gms | German Medical Science

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Lokales Versorgungsmanagement für chronisch erkrankte ältere Menschen – die randomisiert-kontrollierte LoChro-Studie

Meeting Abstract

  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg
  • Gloria Metzner - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg
  • Frederike Bjerregaard - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg
  • Fabian Frank - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, AG Psychotherapie- und Versorgungsforschung, Freiburg
  • Jürgen Bengel - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Freiburg
  • Lena Krämer - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Abteilung Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie, Freiburg
  • Eva-Maria Bitzer - Pädagogische Hochschule Freiburg, Public Health & Health Education, Freiburg
  • Klaus Kaier - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg
  • Cornelia Kricheldorff - Katholische Hochschule Freiburg, Soziale Gerontologie und Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, Freiburg
  • Jasmin Kiekert - Katholische Hochschule Freiburg, Soziale Gerontologie und Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, Freiburg
  • Andy Maun - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg
  • Wilhelm Niebling - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg
  • Jochen Seufert - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Freiburg
  • Bernhard Heimbach - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg
  • Christoph Maurer - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg
  • Sebastian Voigt-Radloff - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf239

doi: 10.3205/18dkvf239, urn:nbn:de:0183-18dkvf2397

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Farin-Glattacker et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die aktuelle Evidenz legt nahe, dass bei älteren Menschen mit Depression, Diabetes Mellitus Typ 2, Demenz und bei Personen mit erhöhtem Risiko, die Selbständigkeit in der eigenen Häuslichkeit zur verlieren, komplexe Interventionen des Versorgungs- und Case-Managements durchführbar und effektiv sind. Jedoch existiert bei multimorbiden Patienten nur begrenzte Evidenz hinsichtlich gesundheitlicher Verbesserungen und Kosteneinsparpotenziale durch eine verstärkte Koordination in einem transsektoralen Versorgungsmanagement. Basierend auf diesem Erkenntnisstand zielt das vom BMBF geförderte Projekt (Förderkennzeichen 01GL1703A) darauf ab, die Evidenzlücke zwischen den Ansätzen zu Einzeldiagnosen und einer komplexen kollaborativen Versorgung von älteren und hochbetagten Menschen mit multiplen Behinderungen zu reduzieren.

Fragestellung: LoChro stellt eine neue lokal koordinierte Versorgungsform bei älteren Menschen mit chronischen Erkrankungen inkl. Depression, Diabetes Mellitus Typ 2, Demenz und Gebrechlichkeit dar. Ziel von LoChro ist es, die Therapieeffekte eines gestuften Versorgungsmanagements auf die funktionale Gesundheit, Depressivität, Zufriedenheit mit der Versorgung sowie Inanspruchnahme und Kosten von Gesundheitsleistungen zu evaluieren. Die LoChro-Studie, die im August 2017 begann, soll mit dem vorliegenden Beitrag vorgestellt werden. Die Studie vergleicht die Wirksamkeit der neuen LoChro-Versorgung und der bisherigen Versorgungsroutine im transsektoralen Setting von der Notfallaufnahme bis zur kommunalen Gesundheitsversorgung.

Methode: Die LoChro Intervention sieht vor, dass eine qualifizierte Pflegefachkraft (Chronic Care Manager CCM) chronisch erkrankte Patienten darin unterstützt, eine aufeinander abgestimmte Versorgung zu erhalten. Dies erfolgt in bis zu 16 Kontakten (Besuche und Telefonate) und je nach Bedarf in folgenden Stufen:

1.
Stärkung der Gesundheitskompetenz und Selbstmanagementfähigkeit
2.
Wenn ein familiäres Umfeld oder andere informelle Unterstützungsformen vorhanden sind, werden diese gestärkt und unterstützt.
3.
Fehlt ein informelles Unterstützungsnetzwerk und reicht die Stärkung der Selbstmanagementfähigkeiten nicht aus, werden geschulte Ehrenamtliche vermittelt.
4.
Bei leichten bis mittleren depressiven Verstimmungen bietet die Fachkraft zusätzlich wirksame Strategien an (Problemlösetraining und Ausbau positiver Aktivitäten).
5.
Sind die Patienten an Diabetes erkrankt, bietet die Fachkraft zusätzlich drei Einheiten zum Diabetesmanagment an.
6.
Liegt ein Bedarf für formelle medizinische Unterstützung vor wie z.B. bessere Hausarztanbindung, Maßnahmen gegen Mehrfachmedikation, Angehörigenberatung bei Demenz oder Rehabilitation bei Sturzgefahr, informiert und motiviert die Fachkraft die Patienten und ihre Angehörigen über die Angebote der Region.

Die Studie wird etwa 800 Personen aus dem Universitätsklinikum Freiburg einschließen. Die eine Hälfte der Gruppe erhält die Versorgung wie bisher, die andere Hälfte erhält zusätzlich die LoChro Intervention für ein Jahr. Die zu messenden Endpunkte werden zur Baseline sowie nach 12 und nach 18 Monaten erfasst. Kosteneffektivitätsanalysen werden aus der Perspektive der Gesundheitsversorgung durchgeführt.

Ergebnisse: Es werden das Konzept der Intervention, das Evaluationsdesign sowie erste Umsetzungserfahrungen und aktuelle deskriptive Daten zu den teilnehmenden Personen präsentiert.

Diskussion: Innovative Aspekte von LoChro sind vor allem in der Integration verschiedener relevanter Einzelmaßnahmen im Rahmen eines „Collaborative Care“-Ansatzes zu sehen: z.B. Verbesserung des Selbstmanagements, Erleichterung des Zugangs zur informellen oder von Ehrenamtlichen getragenen Unterstützung, regelmäßige Kommunikation zwischen CCM, Hausarzt und geriatrischem Team sowie der Aufbau einer Informationsressource für den CCM zur Kenntnis regionaler Unterstützungsangebote.

Praktische Implikationen: Basierend auf den Evaluationsergebnissen wird eine Leitlinie zur Implementierung von Ansätzen des Local Collaborative and Stepped Care Management für ältere Menschen erarbeitet. Das Interventionsmanual wird veröffentlicht und es ist im Falle einer positiven Evaluation geplant, LoChro in der Implementierungsregion in einer routinetauglichen Form in den Versorgungsalltag zu integrieren.