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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Summative Evaluation einer Intervention zur Vermittlung kommunikativer Kompetenzen für rheumakranke Menschen

Meeting Abstract

  • Malgorzata Schlöffel - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg
  • Andrea C. Schöpf - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg
  • Theresa Amos - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg
  • Anja Thyrolf - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Rehabilitationsmedizin, Halle (Saale)
  • Juliane Lamprecht - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Rehabilitationsmedizin, Halle (Saale)
  • Wilfried Mau - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Rehabilitationsmedizin, Halle (Saale)
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf041

doi: 10.3205/18dkvf041, urn:nbn:de:0183-18dkvf0417

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Schlöffel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bei Personen mit rheumatischen Erkrankungen ist die soziale Teilhabe oft beeinträchtigt. Aufgrund ihrer Erkrankung kann es in sozialen Interaktionen zu Konflikten kommen. Deshalb müssen Betroffene immer wieder krankheitsassoziierte Gespräche führen. Haben sie aufgrund einer unzureichenden Kommunikationskompetenz Schwierigkeiten in dieser Art von Gesprächen, so kann dies als hinderlicher Faktor der sozialen Teilhabe gesehen werden. Vor diesem Hintergrund wurden in einem gestuften, partizipativen Forschungsdesign kommunikationsrelevante Faktoren für krankheitsassoziierte Gespräche identifiziert und darauf aufbauend eine Schulung für rheumakranke Menschen zur Vermittlung kommunikativer Kompetenzen in verschiedenen Alltagssituationen (Schulungsname anonymisiert) entwickelt und summativ sowie formativ evaluiert. Das Projekt wurde gefördert vom Bundesverband der Deutschen Rheuma-Liga e.V. (DRL). Vier rheumakranke Mitglieder der DRL waren als Forschungspartner während des gesamten Projekts beteiligt.

Fragestellung: Im Rahmen der summativen Evaluation wurde erwartet, dass die Teilnehmer der Interventionsgruppe (IG) im Vergleich zu Teilnehmern der Kontrollgruppe (KG) eine stärkere positive Veränderung hinsichtlich ihrer selbsteingeschätzten Kommunikationskompetenzen aufweisen; und dies sowohl kurzfristig (t0 zu t1) als auch mittelfristig (t0 zu t2). Darüber wurde erwartet, dass die Teilnehmer der IG im Vergleich zu Teilnehmern der KG eine stärkere positive Veränderung hinsichtlich ihrer Teilhabe aufweisen, sowohl kurzfristig als auch mittelfristig.

Methode: Schulungsteilnehmer waren Mitglieder der DRL. Die summative Evaluation erfolgte mithilfe eines clusterrandomisierten Wartekontrollgruppen-Designs. Die Erhebung der Endpunkte sowie der Störgrößen und Kontrollvariablen erfolgte in Interventions- und Kontrollgruppe mithilfe von Fragebögen zu drei Messzeitpunkten. Die Messzeitpunkte orientieren sich an den Schulungsterminen der IG (t0 = vor Beginn der Schulung, t1 = nach Schulungsende, t2 = drei Monate nach Schulungsende).

Das Fragebogenpaket umfasste mehrere bestehende sowie zwei neu entwickelte Instrumente zur Erfassung von Kommunikationskompetenzen und sozialer Teilhabe. Insgesamt wurden sieben kommunikationsbezogene und zwei teilhabebezogene Endpunkte untersucht.

Die Prüfung der statistischen Hypothesen erfolgte mittels hierarchischer Regressionsanalysen mithilfe des Statistikprogramms IBM SPSS Statistics 24. In die Regressionsmodelle wurden bis zu fünf Prädiktorblöcke aufgenommen:

1.
Ausgangswert des jeweiligen Endpunktes,
2.
Soziodemographische Merkmale,
3.
Medizinische Merkmale,
4.
Schulungsvorerfahrung und
5.
Intervention (IG vs. KG).

Ergebnisse: Es liegen vollständige Datensätze (= Daten von t0, t1 und t2) von 98 Teilnehmern vor (IG: 50, KG: 48). Die Mehrheit der Teilnehmenden (96%) ist weiblich. Deskriptiv zeigt sich, dass sich die Teilnehmer der IG sowohl kurzfristig (t0 zu t1), als auch mittelfristig (t0 zu t2) in allen Endpunkten verbessern.

Insgesamt hat der Prädiktor „Intervention“ in zwölf von 17 Regressionsanalysen einen signifikanten Einfluss und stellt nach dem Anfangsniveau der Endpunkte den bedeutsamsten Prädiktor bzgl. der Veränderung im jeweiligen Endpunkt dar. Dies ist sowohl kurzfristig als auch mittelfristig und sowohl bei kommunikations- als auch bei teilhabebezogenen Endpunkten der Fall.

Die Intervention trägt zu 1,6 bis 6,3% (t0 zu t1) bzw. 4,3 bis 23,9% (t0 zu t2) zusätzlicher Varianzaufklärung bei. Am deutlichsten ist der Einfluss auf die Endpunkte „Kommunikation mit Fremden“ (t0 zu t1) bzw. „Kommunikation bei der Arbeit“ (t0 zu t2). Die soziodemographischen und medizinischen Merkmale sowie die Schulungsvorerfahrung spielen keine große Rolle für die Veränderung in den Endpunkten. Insgesamt werden durch die Regressionsmodelle 48,7 bis 74,6% (t0 zu t1) bzw. 40,3 bis 71,1% (t0 zu t2) Varianz der jeweiligen Endpunkte aufgeklärt.

Diskussion: Die Teilnahme an der Schulung geht mit positiven Veränderungen in Bezug auf die selbsteingeschätzte Kommunikationskompetenz und Teilhabe der Teilnehmer einher und dies sowohl kurz- als auch mittelfristig und nach Kontrolle potentieller Störgrößen. Dass die mittelfristigen Veränderungen der Endpunkte größer ausfallen als die kurzfristigen, ist dadurch erklärbar, dass die Umsetzung neuer Verhaltensweisen häufig Zeit und Übung erfordert.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse der summativen Evaluation zeigen, dass die Schulung für eine reguläre Implementierung in der DRL empfohlen werden kann.