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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Erfahrungen mit einem IT-basierten Präventionsprogramm im Nordwesten – Eine qualitative Evaluationsstudie bei Menschen ab 65 Jahren

Meeting Abstract

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  • Alexander Pauls - Jade Hochschule Wilhelmshaven Oldenburg Elsfleth, Technik und Gesundheit für Menschen, Oldenburg
  • Frauke Koppelin - Jade Hochschule Wilhelmshaven Oldenburg Elsfleth, Technik und Gesundheit für Menschen, Oldenburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf125

doi: 10.3205/18dkvf125, urn:nbn:de:0183-18dkvf1259

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Pauls et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Obwohl sich Präventionsangebote zur Förderung der körperlichen Aktivität zunehmend auch an ältere Menschen richten, bewegt sich diese Zielgruppe nicht ausreichend im Alltag. Mögliche Gründe dafür sind, dass die Maßnahmen zu wenig auf die Bedürfnisse und deren Lebenswelt zugeschnitten sind. Neue Informations- und Kommunikationswege (z.B. Computer, mobile Endgeräte, Internet) spielen hierbei eine zunehmend wichtige Rolle und bieten ein hohes Potenzial. Neben Technologien wie Aktivitätstracker und Gesundheits-Apps, können IT-basierte Präventionsprogramme eine positive Wirkung auf die körperliche Aktivität haben. Ob dies auch auf ältere Menschen zutrifft, ist bislang nur wenig erforscht. Ebenso unbekannt ist, in welchem Umfang diese Angebote individuell auf die Zielgruppe angepasst werden sollten.

Fragestellung: Ziel war die Evaluation eines IT-basierten Präventionsprogramms bei Personen ab 65 Jahren. Es sollten unter anderem Erfahrungen im Umgang mit einem Online-Portal, einem integrierten Bewegungstagebuch sowie der Umgang mit Fitbit’s herausgearbeitet werden. Das Vorhaben wurde im Rahmen des Teilprojekts „PROMOTE“ durchgeführt und gehört zum BMBF-geförderten Präventionsforschungsnetzwerk „AEQUIPA“ („Körperliche Aktivität, Gerechtigkeit und Gesundheit: Primärprävention für gesundes Altern“, Laufzeit: 02/2015-01/2018; Nr.: 01EL1422E). Ziel des Teilprojekts war es, unterschiedliche Instrumente zur Förderung eines aktiven Lebensstils bei Menschen ab 65 Jahren zu entwickeln und deren Effektivität miteinander zu vergleichen.

Methode: Es handelte sich um eine qualitative Evaluationsstudie. Die Datenerhebung wurde anhand von Fokusgruppen und Telefoninterviews durchgeführt. Für die Fokusgruppen wurde ein strukturierter Ablaufplan verwendet; die Telefoninterviews wurden leitfadengestützt durchgeführt. Zusätzlich kam ein Fragebogen zum Einsatz, der neben allgemeinen Angaben wie Alter und Geschlecht, Fragen zur Gesundheit, körperlichen Aktivität und Techniknutzung enthielt. Es sollten Personen aus vier verschiedenen Orten befragt werden, die die Studie nach zwölf Wochen erfolgreich abgeschlossen oder frühzeitig abgebrochen hatten. Die potenziellen Teilnehmenden erhielten ein Einladungs- und nach zwei Wochen ein Erinnerungsschreiben. Die Transkripte wurden inhaltsanalytisch ausgewertet; die Kategorienbildung erfolgte hierbei induktiv als auch deduktiv. Die quantitativen Daten aus den Fragebögen wurden deskriptiv berechnet.

Ergebnisse: Von 129 angeschriebenen Personen, haben sich 33 Personen (Rücklauf: 25,6 %, 17 weiblich) aus vier Orten für ein Gespräch zurückgemeldet. 29 Personen hatten das Programm abgeschlossen und vier frühzeitig abgebrochen. Das Alter betrug im Durchschnitt 70,9 (65-77) Jahre. Für Alltagsaktivitäten (z.B. Arbeiten im Haushalt/Garten) investierten die Teilnehmenden im Median zwölf (1-60; n = 31) und für sportliche Aktivtäten (z.B. Fahrradfahren, Laufen) sechs Stunden (1-6; n = 31) pro Woche. Bei der Techniknutzung schätzten sich die Teilnehmenden auf einer Skala von 1 (sehr unsicher) bis 5 (sehr sicher) als sicher ein (Md: 4,0; 1-5; n = 33). Der Aufbau und die Bedienung des Online-Portals wurden als verständlich und übersichtlich beschrieben. Ein hoher Zeitaufwand bei der Nutzung erschwerte dennoch bei einigen Personen die regelmäßige Anwendung. Bei der Darstellung des Portals wurden unter anderem die Schriftgröße und die sprachliche Umsetzung positiv hervorgehoben. Die verwendeten Smileys und Pokale wurden von einigen als motivierend, von anderen als ungeeignet angesehen. Nach der Meinung einiger Personen könnte zukünftig das Online-Portal durch die Einbindung von objektiven Parametern (z.B. Puls) und von Videos zu Bewegungsübungen erweitert werden. Die Nutzung der Fitbit‘s empfanden einige als Ansporn zusätzlich Schritte zurückzulegen. Die Bedienung und der Umgang damit wurden von vielen Personen als unproblematisch und praktikabel beschrieben; allerdings traten Probleme bei der Datenübertragung an das Portal sowie bei der Verwendung auf einem Fahrrad auf.

Diskussion: Es konnten positive und negative Erfahrungen sowie Verbesserungsvorschläge anhand von drei Fokusgruppen, vier Telefoninterviews und aus 33 Fragebögen abgeleitet werden. An der Evaluation haben vor allem Personen teilgenommen, die im Alltag auch körperlich aktiv waren und sich im Umgang mit Technik als sicher einschätzten. Vor allem die Darstellung des Portals und der Sprachstil wurde von vielen als positiv wahrgenommen. Aufgrund des Zeitaufwands nutzten dennoch nicht alle Teilnehmenden regelmäßig das Online-Portal. Die Erfahrungen mit den Fitbit‘s wurde überwiegend positiv dargestellt. Dennoch bereitete vor allem die Datenübertragung und die Nutzung auf dem Rad einigen Schwierigkeiten.

Praktische Implikationen: Die Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge helfen das IT-basierte Programm weiter nutzerorientiert zu optimieren. Das angepasste Online-Portal soll dann in einer zweiten Förderphase ausprobiert werden.