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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Prävention der Postsplenektomie-Sepsis bei Patienten mit Asplenie (PräPPS)

Meeting Abstract

  • Siegbert Rieg - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Abteilung Infektiologie, Klinik für Innere Medizin II, Freiburg
  • Manuela Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg
  • Sabine Garst - AOK Baden-Württemberg, Fachbereich Integriertes Leistungsmanagement, Stuttgart
  • Katrin Tomaschko-Ubeländer - AOK Baden-Württemberg, Fachbereich Integriertes Leistungsmanagement, Stuttgart
  • Winfried Kern - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Abteilung Infektiologie, Klinik für Innere Medizin II, Freiburg
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf231

doi: 10.3205/18dkvf231, urn:nbn:de:0183-18dkvf2316

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Rieg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Patienten mit anatomischer Asplenie (Fehlen der Milz) oder funktioneller Asplenie (Funktionsverlust der Milz) haben lebenslang ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere, invasive Infektionen. Die am meisten gefürchtete Komplikation stellt die schwer verlaufende Postsplenektomie-Sepsis (PSS, auch ‚Overwhelming Post-Splenectomy Infection‘ [OPSI] genannt) dar, deren Mortalität auch heute noch bis zu 50?% erreicht. Effektive Präventionsmaßnahmen in Form von Impfungen, Antibiotika-Prophylaxe (dauerhaft oder Stand-by) sowie Patientenschulung und -Aufklärung stehen zur Verfügung. Trotz klarer Empfehlungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften ist die Umsetzung dieser Maßnahmen jedoch äußerst schlecht – so erhielten z.B. laut Freiburger Asplenie-Register nur 27% der eingeschlossenen Patienten alle empfohlenen Impfungen.

Fragestellung: Das vorliegende Projekt versucht mit innovativen Strategien die Umsetzung der Präventionsmaßnahmen zu verbessern und eine Schwachstelle der intersektoralen Versorgung zu beheben. Durch eine prospektive, kontrollierte Studie wird die Effektivität der Intervention untersucht.

Methode: In Phase 1 des Projekts wird eine Patienten- und Versorger-fokussierte Interventionsstrategie, die sowohl edukative als auch motivierende Aspekte berücksichtigt, entwickelt. In Phase 2 erfolgt die Implementation und Evaluation der Intervention im Rahmen eines prospektiven, kontrollierten Designs. Als Vergleichsgruppe dient eine historische Kontrollgruppe, da diese die bislang gängige Praxis ideal abbildet. Studienteilnehmer werden durch die AOK mittels Abfrage des OPS/ICD-10-Codes identifiziert.

Ergebnisse: Die verbesserte Umsetzung der Präventionsmaßnahmen wird durch Erfassung des PräPPS-Scores (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) erhoben (primärer Endpunkt). Als sekundäre Endpunkte werden Patientenaktivierung und Gesundheitskompetenz, partizipative Entscheidungsfindung, subjektiver Wissenszuwachs und Zufriedenheit mit der Intervention sowie die Anzahl an hospitalisierungspflichtigen schweren Infektionen und Postsplenektomie-Sepsis-Episoden erhoben.

Diskussion: In der internationalen Literatur wird wiederholt die schlechte Umsetzung der Präventionsempfehlungen bei Patienten mit Asplenie demonstriert und eindringlich auf eine Verbesserung hingewiesen. Schlüssige und effektive neue Strategien zur Verbesserung der Versorgung jenseits der passiven Bereitstellung von Informationsmaterial sind bislang jedoch nicht beschrieben. Das Projekt adressiert nach unserem Wissen als erstes die ungenügende Adhärenz an die Präventionsempfehlungen mittels einer neuartigen, auf Patienten und Versorger fokussierten Interventionsstrategie.

Praktische Implikationen: Durch die häufiger durchgeführten Präventionsmaßnahmen ist eine Reduktion von schweren krankenhauspflichtigen Infektionen und der Post-Splenektomie-Sepsis (PSS) bei Patienten mit Asplenie sowie, damit verbunden, eine Reduktion der von den Krankenkassen zu tragenden Kosten zu erwarten. Darüber hinaus kann die Entwicklung einer sowohl Patienten- als auch Versorger-fokussierten und in der Versorgungswirklichkeit von der GKV initiierbaren Präventionsstrategie als Modell für andere sektorübergreifende Versorgungsprobleme und Präventionsschwachstellen dienen.

Die Studie (Antrags-ID: VSF1_2017-199) wurde vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss unter Auflagen zur Förderung ausgewählt; der endgültige Förderbescheid wird für Mitte April 2018 erwartet. Der Projektbeginn ist 01.07.2018.