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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Zugang zur dermatologischen Versorgung in europäischen Ländern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Augustin - CVderm – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Susann Kämpfe - CVderm – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Tobias Wagner - CVderm – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Harald Gollnick - Klinik f. Dermatologie u. Venerologie – Univ. Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • Michael Reusch - Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Hamburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO5-1-10-315

doi: 10.3205/13dkvf300, urn:nbn:de:0183-13dkvf3001

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Augustin et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Behandlungsprozesse stehen in direktem Bezug zu den Rahmenbedingungen in einem Gesundheitssystem. Zugangsbeschränkungen zur fachärztlichen Versorgung sind Charakteristikum vieler Gesundheitssysteme in europäischen Ländern und können potenziell zu einer Effizienzsteigerung führen, aber auch den Behandlungsprozess verzögern. Durch eine Umfrage in 32 europäischen Ländern wurde versucht, Zusammenhänge zwischen Systemvariablen, dem Zugang zur dermatologischer Versorgung und dem Leistungsspektrum aufzuzeigen.

Methodik: Ländervertreter der Sektion Dermatologie und Venerologie der UEMS (European Union of Medical Specialists) wurden als Experten für die dermatologische Versorgung in ihrem Land mit einem standardisierten Fragebogen zur Versorgungssituation befragt. Wenn möglich, wurden die Antworten mehrerer Vertreter eines Landes in die Auswertung einbezogen. Widersprüchliche oder inkonsistente Antworten wurden nochmals geprüft. Weitere Strukturdaten wurden durch Literaturrecherche und Analyse der OECD-Gesundheitsberichterstattung gewonnen.

Ergebnisse: In 13 der 32 untersuchten Länder ist die Einschreibung der Patienten bei einem Hausarzt verpflichtend, so beispielsweise in den Niederlanden. In 9 Ländern besteht keine derartige Verpflichtung, allerdings gibt es finanzielle Anreize für den Erstkontakt bei einem Hausarzt (z. B. in Belgien). Ein direkter Zugang zum Dermatologen ist in 10 Ländern möglich. Diese repräsentieren ca. 20 % der Gesamtbevölkerung der 32 untersuchten Länder. Bei der Wahl des Dermatologen gibt es nur in drei Ländern Einschränkungen.

Durchschnittlich gibt es im europäischen Vergleich 48 Dermatologen pro 1 Million Einwohner (±21 SD). In Ländern ohne Primärarztsystem sind es 59 (±27 SD), während Länder mit striktem Primärarztsystem nur 45 (±20 SD) Dermatologen pro 1 Million Einwohner aufweisen.

Wartezeiten stellen einen wichtigen Zugangsaspekt dar: Die durchschnittliche Wartezeit für einen regulären Hautarzttermin wurde mit 5 Wochen angegeben, variieren jedoch zwischen den Ländern sehr stark. Für die Entfernung suspekter Hautläsionen schwankten die Wartezeiten zwischen sofortiger Entfernung und 8 Wochen.

Große Unterschiede bestehen in der Verteilung zwischen den Dermatologen in Kliniken und denen in niedergelassener Praxis: In Ländern mit Direktzugang liegt der Anteil von Dermatologen in Privatpraxen bei 80 %, in Ländern mit Primärarztzentrierung nur bei 50 %.

Das Leistungsspektrum der Dermatologen in den europäischen Ländern unterscheidet sich deutlich: So sind beispielsweise Akne, Schuppenflechte und Atopische Dermatitis in allen Ländern häufige Behandlungsanlässe. Auffällige Unterschiede in den Behandlungshäufigkeiten gibt es auf dem Gebiet der Allergiediagnostik und -behandlung, der Hauttumorchirurgie und der Behandlung phlebologischer Erkrankungen. Diese Unterschiede sind unabhängig davon, ob das Versorgungssystem primär- oder facharztgeprägten Charakter hat.

Diskussion/Schlussfolgerung: Charakteristika des Gesundheitssystems haben Einfluss auf die Struktur dermatologischer Versorgung in den europäischen Ländern. Es scheint ein Zusammenhang zwischen der obligaten Primärkonsultation eines Hausarztes und der Anzahl der Dermatologen und deren Verteilung auf den Klinik- und den niedergelassenen Bereich zu bestehen.

Die Wartezeiten für dermatologische Konsultationen und das Behandlungsspektrum der Dermatologen in den einzelnen Ländern variieren stark. Auswirkungen auf die Dauer von Behandlungsprozessen und das Patientenoutcome sind wahrscheinlich.