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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Digitalisierung in der Physiotherapie- Trainingsunterstützung im Alltag nach Rehabilitation Hüft-TEP (TRIMOTEP)

Meeting Abstract

  • Birgit Jocham - FH Joanneum Graz, Physiotherapie, Graz, Österreich
  • Andreas Jocham - FH Joanneum Graz, Physiotherapie, Graz, Österreich
  • Sandra Schadenbauer - FH Joanneum Graz, Informationsmanagement, Graz, Österreich
  • Alexander Nischelwitzer - FH Joanneum Graz, Informationsmanagement, Graz, Österreich
  • Helmut Ritschl - FH Joanneum Graz, Radiologietechnologie, Graz, Österreich
  • Beate Salchinger - FH Joanneum Graz, Physiotherapie, Graz, Österreich

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf203

doi: 10.3205/18dkvf203, urn:nbn:de:0183-18dkvf2033

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Jocham et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Rahmen der Digitalisierung der Gesellschaft versuchen sich Angehörige von Gesundheitsberufen neu zu orientieren bzw. sich auf die geänderten Rahmenbedingungen einzustellen. Denn aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung und der wachsenden Kosten im Gesundheitswesen ist eine Individualisierung von Trainingsübungen und die Betreuung durch GesundheitsexpertInnen kaum finanzierbar. Der Einsatz neuer Technologien kann einen Mehrwert für das Gesundheitswesen darstellen. Das Projekt TRIMOTEP beschäftigt sich mit möglichen Potentialen von neuen Technologien im Bereich der Rehabilitation-Phase 3 und der Rollen von PhysiotherapeutInnen an der Schnittstelle zum Rehabilitationszentrum und dem niedergelassenen Bereich. Das Ziel des vorliegenden Projekts (Pilotstudie) ist die Entwicklung und Evaluierung einer Trainingsunterstützung, angepasst an die Bedürfnisse von Personen mit Hüftendoprothesen (H-TEP) im Anschluss eines Rehabilitationsaufenthalts im eigenen Wohnraum mittels Augmented Reality (AR) Exer-Game (Proof of Concept). Das AR-Exer-Game soll die betroffenen Personen im Kraft- und Koordinationstraining im Haussetting unterstützen und motivieren, Hausübungen konsequent durchzuführen.

Fragestellung: Welchen Mehrwert hat die Anwendung eines User-zentrierten AR- Exer-Games nach einer orthopädischen Rehabilitation in Bezug auf medizinische, soziale und psychologische Aspekte?

Methode: In Phase 1 der Pilotstudie wird ein Exer-Game für PatientInnen nach der Implantation einer H-TEP entwickelt. Um ein realistisches, unterhaltsames und sicheres Setting für das Kraft- und Koordinationstraining zu schaffen, wird die Microsoft HoloLens verwendet (Augmented Reality). Im Backend werden zentrale Parameter dokumentiert und visualisiert, die es den betreuenden GesundheitsexpertInnen ermöglichen, auf die individuellen Bedürfnisse der Personen, wie sie durch Schmerz oder Bewegungseinschränkungen entstehen bzw. auf Verständnisfragen einzugehen. Während der gesamten Projektlaufzeit werden AnwenderInnen in die Entwicklung des Front- und des Backends eingebunden, um wesentliche Akzeptanzfaktoren frühzeitig zu berücksichtigen. In Phase 2 der Pilotstudie werden 10 Personen mit status post H-TEP nach ärztlicher Zuweisung der Physiotherapie vorgestellt. Die PhysiotherapeutInnen wählen die erforderlichen Übungen für die ProbandInnen im Rahmen des Exer-Games. Im Rahmen des Assessments erfolgt eine Statuserhebung aus medizinischer, physischer und sozialer Perspektive vor und nach dem Trainingsprogramm, sowie eine Dokumentation des Betreuungsaufwands durch die betreuenden GesundheitsexpertInnen. Eine Kontrollgruppe mit 10 Personen mit status post H-TEP wird nach ärztlicher Zuweisung ebenfalls der Physiotherapie vorgestellt. In dieser Gruppe gestalten TherapeutInnen die erforderlichen Übungen für die ProbandInnen ohne Unterstützung des AR-Exer-Games. Zum Vergleich werden die gleichen Assessments wie in der Interventionsgruppe durchgeführt.

Ergebnisse: Zur Erhebung der Nutzungsanforderungen des AR-Exer-Games wurden Methoden entsprechend dem User-Centered-Design im Sinne einer qualitativen Datenerhebung ausgewählt, um die Bedürfnisse der potentiellen AnwenderInnen zu verstehen und die Anwenderumgebung zu spezifizieren. Nachdem das AR- Exer-Game unter Verwendung der Mircosoft Hololens entwickelt wurde, werden aktuell die Themen Datenschutzrichtlinien und Privatsphäre in der Backend- Entwicklung abgearbeitet und der Feldtest (Phase 2) vorbereitet.

Diskussion und praktische Implikationen: Das Projekt basiert auf einer gesundheitswissenschaftlichen Fragestellung, die disziplinübergreifende Kompetenzen einbezieht. Im Paradigma des Patient Centered Designs werden für die Entwicklung des AR- Exer-Games Erkenntnisse und Kompetenzen aus Rehabilitationsmedizin, Physiotherapie und Softwareentwicklung eingebracht. Die einzelnen Disziplinen lernen voneinander in der Methodik und in der Herangehensweise an das Projekt. Sie erarbeiten sich eine „gemeinsame Sprache“ und gewinnen Lösungskompetenz, die den PatientInnen zu Gute kommt. Neben der technischen Entwicklung des Exer-Games mit Einbindung neuer Technologien zur Immersion unter größtmöglicher Interoperabilität der Systemelemente (kontinuierliche Einbindung der EndanwenderInnen und GesundheitsexpertInnen) sowie der Unterstützung der Prävention durch GesundheitsexpertInnen mittels Fernbetreuung, hat TRIMOTEP den Wissenstransfer zwischen Industrie, Forschungseinrichtungen und Gesundheitseinrichtungen zum Ziel. Diese Kooperation beinhaltet den Austausch projektrelevanten Know-Hows sowie die Nutzung der Infrastruktur der verschiedenen Projektpartner. Das Projekt TRIMOTEP stellt eine Basis für weitere Forschungsprojekte und Produktentwicklungen im Bereich der virtuellen Realität in der Rehabilitation dar.