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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Zeitintervall zwischen DMP-Einschreibung und Verordnung einer Dauertherapie mit inhalativen Glukokortikosteroiden oder langwirksamen Beta-II-Sympathomimetika. Ergebnisse einer Time-To-Event-Analyse aus dem DMP Asthma bronchiale

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Arne Weber - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Germany
  • Sabine Groos - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Germany
  • Bernd Hagen - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Germany
  • Jens Kretschmann - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Germany
  • Lutz Altenhofen - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV13-12

doi: 10.3205/13dkvf148, urn:nbn:de:0183-13dkvf1485

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Weber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Mit der Einführung des DMP Asthma bronchiale wurde im Jahr 2006 in der Region Nordrhein erstmals ein strukturiertes Behandlungsprogramm zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und den Krankenkassen vertraglich festgelegt.

Gemäß der Nationalen Versorgungsleitlinie gelten inhalative Glukokortikosteroide (ICS) als Basistherapie einer Asthma-Dauermedikation, die in ausgeprägten Schweregraden mit langwirksamen Beta-II-Sympathomimetika (LABA) ergänzt werden sollte. Unser Ziel ist es aufzuzeigen, ob und in welchem Zeitraum nach DMP-Einschreibung eine ICS- oder LABA- Medikation verordnet wird und welche Faktoren hierfür maßgeblich sind.

Methodik: Betrachtet werden retrospektiv alle zwischen den Jahren 2008 und 2010 neu eingeschriebenen DMP-Patienten in der Region Nordrhein mit einer Teilnahmedauer von mindestens drei Jahren sowie keiner initialen ICS- bzw. LABA-Verordnung.

Die Analysen erfolgen längsschnittlich sowie getrennt für die Verordnung von ICS und LABA. Es werden statistische Überlebenszeitanalysen (Kaplan-Meier, Cox-Regression) durchgeführt.

Ergebnisse: 2.568 DMP-Patienten, welche zu Beginn des Beobachtungszeitraums kein ICS erhielten, bzw. 5.388 Asthmapatienten ohne LABA-Verordnung bei DMP-Einschreibung wurden in die Analyse eingeschlossen. In dem beobachteten Zeitraum von drei Jahren bleiben die DMP-Teilnehmer durchschnittlich eindreiviertel Jahre (Ø 6,9 Quartale, CI 95% 6,7 - 7,1) ohne ICS, LABA wird geringfügig später (Ø 7,9 Quartale, CI 95 % 7,8 - 8,0) das erste Mal verordnet.

Die Kaplan-Meier-Schätzung legt dar, dass nach einem Jahr DMP-Teilnahme der Anteil für eine ICS-Verordnung bei 39 %, nach zwei Jahren bei 52 % und nach drei Jahren bei 57 % liegt. Hinsichtlich LABA erfolgt die Verordnung geringfügig später (nach einem Jahr 33 %, nach zwei Jahren 43 % und nach drei Jahren 48 % der Asthma-Patienten).

Eine Cox-Regression hinterfragt den Einfluss verschiedener klinischer und versorgungsbezogener Parameter. Das Vorliegen stationärer Notfälle führt zu einer rascheren Verordnung von ICS bzw. LABA (ICS: HR 1.27; CI 95 % 1.01 - 1.60; LABA:HR 1.42; CI 95 % 1.15 - 1.71). Zudem liegt die Chance für Asthma-Patienten mit einer täglichen Asthmasymptomatik im Vergleich zu den DMP-Teilnehmern mit keiner akuten Symptomatik für eine Medikation mit ICS oder LABA deutlich höher (ICS: HR 1.40; CI 95 % 1.15 - 1.71; LABA: HR 1.42; CI 95 % 1.21 - 1.67). Ein jüngeres Alter ist assoziiert mit einer früheren Umstellung der Medikation auf ICS. So liegt die Chance für eine frühere ICS-Verordnung der unter 10-jährigen DMP-Teilnehmer im Vergleich zu den über 60-jährigen Teilnehmern eindeutig höher (HR 0.61; CI 95% 0.44 - 0.83). Die Behandlung durch einen pneumologisch qualifizierten Facharzt scheint zu einer eheren Umstellung auf LABA beizutragen (HR 1.41; CI 95 % 1.19 - 1.67).

Subgruppenspezifische Betrachtungen belegen, dass für Kinder und Jugendliche stationäre Ereignisse noch deutlicher zu einer frühzeitigeren ICS-Verordnung (HR 1.71; CI 95 % 1.13 - 2.59) beitragen. Für die Verordnung von LABA für die Gruppe der unter 18-jährigen DMP-Teilnehmer ist neben den stationären Notfällen (HR 1.52; CI 95 % 1.12 ¬- 2.08) auch das Vorliegen einer täglichen Asthmasymptomatik (HR 1.74; CI 95% 1.19 - 2.55) von Relevanz. Die fachärztliche Behandlung zeigt für Kinder und jugendliche DMP-Teilnehmer keinen signifikanten Effekt auf die medikamentöse ICS- bzw. LABA-Verordnung.

Diskussion/Schlussfolgerung: Der Zeitpunkt zu der Verordnung einer Medikation mit ICS oder LABA scheint für beide Medikationen vom Auftreten stationärer Notfälle und der Häufigkeit der Asthmasymptomatik abzuhängen.

Für die raschere Verordnung von ICS ist das Alter der Patienten von Bedeutung. Die ärztliche Betreuung ist hingegen nur für eine raschere Verordnung von LABA relevant.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit einer Progredienz des Asthma bronchiale die medikamentöse Therapie entsprechend des Krankheitsverlaufs angepasst wird. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass ICS häufig direkt bei DMP-Einschreibung verordnet wird.