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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Qualitative Comparative Analysis – ein systematischer Review zum Methodeneinsatz in Gesundheitswissenschaften

Meeting Abstract

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  • Karolina Beifus - Bergische Universität Wuppertal, BKG, Wuppertal
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf138

doi: 10.3205/18dkvf138, urn:nbn:de:0183-18dkvf1387

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Beifus et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Versorgung im Gesundheitswesen ist in den Kontext vieler Disziplinen eingebettet. Wissenschaftliche, ökonomische, politische sowie persönlich-individuelle Aspekte beeinflussen als kontextinduzierte Bedingungen das Outcome medizinischer und pflegerische Maßnahmen. Diese Komplexität zwischen Bedingungen und Outcome wird in etablierten quantitativen Evaluationsverfahren meist nur fragmentiert bewertet. Die Qualitative Comparative Analysis (QCA) schließt diese Lücke und wird bereits in anderen Forschungsgebieten eingesetzt um komplexe kausale Zusammenhänge zu erklären. Als kontext-sensitiver Ansatz ist die Methode geeignet, bereits aus geringen Fallzahlen komplexe Zusammenhänge und Auswirkungen zu erfassen.

Die QCA ist eine standardisierte Analysemethode mit Anwendung formal-logischer Minimierung zur Auswertung qualitativen Fallwissens. Die besondere Methodencharakteristik besteht aus der Berücksichtigung der Bedingungskombinationen (Konjunkturalität), mehreren gleichberechtigten Lösungsalternativen (Äquifinalität) und ebenfalls, der Unterscheidung der Bedingungen, die zum Erzielen oder Ausbleiben eines Outcomes (asymmetrische Kausalität) führen.

Ziel des systematischen Reviews ist es, den Anwendungshorizont der QCA in gesundheitswissenschaftlichen Fragestellungen zu erörtern. Der adäquate Einsatz der unterschiedlichen QCA-Varianten und die speziellen Herangehensweisen werden skizziert, um den methodenspezifischen Nutzen sowie kontextindividuelle Herausforderungen darzustellen.

Fragestellung: Welche Vorteile und welche Limitationen ergeben sich aus der Anwendung der QCA-Varianten als Instrument zur Beantwortung gesundheitswissenschaftlicher Fragestellungen?

Methode: Die Datenbanken PubMed, Health Star Ovid, PsychINFO via EBSCOHost, Cochrane und in Google scholar wurden zur systematischen Literatursuche gewählt. Die Suchstrategie bezieht die Begriffe “qualitative comparative anylsis” UND “health care” in allen terminologischen Varianten ein. Eingeschlossen werden alle Artikel, welche die QCA zur Auswertungsmethode für Untersuchungsgegen-stände im Gesundheitswesen wählen. Der Ausschluss von Artikel erfolgt bei der Anwendung anderer qualitativer Methoden sowie der Abweichung von gesundheitswissenschaftlichen Themen. Die Aus-wertung und Zusammenfassung der Literatur erfolgte über eine Einteilung in Aspekte wie den Anwendungskontext, den Gegenstand der Untersuchung und die angewandte Methodenvariante sowie dazugehörige Vorzüge und Limitationen der Analyse.

Ergebnisse: Insgesamt sind 90 relevante Artikel identifiziert worden. Die vorläufige Zusammenfassung der Treffer zeigt internationale Untersuchungen zu den Anwendungskontexten Gesundheitssystem, Qualität und Sicherung, Organisationsstrukturen und Versorgungsstrategien. Auf Basis von Literaturreviews, Primär- sowie Sekundärdaten wurden beispielsweise Arzneimittelsicherheit, Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit, kommunale Strukturen für professionsübergreifende Versorgungssituationen oder komplexe Interventionen diverser Fachdisziplinen zum Untersuchungsgegenstand gemacht.

Diskussion: Geplante Ergebnisse nach Abschluss des Reviews sind Vorzüge und Limitationen der angewandten QCA-Variationen je nach Forschungsthema. Damit kann ein Ansatz formuliert werden, mit welcher QCA-Variante bislang vornehmlich Fragestellungen im gesundheitswissenschaftlichen Kontext beantwortet wurden und inwiefern eine Abwandlung der Techniken notwendig bzw. hilfreich ist.

Praktische Implikationen: Die QCA ist eine wertvolle methodische Alternative zur Durchführung eines systematischen Fallvergleichs und eine analytische Ergänzung zu derzeit gängigen quantitativen Evaluationsverfahren. Die Anwendung der QCA zur Beantwortung komplexer Fragestellungen im deutschen Gesundheitswesen verspricht die umfängliche Berücksichtigung auch nicht-quantitativer Daten. In Fragestellungen der Versorgungsforschung, insbesondere in Sachverhalten mit interprofessioneller Beteiligung und wissenschaftlicher Interdisziplinarität, ist dies ein dienlicher methodischer Vorteil.