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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Konsum legaler und illegaler Drogen einer Stichprobe Jugendlicher in Niedersachsen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daria Langner - WINEG, Hamburg, Germany
  • Lutz Wartberg - DZSKJ, Hamburg, Germany
  • Wolfgang Kiehl - Suchtmobil e.V., Alfeld, Germany
  • Frank Verheyen - WINEG, Hamburg, Germany
  • Rainer Thomasius - DZSKJ, Hamburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO4-2-09-250

doi: 10.3205/13dkvf278, urn:nbn:de:0183-13dkvf2783

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Langner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Drogenkonsum stellt ein wichtiges Problem bei jungen Menschen dar, insbesondere da ein früher regelmäßiger Konsum legaler und illegaler Drogen das Risiko zur Entwicklung späterer substanzbezogener Störungen erhöht. Besonders relevant sind bei Jugendlichen nach wie vor Cannabisgebrauch und riskanter Alkoholkonsum, wie beispielsweise das sogenannte Binge Drinking. Die Techniker Krankenkasse unterstützt Projekte im Bereich der Suchtprävention, darunter den niedersächsischen Verein Suchtmobil e.V., der eine mobile Suchtberatungsstelle und Vorträge an Schulen anbietet. Ziel der vorliegenden Studie war es, anhand einer Stichprobe niedersächsischer Jugendlicher Prävalenzen, suchtspezifische Charakteristika und Risikomerkmale zu identifizieren, die bei der Weiterentwicklung zielgruppenspezifischer Präventionsprogramme unterstützen können.

Methodik: In einer schriftlichen Primärbefragung wurde eine Stichprobe derjenigen niedersächsischen Schülerinnen und Schüler im Zeitraum Februar bis Juli 2011 untersucht, die an den Suchtmobil-Vorträgen teilnahmen. Hierfür wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt, der folgende Bereiche abfragt: Konsumverhalten; Wissen und Einstellungen bezüglich Drogen; soziodemographische Daten; psychische Befindlichkeit; gesundheitsbezogene Lebensqualität (KIDSCREEN-10 Index); Selbstwirksamkeit. Darüber hinaus wurden mithilfe des RAFFT-Fragebogens (Laging [1]) Konsummuster abgefragt, wodurch riskant konsumierende Jugendliche identifiziert und einer Risikogruppe zugeordnet werden konnten. Zeitpunkt der Befragung war jeweils vor den Vorträgen.

Ergebnisse: In die Auswertung konnten 1.063 Jugendliche zwischen 12-18 Jahren eingeschlossen werden (44% Mädchen, 57% Jungen). Die Jugendlichen kamen aus 13 Schulen unterschiedlicher Schulformen, darunter Haupt- und Realschulen, Gymnasien und Förderschulen. Das Durchschnittsalter lag bei 14,3 Jahren (SD=1.15). Die ermittelten Lebenszeitprävalenzen für Nikotin waren 52,9%, für Alkohol 83,2% und für Cannabis 14,7%. Den höchsten Bekanntheitsgrad illegaler Drogen nach Cannabis wies Kokain auf, das knapp neun von zehn Befragten (89,4%) kannten. Ecstasy, Poppers, LSD und Psilocybin-Pilze kannten signifikant mehr Jungen als Mädchen. Das durchschnittliche Erstkonsumalter betrug 11,8 Jahre für Nikotin, 12,4 Jahre für Alkohol und 13,8 Jahre für Cannabis. Insgesamt 11,3% der Stichprobe wurden als zur Risikogruppe zugehörig identifiziert, wovon 62% Jungen und 38% Mädchen waren. Die Jugendlichen der Risikogruppe waren beim Erstkonsumalter signifikant jünger und wiesen eine signifikant niedrigere Lebensqualität auf.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Untersuchung liefert für niedersächsische Schülerinnen und Schüler in der Altersgruppe der 12 bis 18-Jährigen aktuelle Daten zu Erstkonsumalter und zu Konsummustern. Die Befunde lassen sich insgesamt gut in die Datenlage aus bundesweiten Studien einordnen. Es konnten erstmalig riskant konsumierende Jugendliche mithilfe des RAFFT-Fragebogens im Rahmen einer Bevölkerungsstichprobe identifiziert werden. Die Studienergebnisse liefern damit wichtige Hinweise auf Risikofaktoren und -verhalten, die im Rahmen von Präventionsarbeit genutzt werden können. Insbesondere lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass zielgruppenspezifische Präventionsarbeit auch in jüngeren Altersgruppen geleistet werden muss, da beispielsweise bereits bei unter 12-Jährigen Hinweise auf ein hohes Probier- und Konsumverhalten bestehen. Die Befragung sollte im Rahmen einer repräsentativen Studie für Niedersachsen ausgeweitet werden.


Literatur

1.
Laging M. Assessment und Diagnostik in der sekundären Suchtprävention bei Jugendlichen. Prävention. 2005;1:9-12.
2.
Ravens-Sieberer, et al; the European KIDSCREEN Group. KIDSCREEN-52 quality-of-life measure for children and adolescents. Expert Review of Pharmacoeconomics & Outcomes Research. 2005;5(3):353-64.
3.
The KIDSCREEN Group Europe. The KIDSCREEN Questionnaires - Quality of life questionnaires for children and adolescents. Handbook. Lengerich: Pabst Science Publishers; 2006.