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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Vergleichender Einsatz von Sturzrisiko-Screenings und Sturzpräventionsmaßnahmen bei geriatrischen Krankenhauspatienten – eine ökonomische Bewertung

Meeting Abstract

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  • Lilli Neumann - Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Hamburg, Forschungsabteilung, Hamburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf225

doi: 10.3205/18dkvf225, urn:nbn:de:0183-18dkvf2256

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Neumann.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Sturzereignisse älterer Patienten im Krankenhaus sind unerwünschte Ereignisse mit berichteten Häufigkeiten von 1,3-8,9 Stürzen/1.000 Belegtagen. Sie gehen einher mit verlängerter Verweildauer, Immobilität, Behinderung und Institutionalisierung. Stürze verursachen zusätzlichen monetären Ressourcenbedarf im Krankenhaus, z.B. berichtet i.H.v. 4.233 USD/Pat. Die Vermeidung von Stürzen ist deshalb essentieller Bestandteil von Konzepten zur Verbesserung der Patientensicherheit. Bestandteile wirksamer Sturzprävention sind Sturzrisiko-Screenings und multifaktorielle präventive Interventionen. Im BMBF Förderschwerpunkt „Gesundheit im Alter“ wurde das LUCAS Sturzrisiko-Screening entwickelt und validiert. Im Unterschied zum verbreiteten STRATIFY Screening beinhaltet es weniger zu bewertende Risikofaktoren bei verbessert abgegrenzter Hochrisikogruppe. Ziel der Untersuchung war der gesundheitsökonomische Vergleich des multifaktoriellen Sturzpräventionskonzepts einer akutstationären geriatrischen Klinik unter Einsatz des LUCAS Sturzrisiko-Screenings im Vergleich zum STRATIFY.

Fragestellung:

1.
Sind die erwarteten Kosten je Patient zur Durchführung systematischer, multifaktorieller Sturz-präventionsmaßnahmen und Versorgung gestürzter Patienten unter Verwendung des LUCAS Sturzrisiko-Screenings im Vergleich zum STRATIFY geringer (Kosten-Kosten-Analyse)?
2.
Ist die Kosten-Effektivität je Patient zur Durchführung systematischer, multifaktorieller Sturz-präventionsmaßnahmen und Versorgung gestürzter Patienten unter Anwendung des LUCAS Sturzrisiko-Screenings höher als unter STRATIFY (Kosten-Effektivitäts-Analyse)?

Methodik: Als Quellen dienten zwei Datensätze aus einer akutstationären geriatrischen Klinik mit Patienten >=65 Jahre: Datensatz I: 2004-2006 (n=4.735) sowie Datensatz II: 2010-2011 (n=2.402). Aus der Krankenhausperspektive wurden eine Kosten-Kosten-Analyse (Datensatz I) und eine Kosten-Effektivitäts-Analyse (Bewertung der Alternative STRATIFY: Datensatz I, Bewertung der Alternative LUCAS: Datensatz II) durchgeführt. Sensitivitätsanalysen untersuchten die Robustheit. Die Menge benötigter personeller Ressourcen und Materialien für die Durchführung des Sturzpräventionskonzeptes wurden mit Fragebogen-Erhebung generiert. Outcome war die Rate gestürzter Patienten. Die Vergleiche wurden auf Basis von Entscheidungsbaum-Modellen durchgeführt.

Ergebnisse: Der Vergleich zwischen den Sturzrisiko-Screenings LUCAS und STRATIFY ergab:

1.
Kosten-Kosten-Analyse: inkrementelle Kosten -82,23 EUR/Pat.;
2.
Kosten-Effektivitäts-Analyse (strukturungleiche Datensätze): inkrementelle Kosten -200,88 EUR/Pat.; inkrementelles Outcome/Pat. 0,02; ICER -11.973,75 EUR.

Diskussion: Die Unterschiede zwischen den Handlungsalternativen STRATIFY und LUCAS erklärten sich durch eine veränderte Sturzrisikostruktur der Patienten und durch verkürzte Krankenhausverweildauern. Die Robustheit der Analysen bestätigte sich, mit Ausnahme der Minimum-Analyse für die Kosten-Kosten-Analyse.

Praktische Implikationen: Im Klinikalltag ist das LUCAS Sturzrisiko-Screening dem STRATIFY aufgrund der Kürze des Instrumentes (Praktikabilität) und der gut abgegrenzten Risikogruppe dem STRATIFY Screening überlegen. Die Patientensicherheit wird durch geringeres Sturzaufkommen erhöht. Aus gesundheitsökonomischer Sicht ist das LUCAS Sturzrisiko-Screening vorteilhaft, da bei identischer Risikostruktur ein Kostenvorteil generiert werden kann.

Förderung: Die LUCAS Krankenhauskohorte wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, Förderkennzeichen: LUCAS I: 01ET0708, LUCAS II: 01ET1002A.