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Die Umsetzung der Leitlinie zum Screening auf Mundhöhlenkarzinome: eine qualitative Studie bei niedergelassenen Zahnärzten
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2013 |
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Hintergrund: Beim Mundhöhlenkarzinom hängt die individuelle Prognose entscheidend vom Zeitpunkt der Diagnosestellung ab. Screeninguntersuchungen der Mundhöhle im Rahmen der zahnärztlichen Routineversorgung sollen eine Diagnose zu einem frühen oder sogar noch asymptomatischen Stadium ermöglichen und damit zur Reduzierung der hohen Mortalitätsrate beitragen. Eine Leitlinie präzisiert, wie das Routinescreening auf Vorläuferläsionen von Plattenepithelkarzinomen und die weitere diagnostische Abklärung bei Verdacht auf einen positiven Befund durchzuführen sind. Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen aus der Sicht von Zahnärzten das leitlinienkonforme Durchführen der Screeninguntersuchungen?
Methodik: Für die hier beschriebene Pilotstudie wurde eine explorativ-qualitative Vorgehensweise gewählt. Mit 11 niedergelassenen Zahnärzten wurden leitfadengestützte Interviews geführt. Zentrale Themen waren die Einstellung zum Screening in der Routineversorgung, die Durchführung des Screenings im Praxisalltag und mögliche Barrieren sowie förderliche Faktoren. Alle Interviews wurden digital aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und mit Hilfe der Software Atlas.ti einer Inhaltsanalyse unterzogen.
Ergebnisse: Grundsätzlich beurteilten die Zahnärzte das Screening auf Vorläuferläsionen von Plattenepithelkarzinomen als eine wichtige Aufgabe, die sie in ihren Praxisalltag integriert hätten. Allerdings ergab die Analyse eine große Bandbreite hinsichtlich Häufigkeit und Methodik, mit der die Zahnärzte das Screening durchführen, sowie hinsichtlich des weiteren Verfahrens im Falle eines positiven Befundes. Die individuellen Erwartungen der Ärzte an die Nützlichkeit scheinen ihre jeweilige Praxis des Screenings zu beeinflussen. Darüber hinaus stellen sich aus Sicht der Ärzte folgende wichtige Einflussfaktoren dar: die tatsächliche und vermutete Kooperationsbereitschaft der Patienten und, wenn es um Überweisungen zur weiteren diagnostischen Abklärung geht, die Qualität der intersektoralen Kooperation. Bezogen auf mögliche Maßnahmen, die zu einer besseren Durchführbarkeit des Screenings im Praxisalltag führen könnten, zeigten sich die Ärzte widersprüchlich. Strukturelle Maßnahmen, wie z.B. eine eigene Abrechnungsposition, empfinden sie als wünschenswert, zweifeln aber gleichzeitig daran, ob diese hinreichend für eine Veränderung der etablierten Routinen wären.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die Früherkennung von Mundhöhlenkarzinomen im Rahmen der Routineversorgung wird als wichtige zahnärztliche Aufgabe gesehen. Wie systematisch das Screening tatsächlich durchgeführt wird, hängt allerdings weniger von den Empfehlungen der Leitlinie als von verschiedenen individuellen und kontextbezogenen Einflussfaktoren ab.