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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

PsoLong – Nationale Analyse der dermatologischen Versorgungssituation in Deutschland unter Routinebedingungen bei besonderer Berücksichtigung der topischen Psoriasistherapie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Magdalene Krensel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP, Hamburg, Germany
  • Kristian Reich - Dermatologikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Ulrich Mrowitz - Universitätsklinik Kiel, Kiel, Germany
  • Thomas Rosenbach - Ihre Hautärzte, Osnabrück, Germany
  • Michael Reusch - Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Tibarg, Hamburg, Germany
  • presenting/speaker Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, IVDP, Hamburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO1-2-08-295

doi: 10.3205/13dkvf178, urn:nbn:de:0183-13dkvf1789

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Krensel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Psoriasis vulgaris gehört zu den häufigsten Indikationen der ambulanten dermatologischen Therapie. Ihre sozio-ökomische Bedeutung ist beträchtlich, nicht zuletzt aufgrund der vielfach hohen Krankheitslast mit ausgeprägten Einbußen an Lebensqualität.

Trotz des seit Jahrzehnten vergleichsweise breiten Therapiespektrums an verfügbaren Topika, Systemtherapeutika und physikalischen Verfahren fanden sich in den Versorgungsstudien PsoHealth 2005 und 2007 sowie PsoReal 2008 erhebliche Divergenzen zur leitliniengerechten Versorgung. Die Therapiemodalitäten sind variabel und werden sowohl geographisch wie auch innerhalb der Regionen unterschiedlich durchgeführt.

Eine der wesentlichen Säulen der leitliniengerechten Therapie bei leichter Psoriasis ist die Anwendung topischer Vitamin D-Analoga, dies sowohl als Monotherapie wie auch in fixer Kombination mit Glukokortikosteroiden. Für die Bewertung der Versorgung ist die Kenntnis der therapeutischen Vorgehensweisen in den deutschen Hautarztpraxen unerlässlich. Entsprechende valide Daten zu den Anwendungsweisen der Mono- und Kombinationstherapie von Vitamin D-Analoga fehlen bisher.

Ebenso mangelt es bislang an einer Überprüfung einer möglichen Über-, Unter- oder Fehlversorgung anhand der Analyse der Organisation hautärztlich ambulanter Behandlung sowie der Wartezeit, die neben der leitliniengerechten Therpaie einen Indikator für bedarfsgerechte Versorgung bilden.

Methodik: Für die Erhebung der Versorgung in deutschen dermatologischen Praxen wurde ein zweiteiliger Fragebogen mit den Schwerpunkten 1) Therapiegewohnheiten niedergelassener Dermatologen bei der Behandlung leichter Psoriasis und 2) Organisation der hautärztlichen Versorgung im ambulanten Bereich entwickelt. Das Studiendesign entspricht einer offenen multizentrischen Fragebogenstudie. Die Datenerhebung erfolgte an einer bundesweiten Zufallsstichprobe von 2.644 niedergelassenen Dermatologen. Insgesamt konnten Daten von n=681 dermatologischen Praxen und MVZ ausgewertet werden. Es wurde eine deskriptive Auswertung der Items sowie eine Subgruppenanalysen nach KV-Bereichen zur Ermittlung und Charakterisierung regionaler Unterschiede durchgeführt.

Ergebnisse: Bei der topischen Therapie der Psoriasis werden in Deutschland überwiegend Steroide (48,3%) oder Vitamin D-Analoga (41,2%) angewendet. Erfolgt die Behandlung mit Vitamin D-Analoga, finden fixe Kombinationen mit Betamethason am häufigsten Anwendung (51,1%). Der größte Anteil der Dermatologen geht bei der Behandlung leichter Psoriasis mit Vitamin D-Analoga sequenziell vor, wobei er mit einer fixen Kombination aus Vitamin D-Analoga und Betamethason beginnt und eine Vitamin D-Monotherapie anschließt (62,6%). Die Dauer dieser Initialbehandlung beträgt durchschnittlich 5 Wochen. Mit 45,4% ist der Großteil niedergelassener Hautärzte hierbei indifferent zwischen einem abrupten Therapieende und einer langsamen Reduktion der Dosis.

Eine Weiterbehandlung überwiegend abgeheilter Läsionen mittels proaktiver Therapie wird von 44,0% der befragten Hautärzte nicht durchgeführt. 36,7% setzen die Medikation mit einer fixen Kombination aus Betamethason und Vitamin D-Analoga fort.

Bei der Organisation der Versorgung in dermatologischen Praxen erfolgen 83,4% der Behandlungen nach vorheriger Terminvergabe mit einer durchschnittlichen Wartezeit auf einen Ersttermin von 4,9 Wochen. Bei einer krankheitsspezifischen Betrachtung der Wartzeiten werden Präferenzen der Dermatologen bei der Terminvergabe ersichtlich: Während ein Patient auf die Beurteilung eines suspekten Naevus mit 1,2 Wochen am schnellsten einen Termin erhält, ist die Wartezeit für das Hautkrebsscreening mit 5,7 Wochen am längsten.

Bei allen Fragen ergaben sich sowohl große Abweichungen zwischen den Angaben einzelner Ärzten als auch regionale Unterschiede bei der Analyse nach KV-Bereichen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie liefert erste Ergebnisse zur Versorgungssituation von Patienten mit dermatologischen Erkrankungen, insbesondere der leichten Psoriasis, in Deutschland. Zur Klärung der Evidenz bei Langzeittherapien sind jedoch weitere Studien notwendig. Handlungsbedarf besteht ebenfalls in der Entwicklung differenzierter Therapiestandards für die topische Therapie der leichten Psoriasis sowie eines Konsensus der Experten zur best practice.