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17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

10. - 12.10.2018, Berlin

Stärkung der Verbraucherkompetenz im Umgang mit Gesundheitsinformationen im Internet

Meeting Abstract

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  • Saskia Jünger - Universität zu Köln, Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health, Köln
  • Marc Jannes - Universität zu Köln, Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health, Köln
  • Victoria Bogedain - Universitätsklinikum Köln, Forschungsstelle Ethik, Köln
  • Christiane Woopen - Universität zu Köln, Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health, Köln

17. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 10.-12.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dkvf014

doi: 10.3205/18dkvf014, urn:nbn:de:0183-18dkvf0147

Veröffentlicht: 12. Oktober 2018

© 2018 Jünger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Internet spielt eine zentrale Rolle in der Gesundheitskommunikation und hat sich als Informationsquelle in Gesundheitsfragen fest etabliert. In der Folge rückt die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit von Online-Gesundheitsinformationen in den Blick. Zunehmend wird daher der Anspruch verfolgt, allgemein verständliche Gesundheitsinformationen für Bürger/innen online zur Verfügung zu stellen. Praktische Handreichungen für den Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen sind zurzeit jedoch nicht erhältlich. Die Nutzer/innen stehen somit vor der Herausforderung, geeignete Suchstrategien zu entwickeln, die Verlässlichkeit der Quellen einzuschätzen und deren Bedeutung für ihre eigene Gesundheit zu bewerten.

Fragestellung: Im vorliegenden dreistufigen Projekt soll eine Orientierungshilfe für den Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen erstellt werden. Das Projekt richtet sich an zwei Adressat/innengruppen: Kinder und Jugendliche (11 – 19 Jahre) und Erwachsene mittleren Alters (35 – 65 Jahre). In der ersten Projektphase wird der Status Quo in Bezug auf Online-Gesundheitsinformationen analysiert. Im Einzelnen sollen hierzu untersucht werden: (1) Suchverhalten und Perzeption hinsichtlich Online-Gesundheitsinformationen; (2) Erfahrungen und Wahrnehmungen der Nutzer/innen; (3) Identifikation von Bewertungskriterien für subjektive Relevanz, Qualität und Vertrauenswürdigkeit. In der zweiten Phase erfolgt die Modellentwicklung für die Orientierungshilfe; in der dritten Phase wird diese im Sinne eines in der Praxis einsetzbaren Produkts ausgestaltet. Das vorliegende Abstract beschreibt die Ergebnisse der ersten Phase.

Methode: Die erste Projektphase umfasst eine zielgruppenübergreifende Literaturrecherche (Scoping Review), Beobachtungsstudien sowie Gruppendiskussionen. Die Literatursuche wurde in drei Datenbanken durchgeführt (PubMed, EBSCO, Web of Science) mit dem Ziel, den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Umgang mit Online-Gesundheitsinformationen abzubilden, Erkenntnisse für die Theoriebildung zu gewinnen sowie weiterführenden Forschungsbedarf zu identifizieren. Darauf aufbauend sollen mit einem qualitativen Forschungsansatz lebensweltnahe Erkenntnisse hinsichtlich des Verhaltens und der Perspektive der Nutzer/innen gewonnen werden. Hierfür werden ethnographische Beobachtungen sowie ca. sieben Gruppendiskussionen mit Vertreter/innen beider Adressat/innengruppen durchgeführt, aufgezeichnet und transkribiert. Aus jeder Gruppe werden anschließend zwei Personen eingeladen, an Beobachtungsstudien und experimentellen Laborstudien teilzunehmen. Diese dienen als zusätzliche Erkenntnisquelle hinsichtlich des konkreten Verhaltens bei einer Online-Gesundheitsinformationssuche. Die Rekrutierung erfolgt mittels zielgerichteter Stichprobenbildung. Zur Analyse der Transkripte und Beobachtungsprotokolle wird die Dokumentarische Methode angewandt.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse des Scoping Reviews bilden vier große Themenschwerpunkte bisheriger Forschung zum Umgang mit Online-Gesundheitsinformationen ab: (1) Kriterien und Instrumente zur Bewertung der Qualität und Lesbarkeit; (2) Nutzung des Internets zur Gesundheitsinformationssuche durch verschiedene (Ziel-)Gruppen; (3) Suchverhalten – Einflussfaktoren, theoretische Modelle und Motive der Nutzer/innen; (4) Interventionen zur Unterstützung – z.B. Schulungen oder Checklisten. Wenngleich bereits zahlreiche Instrumente zur Qualitätsbewertung veröffentlicht wurden, ist bei nur wenigen ein transparentes Prozedere hinsichtlich der Entwicklung und Validierung gegeben; zudem zeigen sich diese Instrumente als weitgehend ungeeignet für die praktische Anwendung durch Nutzer/innen im Rahmen ihrer Suche.

Diskussion und praktische Implikationen: Die vorläufigen Ergebnisse legen nahe, dass zwar bereits umfängliche Literatur zur Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Online-Gesundheitsinformationen vorliegt, jedoch zugleich noch unzureichend geklärt ist, welche konkreten Strategien der Orientierungshilfe sich für die Nutzer/innen bei der gezielten Suche, Auswahl und Bewertung dieser Informationen als praktikabel erweisen. Im Rahmen der qualitativen Erhebungen sollen entsprechende Ansatzpunkte für die Praxis identifiziert werden. Erwartetes Ergebnis ist eine theoretisch und empirisch fundierte Grundlage für die modellhafte Entwicklung einer maßgeschneiderten Orientierungshilfe für Gesundheitsinformationen. Verbraucher/innen sollen damit in ihrer Kompetenz gestärkt werden, bei der Gesundheitsinformationssuche selbstständig einschätzen zu können, ob es sich um relevante und qualitativ hochwertige Informationen handelt. Die Ergebnisse bilden zudem einen Ausgangspunkt, um die Orientierungshilfe perspektivisch für weitere Adressat/innengruppen weiterzuentwickeln, sowie an die sich fortlaufend ändernden Anforderungen bezüglich der Online-Suche nach Gesundheitsinformationen anzupassen.

Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.