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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Prävalenz des Typ-2-Diabetes und Versorgungssituation in Deutschland – eine Delphi-Befragung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kathrin Lottmann - IGES Institut, Berlin, Germany
  • Silvia Klein - IGES Institut, Berlin, Germany
  • presenting/speaker Hans-Holger Bleß - IGES Institut, Berlin, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV13-152

doi: 10.3205/13dkvf143, urn:nbn:de:0183-13dkvf1436

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Lottmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Diabetes mellitus Typ 2 als chronische Volkskrankheit ist nicht nur aufgrund steigender Prävalenzen und der gesundheitsökonomischen Auswirkungen von gesamtgesellschaftlichem Interesse. Eine adäquate Versorgungsgestaltung und -steuerung einschließlich Prävention sind unabdingbar. Die versorgungsbezogene und gesundheitspolitische Diskussion zu Typ-2-Diabetes wird gegenwärtig jedoch geprägt von einer großen Spannweite und somit einer Wissensunsicherheit hinsichtlich der Zahl der Betroffenen sowie in Hinblick auf die Versorgungsqualität und die Behandlungsergebnisse. Ziel der Studie war daher, dieses Datendefizit zu beheben und eine valide Datengrundlage zur Gesamtzahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes inkl. Dunkelziffer (a), zur Zahl der diagnostizierten Betroffenen (b), zum Anteil derer mit regelmäßiger Versorgungsinanspruchnahme (c), derer, die ihre Behandlungsziele (d) und erwünschte patientenrelevante Endpunkte (e) erreichen, zu schaffen.

Methodik: Für jeden dieser epidemiologischen und versorgungsbezogenen Aspekte wurden Indikatoren definiert und mit einem Diabetes-Experten abgestimmt. Grundlage dafür war eine umfassende Recherche in Medline sowie eine strukturierte Internetrecherche nach Leitlinien und grauer Literatur. Für jeden Indikator wurden anschließend spezifische und für Deutschland gültige Werte ebenfalls im Rahmen einer strukturierten Medline-Recherche identifiziert und mit Angaben zu Studiendesign und -methodik dargestellt. Die Spannweite an Studienergebnissen dient als Schätzgrundlage im Rahmen eines 2-stufigen, Internet-gestützten Delphi-Verfahrens mit rund 50 hochrangigen Diabetes-Experten aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen. Für jeden Indikator wird der durchschnittliche Schätzwert ermittelt; die Mittelwerte aus der 2. Erhebungsrunde gelten als konsentierte Werte zur Epidemiologie des Typ-2-Diabetes und Versorgung von Typ-2-Diabetikern in Deutschland im Jahr 2013.

Ergebnisse: Für einige Indikatoren wurden keine Typ-spezifischen Angaben identifiziert (z.B. Gesamtprävalenz [1]) oder die Zielwerte in den Studien wichen leicht von den zu schätzenden Werten ab (z.B. Blutdruckzielwerte); auf diese methodischen Einschränkungen wird in der Delphi-Befragung hingewiesen. U.a. folgende Studienergebnisse werden im Delphi-Verfahren als Schätzgrundlage herangezogen:

a) Ca. 9,3% der Gesamtbevölkerung Deutschlands haben Diabetes [1].

b) Die Prävalenz des diagnostizierten Diabetes liegt unter 8,6% [2].

c) Bei 19% bis 45% der diagnostizierten Betroffenen wird mind. dreimal im Jahr der HbA1c bestimmt [3], [4].

d) 26% bis 47% der Menschen mit diagnostiziertem Typ-2-Diabetes erreichen einen HbA1c <6,5% bzw. <=6,5% [5], [6]; 55% bis 76% einen HbA1c <=7,5% [5], [7]. 24% bis 80% erreichen einen Blutdruck <140/80 mmHg [8], [9], 13% bis 28% einen LDL-Zielwert < 100mg/dl [9], [10].

e) 49% bis 87% der diagnostizierten Typ-2-Diabetiker haben keine makrovaskulären [8], [11]; 63% bis 97% keine mikrovaskulären [6], [12] und ca. 50% gar keine diabetesbedingten Komplikationen [3], [7], [13].

Ergebnisse der Delphi-Befragung werden im Oktober 2013 vorliegen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Trotz des breiten Zugangs zur medizinischen Versorgung in Deutschland nimmt weniger als die Hälfte der Typ-2-Diabetiker regelmäßig diabetesspezifische Leistungen (HbA1c-Messung) in Anspruch; Therapieziele werden ebenfalls von max. 50% der Betroffenen erreicht, so dass es nicht überrascht, dass etwa jeder zweite Diabetiker unter Komplikationen leidet (ggf. Anpassung an finale Delphi-Ergebnisse). Diese in Studien aufgezeigten Versorgungsdefizite werden im Rahmen einer Delphi-Befragung konsentiert und bieten politischen und versorgungsstrategischen Akteuren eine valide Diskussions- und Entscheidungsgrundlage zur Gestaltung einer angemessenen Diabetes-Versorgung in Deutschland

Erstellt mit Unterstützung von Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz.


Literatur

1.
Heidemann et al. DEGS-Symposium 14.06.2012.
2.
Robert Koch-Institut. "Gesundheit in Deutschland aktuell 2010". 2012. http://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html Externer Link
3.
Burger & Tiemann. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsf Gesundheitssch. 2005;48(11):1242-9.
4.
Hauner et al. Dtsch Med Wochenschr. 2003;128(50):2638-43
5.
Liebl et al. Experimental and clinical endocrinology & diabetes. 2002;110(1):10-6.
6.
Yurgin et al. Clin Ther. 2007 Feb;29(2):316-25.
7.
Hagen et al. Qualitätssicherungsbericht 2010. 2011. http://www.kvno.de/downloads/quali/qualbe_dmp10.pdf Externer Link
8.
Ott et al.Dtsch Med Wochenschr. 2009;134(7):291-7.
9.
Stark et al. Diabetes Metab Res Rev. 2011;27(4):383-91.
10.
Krone & Bohm. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsf Gesundheitssch. 2004;47(6):540-6.
11.
Uebel et al. Z Allg Med. 2004;80:497-502.
12.
Lehnert et al. Dtsch Med Wochenschr. 2005;130(7):323-8.
13.
Pittrow et al. Med Klin. 2006;101(8):635-44.