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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Anticholinergikagebrauch bei älteren Menschen und die Auswirkung auf die Kognition: Daten aus der SHIP-Studie

Meeting Abstract

  • Diana Wucherer - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Standort Rostock/Greifswald, Greifswald
  • Till Ittermann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung SHIP-KEF, Greifswald
  • Ingo Kilimann - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Klinische Demenzforschung, Rostock
  • Jochen René Thyrian - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Interventionelle Versorgungsforschung, Greifswald
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Analytische Epidemiologie und Versorgungsepidemiologie, Greifswald
  • Alexander Esser - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Interventionelle Versorgungsforschung, Greifswald
  • Ina Zwingmann - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Interventionelle Versorgungsforschung, Greifswald
  • Stefan Teipel - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Klinische Demenzforschung, Rostock
  • Johannes Hertel - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald, Klinische Studien, Greifswald
  • Hans J. Grabe - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald; DZNE Rostock/Greifswald, Biomarker dementieller Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung, Greifswald
  • Wolfgang Hoffmann - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Institut für Community Medicine, Analytische Epidemiologie und Versorgungsepidemiologie, Greifswald

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf020

doi: 10.3205/18dkvf020, urn:nbn:de:0183-18dkvf0204

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Wucherer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Älteren Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen haben oft Acetylcholinmangel und erhöhte Sensitivität für anticholinergikainduzierte unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Medikamente mit anticholinergen Eigenschaften werden trotzdem bei vielen Krankheitsbildern in der Geriatrie verordnet und einige können ohne Rezept erworben werden, anticholinerge Eigenschaften bestimmter Medikamente werden dabei oft nicht erkannt. Nur wenige Studien haben die langfristigen Auswirkungen der Anticholinergika auf das Auftreten kognitiver Beeinträchtigungen untersucht. Die Daten über Prävalenz und Bedingungen für die Verordnung von Anticholinergika sind wichtig für die Optimierung der geriatrischen Pharmakotherapie.

Fragestellung: Ziel dieser Analyse ist es, (1) die Prävalenz des Anticholinergikagebrauchs in der allgemeinen älteren Bevölkerung und (2) die soziodemografischen und klinischen Variablen, die mit dem Anticholinergikagebrauch assoziiert sind, zu bestimmen.

Methode: Die "Study of Health in Pomerania" (SHIP) ist eine bevölkerungsbezogene, epidemiologische Studie in der Region Vorpommern. Das Hauptziel besteht darin, Prävalenz und Inzidenz von Risikofaktoren für Krankheiten zu bewerten und Verbindungen und Interaktionen zwischen ihnen zu untersuchen. Soziodemographische und klinische Daten von 1335 Studienteilnehmern (60 Jahre und älter) aus der SHIP-1-Kohorte wurden in diese Analyse eingeschlossen. Zur Identifizierung von Medikamenten mit anticholinerger Aktivität wurde die ACB Scale (http://www.agingbraincare.org/tools/abcanticholinergic-cognitive-burden-scale) benutzt. Mini-Mental-Status-Test (MMST) wurde zur Feststellung kognitiver Defizite verwendet.

Ergebnisse:Das Ergebnis der multimedialen logistischen Regression (signifikantes Modell; Probanden ohne kognitive Beeinträchtigung als Bezugskategorie), adjustiert für Alter, Geschlecht, Bildung und Depression, zeigte eine Assoziation zwischen der Einnahme von mindestens einem Anticholinergikum und der kognitiver Beeinträchtigung (gemessen als MMST) in der Gruppe der Probanden mit milder kognitiver Beeinträchtigung (RRR: 1,88 (CI: 1,04; 3,39)).

Diskussion: Einsatz von Medikamenten mit anticholinerger Aktivität in der Geriatrie soll unter Berücksichtigung der unerwünschten akuten und chronischen Effekten auf die Kognition erfolgen. Die Möglichkeiten des Medikationsmanagements zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit für ältere Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung werden in dem Beitrag diskutiert.