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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Was hilft gegen Kater? Ein systematischer Review zu Interventionen zur Vorbeugung und Linderung von Veisalgia

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Melanie Messer - Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Bergita Ganse - DLR, Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Köln, Germany
  • presenting/speaker Roland Büchter - University of Manchester, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO1-1-08-181

doi: 10.3205/13dkvf166, urn:nbn:de:0183-13dkvf1664

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Messer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Kopfschmerzen, Übelkeit, Durstgefühl, Geräuschempfindlichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit - einem überwiegenden Teil der erwachsenen Bevölkerung dürften solche Symptome bekannt sein. Ein Kater, wie er im Volksmund auch genannt wird, tritt in Folge eines übermäßigen Alkoholkonsums auf. Er ist jedoch nicht nur unangenehm, sondern führt durch Arbeitsunfähigkeit und eingeschränkte Leistungsfähigkeit auch zu erheblichen volkswirtschaftlichen Belastungen. Die zahlreichen Hausmittel und Empfehlungen zur Bekämpfung reichen vom Verzehr saurer Heringe oder Olivenöl, über die präventive Einnahme von Vitaminpräparaten bis zu Kombinationstipps beim Konsum alkoholhaltiger Getränke. Vor diesem Hintergrund erfolgte eine Untersuchung des Nutzens und Schadens von Interventionen, die darauf zielen einem Kater (Veisalgia) bei nicht alkholabhängigen Erwachsenen vorzubeugen oder seine Symptome zu behandeln.

Methodik: Es wurde eine systematische Recherche nach randomisiert kontrollierten Studien in den Datenbanken Medline, Embase und Cochrane Central Register of Controlled Trials durchgeführt. Eine Einschränkung der Recherche bis Januar 2005 erfolgte auf Basis einer bereits vorliegenden systematischen Übersichtsarbeit von ausreichender Qualität, die den vorhergehenden Zeitraum abdeckt. Die Selektion und Bewertung der Studien anhand des Cochrane risk of bias tool erfolgte durch zwei voneinander unabhängige Reviewer.

Ergebnisse: Aus den 743 gesichteten Referenzen konnte 1 relevante Studie identifiziert werden. Die Arbeit untersucht mit einem Crossover-RCT-Design den präventiven Effekt von koreanischem Birnensaft im Vergleich zu einem fruktosehaltigem Placebo. Der betrachtete Endpunkt in dieser Studie ist die, von den Betroffenen mittels Fragebogen angegebene, Ausprägung von Veisalgia-Symptomen. Zwar zeigten sich statistisch signifikante Effekte in der zusammenfassenden Betrachtung der Symptome zugunsten der Intervention. Aufgrund einer sehr geringen statistischen Power und dem als unklar einzustufenden Verzerrungspotenzial ist das Studienergebnis jedoch mit großer Vorsicht zu interpretieren.

Die ergänzend hinzugezogene systematische Übersichtsarbeit erlaubt die Extraktion von 8 Studien mit ebenso vielen Interventionsmöglichkeiten. Für Zubereitungen aus Gurkenkraut und Trockenhefe sowie ein Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika sind statistisch signifikante, positive Effekte auf die Symptomlinderung zu verzeichnen. Doch auch hier können aufgrund methodischer Einschränkungen der analysierten Studien keine Empfehlungen zugunsten einer Intervention abgeleitet werden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Von 9 Interventionen die Veisalgia-Symptomen entgegenwirken sollen, weisen 4 auf einen lindernden Effekt hin. Allerdings besteht auf Basis der vorliegenden Ergebnisse keine belastbare Evidenz, die eine Empfehlung dieser Interventionen erlauben würde. Hier bedarf es weiterer methodisch hochwertiger Untersuchungen, um diese ersten Hinweise zu bestätigen. Diese sollten auch mögliche Schadenspotenziale der Anwendung in den Blick nehmen.