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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Finanzielle Auswirkungen einer Krebserkrankung und mögliche Risikogruppen – eine qualitative Studie

Meeting Abstract

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  • Sara Lena Schröder - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
  • Nadine Schumann - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
  • Matthias Richter - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf134

doi: 10.3205/18dkvf134, urn:nbn:de:0183-18dkvf1341

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Schröder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eine Krebserkrankung ist nicht nur mit physischen und psychischen sondern ebenso mit finanziellen Auswirkungen verbunden, die vor dem Hintergrund steigender Überlebensraten immer relevanter werden. Für Deutschland liegen bislang kaum Daten zu den finanziellen Auswirkungen einer Krebserkrankung vor. Ziel des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projektes ist es im Rahmen einer qualitativen Studie die Erfahrungen von Krebspatienten zu den finanziellen Auswirkungen zu explorieren.

Fragestellung: Welche Auswirkungen hat eine Krebserkrankung auf die finanzielle Situation der Patienten und lassen sich bestimmte Risikogruppen identifizieren, die besonders von finanziellen Auswirkungen betroffen sind?

Methode: Die Rekrutierung der Patienten und Durchführung semistrukturierter Interviews erfolgt zwischen Mai 2017 und April 2018. Eingeschlossen werden Patienten ab einem Alter von 30 Jahren, vorwiegend mit den häufigsten Krebsentitäten Darm, Lunge, Brust oder Prostata. Die Diagnose wurde in den vergangenen 7 Jahren gestellt und die meisten Patienten haben die Akutbehandlung abgeschlossen. Aktuell wurden 38 Patienten mit Hilfe eines semistrukturierten Leitfadens mündlich befragt und die Interviews werden inhaltsanalytisch ausgewertet. Durch Vergleich und Kontrastierung der Transkripte sollen Risikogruppen identifiziert werden.

Erwartete Ergebnisse: Der Großteil der Patienten berichtet von geringeren Einnahmen und/oder höheren gesundheitsbezogenen Ausgaben aufgrund der Krebserkrankung. Im Sozialversicherungssystem wird dies begrenzt durch das Krankengeld und die Zuzahlungsbefreiung. Teilweise werden die Auswirkungen jedoch nicht vom Sozialversicherungssystem aufgefangen, z.B. bei selbstständiger Nebentätigkeit, bezogenem Pflegegeld, zum Ende des Krankengeldbezugs und bei Gesundheitskosten die nicht zum Leistungskaltalog der Krankenkasse zählen und nicht auf die Belastungsgrenze angerechnet werden. Darüber hinaus wird von den Patienten von weiteren Veränderungen vor allem bei den Ausgaben berichtet. Hier ergeben sich einerseits teilweise hohe Einsparungen durch krankheitsbedingt geringere Benzin- oder Freizeitausgaben sowie andererseits höhere Ausgaben fürs Wohlbefinden oder Energie. Die Auswirkungen werden von den Patienten ausgeglichen z.B. indem Geld geliehen, Schulden aufgebaut und Ersparnisse aufgebraucht werden oder die Ausgaben für Hobbys oder die Altersvorsorge eingeschränkt werden.

Diskussion: Mit dem Projekt werden erstmals für Deutschland umfassende Daten zu den finanziellen Auswirkungen einer Krebserkrankung bereitgestellt, die es ermöglichen, die Relevanz der Belastungen für Leistungserbringer und Gesundheitspolitik zu verdeutlichen und Risikogruppen zu identifizieren.

Praktische Implikationen: Zur Entwicklung wirksamer Strategien und Interventionen, mit dem Ziel die finanzielle Belastung für die Patienten zu verringern, sollte sich die psychoonkologische Beratung vor allem auf die Patienten konzentrieren, bei denen die Auswirkungen nicht vom Sozialversicherungssystem aufgefangen werden.

Förderung: Wir danken der Deutschen Krebshilfe für die Förderung und Unterstützung des Projektes.