten Abfolgen angewendet werden. Übergeordnet bleibt das Lernen an einem Problem bestehen [4].

Ergebnisse: Im pflegepädagogischen Studiengang der Fliedner Fachhochschule werden Theorien, Modelle und Methoden der Versorgungsforschung im Rahmen von Managed Care regelhaft im sechsten Semester behandelt. Das PbL wird als übergreifendes Konstrukt genutzt. Ausgangspunkt stellt ein komplexer Versorgungsfall mit dem Schwerpunkt Überleitungsmanagement unter dem Fokus Versorgungsforschung dar. Es gab erste Hinweise darauf, dass die Studierenden, in der visualisiert unterstützen Auseinandersetzung mit dem konkreten Fall, die Komplexität von Versorgungssituationen und Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung deutlicher erfassen konnten als in herkömmlichen Seminaren. Beispielsweise waren eine tiefergehende Reflexion und Anwendung von theoretischen Ansätzen der Versorgungsforschung bezogen auf den behandelten Fall sowie ein Erkennen des eigenen Lernerfolgs beobachtbar.

Diskussion: PbL scheint besonders zur Aneignung von Inhalten der Versorgungsforschung geeignet zu sein [5]. Systematische Forschung ist notwendig um Evidenz zur Effektivität der Lehrmethode im Zusammenhang mit der Versorgungsforschung zu erhalten.

Praktische Implikationen: Vor dem Hintergrund der Lehre in der Versorgungsforschung scheint es sinnvoll, dass z.B. im Rahmen von Managed Care realitätsnahe Problemstellungen eingesetzt werden, um die Motivation und den Lernerfolg von Studierenden zu erhöhen.


Literatur

1.
Pfaff H, Glaeske G, Neugebauer E, Schrappe M, eds. Lehrbuch Versorgungsforschung, 2. vollst. überarb. Auflage. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2017.
2.
Renkl A. Träges Wissen: Wenn Erlerntes nicht genutzt wird. Psychol Rundsch. 1996;47(2):78-92.
3.
Darmann-Finck I, Boonen A, Hrsg. Problemorientiertes Lernen auf dem Prüfstand – Erfahrungen und Ergebnisse aus Modellprojekten. Hannover: Schlütersche; 2008. (»Bremer Schriften«).
4.
Reusser K. Problemorientiertes Lernen – Tiefenstruktur, Gestaltungsformen, Wirkung. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung. 2005;23(2):159-82.
5.
Weber A. Problem-Based-Learning – Ein Handbuch für die Ausbildung auf der Sekundarstufe II und der Tertiärstufe. 2., überarb. Aufl. Bern; 2007.