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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Herausforderungen an ein integriertes Versorgungsmodell für Patienten mit chronischen Wunden – eine qualitative Studie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jessica Hops - Leuphana Universität, Lüneburg, Germany
  • Xenia Hein - Leuphana Universität, Lüneburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO4-1-11-56

doi: 10.3205/13dkvf269, urn:nbn:de:0183-13dkvf2697

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Hops et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Erkrankungsrisiko für chronische Wunden (Diabetisches Fußsyndrom, Ulcus cruris) steigt mit zunehmendem Patientenalter sowie mit dem Vorliegen von Multimorbidität. Die Versorgung ist durch komplexe Behandlungsstrukturen gekennzeichnet und stellt damit die beteiligten Leistungserbringer vor erhebliche Herausforderungen. Diese sind besonders durch die sektorale Trennung im deutschen Gesundheitswesen bedingt. Eine Folge sind separierte Behandlungsabläufe sowie unzureichend aufeinander abgestimmte Versorgungsübergänge. Hieraus resultieren u.a. Einbußen in der Behandlungsqualität sowie vermeidbare Kosten für das Gesundheitssystem. Die Integrierte Versorgung stellt eine mögliche Versorgungsform dar, mit der man diesen Problemen begegnen kann. Als Basis für die Entwicklung eines koordinierten und vernetzten Versorgungsmodells wurde eine explorative Studie durchgeführt. Hierbei lag das Forschungsinteresse in der Darstellung von Behandlungsabläufen der Regelversorgung, der Beschreibung von Kooperationsmustern einzelner Akteure sowie der Ermittlung von Einstellungen bzgl. innovativer Versorgungsformen. Eine Grundlage für die Gestaltung von Integrierter Versorgung stellt u.a. die Identifikation vorherrschender Versorgungsprobleme dar, die in der vorliegenden Arbeit betrachtet werden.

Methodik: Für diese Studie wurden 21 teilstrukturierte Experteninterviews durchgeführt. Der entwickelte Leitfaden wurde durch Pretests validiert. Um bei der Fallauswahl eine maximale strukturelle Variation zu gewährleisten, wurden Interviews mit niedergelassenen Hausärzten, Fachärzten, Pflegedienstleitungen ambulanter Pflegedienste und wissenschaftlichen Experten aus dem Bereich Wunde durchgeführt. Zudem wurden die Leistungserbringer sowohl aus städtischen als auch ländlichen Gebieten ausgewählt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und anschließend mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Die befragten Ärzte sehen im Bereich der Wundversorgung folgende Probleme: Unklare Zuständigkeiten zwischen Haus- und Fachärzten und eine nicht angemessene Vergütung der Wundversorgung, was u.a. als Grund für eine inadäquate, nicht leitliniengerechte Therapie genannt wird. Fachärzte bemängeln vor allem die fehlende bzw. unzureichende Diagnostik seitens der Hausärzte. Die Interviewpartner aus der Pflege beschreiben Probleme in der Abstimmung der Therapie mit den Ärzten. Begründen lässt sich dies einerseits durch die Budgetierung, andererseits werde die Beratung durch pflegerische Wundexperten seitens der Ärzte nicht immer angenommen. Zudem fehlt es laut der Pflege an Kontinuität in der Versorgung und an adäquater Behandlungsplanung. Die wissenschaftlichen Experten bemängeln starke Divergenzen bzgl. des Fachwissens über die Wundversorgung der einzelnen Leistungserbringer. Dies wird als ein Grund für inadäquate Gefäßdiagnostik benannt. So wie die Ärzte, identifizieren auch die wissenschaftlichen Experten die unklaren Zuständigkeiten sowie die schlechte Finanzierung im Bereich der Wundversorgung als Problem.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Expertenbefragung verdeutlichen Probleme in den Bereichen Diagnostik, Zuständigkeiten, Finanzierung sowie Fachwissen, welche es bei der Entwicklung eines integrierten Versorgungskonzepts zu berücksichtigen gilt. Die Analyse des hier dargestellten Teilaspekts "Versorgungsprobleme" wird im nächsten Arbeitsschritt um die Aspekte Behandlungsablauf, Kooperationsmuster und Einstellungen zu innovativen Versorgungsformen vervollständigt. Darauf aufbauend werden konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für ein integriertes Versorgungsmodell diskutiert.