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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Wohlbefinden von Frauen während der Schwangerschaft

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Rainhild Schäfers - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO4-2-10-293

doi: 10.3205/13dkvf279, urn:nbn:de:0183-13dkvf2797

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Schäfers.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In der derzeitigen Versorgung von Schwangeren dominieren Maßnahmen der sekundären Prävention, die nahezu ausschließlich das Wohlergehen des Kindes fokussieren. Über das psychische und physische Wohlbefinden von Frauen während ihrer Schwangerschaft ist wenig bekannt. Die Studienlage im Bereich Schwangerschaft fokussiert zumeist medizinische Interventionen und ist weniger auf die körperlichen und emotionalen Anforderungen an die Frau während der Schwangerschaft ausgerichtet. Dies ist bedauerlich, da die Erfahrung zeigt, dass die körperliche und emotionale Verfassung einer Frau den Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt ihres Kindes entscheidend prägt.

Methodik: Prospektive, longitudinale Kohortenstudie, die sich in der Pilotphase befindet. Zu drei Erhebungszeitpunkten (1.,2. und 3. Schwangerschaftsdrittel) werden Frauen zu Aspekten ihres körperlichen und emotionalen Wohlbefindens sowie zu ihren Möglichkeiten den körperlichen und emotionalen Anforderungen begegnen zu können, befragt. Die Befragung findet im Rahmen des Studienprojektes 'Hebammenstudierende lernen von Schwangeren' im 5. Semester des Studienbereichs Hebammenkunde an der Hochschule für Gesundheit in Bochum statt. Innerhalb des Projektes sollen Studierende Einblicke in das individuelle Schwangerschaftserleben von Frauen erhalten. Die Daten werden unter Verwendung Chiquadratbasierter Unabhängigkeitstests, T-test und Mann-Whitney-U-Test ausgewertet. Im longitudinalen Vergleich findet der Wilcoxon-Test Anwendung.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote beträgt zu t1 85,3% (n=29), zu t2 76,5% (n=26)und zu t3 61,7% (n=21). Von insgesamt 20 Studienteilnehmerinnen liegen Daten zu allen drei Erhebungszeitpunkten vor. Über die Hälfte der Studienteilnehmerinnen erhalten bereits im 1. Drittel der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot (n=16). Der Grund des Beschäftigungsverbots wurde jedoch nicht ermittelt. Von den 20 Studienteilnehmerinnen, von denen zu allen drei Zeitpunkten Daten vorliegen, geben 30% (n=6) im 1. Schwangerschaftsdrittel negative Erlebnisse oder Stresssituationen bezogen auf die Schwangerschaft oder das Kind an. Im 2. Drittel sind dies 35% (n=7) und im 3. Drittel 40% (n=8). In Items zum emotionalen Wohlbefinden in Bezug auf körperliche Aspekte fällt auf, dass im 2. Schwangerschaftsdrittel höhere und damit positivere Punktzahlen erreicht werden als im 1. und im 3. Drittel. So wurden in Bezug auf die empfundene Attraktivität im 2. Drittel durchschnittlich 4,3 Punkte von maximal 7 Punkten im Vergleich zu 3,8 Punkten in den beiden anderen Dritteln erreicht. Das Signifikanzniveau von p=0,05 konnte im longitudinalen Vergleich jedoch nicht erreicht werden. Dem 2. Drittel der Schwangerschaft scheint in Bezug auf das Wohlbefinden im positiven Sinne eine besondere Rolle zuzukommen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die bisherige Auswertung der Daten zeigt, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Frauen in der Schwangerschaft mit negativen Erlebnissen oder Stresssituationen konfrontiert ist, die sich auf die Schwangerschaft oder auch das Kind beziehen. Dies sollte zum Anlass genommen werden, das überwiegend rein sekundärpräventive Vorgehen in der Schwangerenvorsorge durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung und primären Prävention zu ergänzen. Projekte wie das Projekt 'Hebammenstudierende lernen von Schwangeren' ermöglichen zum einen Studierenden Einblicke in die emotionalen und körperlichen Anforderungen an schwangere Frauen zu erhalten, zum anderen bietet es aber auch die Chance bereits zu einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft und dann über einen längeren Zeitraum Daten zum Schwangerschaftserleben von Frauen systematisch zu erfassen. Mit Blick auf den doch hohen Anteil von Beschäftigungsverboten sollte weitere Forschung hierzu angestrebt werden.