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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Einstellungen von Hausärzten und Pflegefachpersonen zur Übertragung ärztlicher Aufgaben auf nicht-ärztliches Personal in der ambulanten Demenzversorgung – Entwicklung und Erprobung eines Fragebogens

Meeting Abstract

  • Bianca Biedenweg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Methoden der Community Medicine, Greifswald
  • Maresa Buchholz - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Methoden der Community Medicine, Greifswald
  • Terese Dehl - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Standort Rostock/Greifswald, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Standort Greifswald, Greifswald
  • Attila Altiner - Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock
  • Roman F. Oppermann - Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management, Neubrandenburg
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
  • Thomas Kohlmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Methoden der Community Medicine, Greifswald

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf249

doi: 10.3205/18dkvf249, urn:nbn:de:0183-18dkvf2497

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Biedenweg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Damit eine vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung angemessene ambulante ärztliche als auch pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz gelingt, werden immer häufiger Fragen über eine Aufgabenübertragung von ärztlichen Tätigkeiten auf nicht-ärztliches Personal diskutiert [1]. Bislang ist jedoch wenig über die subjektiven Einstellungen gegenüber dieser Aufgabenteilung bekannt.

Fragestellung: Um die Einstellungen von Hausärzten (HÄ) und im ambulanten Bereich tätigen Pflegefachpersonen (PFP) gegenüber einer künftigen Aufgabenneuverteilung zu erfassen, wurde für eine vom Innovationsfond geförderte Studie ein Fragebogen entwickelt, der vier Themenbereiche adressiert: (1) Bedarf einer zusätzlichen Qualifikation einer Pflegefachperson, (2) Akzeptanz durch verschiedene Berufsgruppen und beteiligten Personen, (3) mögliche Auswirkungen auf die Arzt-Patienten-Beziehung sowie (4) denkbare Optionen für eine finanzielle und strukturelle Implementierung in die Regelversorgung.

Methode: Der Fragebogen wurde auf Grundlage eines systematischen Reviews deutscher und englischsprachiger Literatur (2007-2017) entwickelt. Studien mit quantitativen und qualitativen Designs sowie mit einem Mixed-Methods-Ansatz wurden eingeschlossen. Nach Sichtung und Sortierung der relevanten Literaturergebnisse erfolgte für jede der vier Themenbereiche die Erstellung eines Itempools. Die identifizierten Items wurden anschließend zu inhaltlichen Schwerpunkten zusammengefasst, mit deren Hilfe eine erste Fragebogenversion für Hausärzte und Pflegefachpersonen erstellt werden konnte. Beide Fragebögen wurden nachfolgend in drei Befragungswellen mittels eines Pre-Tests auf Verständlichkeit und Vollständigkeit im Rahmen von qualitativen Einzel- und Fokusgruppen-Interviews überprüft sowie die Ausfülldauer gemessen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 49 Publikationen identifiziert werden. Nach Ausschluss von Duplikaten wurden 108 Items bestimmt und den entsprechenden Themenbereichen zugeordnet: fünf Items für die Dimension „Qualifikationsbedarf“, 63 Items für die Dimension „Akzeptanz“, 27 Items für die Dimension „Arzt-Patienten-Beziehung“ sowie 13 Items für die Dimension „finanzielle und strukturelle Implementierung in die Regelversorgung“. Mit Hilfe der Items entstand eine erste Fragebogenversion für Hausärzte und Pflegefachpersonen. Nach den Pre-Tests (11 HÄ, 9 PFP) wurde der Umfang der Fragebogenversionen reduziert und strukturell angepasst. Die durchschnittliche Ausfüllzeit lag bei 17 Minuten. Die kritischen Anmerkungen der Pre-Tester ermöglichten die Erstellung eines aus 27 Items bestehenden Fragebogens für Hausärzte und für Pflegefachpersonen. Die Items verteilen sich dabei wie folgt: Qualifikationsbedarf: 4 Items, Akzeptanz: 17 Items, Arzt-Patienten-Beziehung: 4 Items und finanzielle und strukturelle Implementierung in die Regelversorgung: 2 Items.

Diskussion: Mittels des entwickelten Fragebogens existiert ein neues Instrument, welches die subjektiven Einstellungen von Hausärzten und Pflegefachpersonen gegenüber einer künftigen Aufgabenübertragung von ärztlichen Aufgaben auf nicht-ärztliches Personal erfasst. Im Rahmen der Hauptstudie wird der Fragebogen an einem Querschnitt von Hausärzten (N=195) und Pflegefachpersonen (N=195) eingesetzt. Gleichzeitig erfolgt die Ermittlung der Einstellungen von Menschen mit Demenz (N=195) und deren Angehörige (N=195) mittels einer modifizierten Version. Sobald die Hälfte der angegebenen Stichprobengröße pro Gruppe erreicht ist, wird der Fragebogen mit Hilfe einer Interim-Analyse psychometrisch auf Parameter der Praktikabilität, Reliabilität und Validität überprüft werden.

Praktische Implikation: Die im Fragebogen enthaltenen Items sind allgemein formuliert, sodass es denkbar ist, den Fragebogen mit geringer Modifikation für andere Themenreiche in der ambulanten Krankenversorgung (z.B. in der Versorgung von Patienten mit Diabetes mellitus) einzusetzen. Hieraus ergibt sich die Chance, eine Vergleichbarkeit über unterschiedliche Versorgungsbereiche hinweg herzustellen.


Literatur

1.
Bechtel P, Smerdka I, Lipp AK. Pflege im Wandel gestalten. Eine Führungsaufgabe. 2. Auflage. Berlin: Springer-Verlag; 2017.