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Behandlungsdauer und Rückfall bei unipolarer Depression im Vierjahreszeitraum
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2013 |
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Hintergrund: Die Langzeitbehandlung von Depression jenseits des Einjahreszeitraums wurde bislang nur von wenigen, älteren Studien und meist für Subgruppen untersucht [1]. Pauschale Zeitraum-Annahmen bzw. Nicht-Berücksichtigung individueller Behandlungszeiten führen dabei mitunter zu falschen Ergebnissen z.B. bei der Prognose von Rückfällen [2]. Ziel der vorliegenden Analyse war, durch intersektoral verknüpfte individuumsbezogene pseudonymisierte Daten aus 5 Jahren eine Deskription von Therapieregimen, Episodendauer und Rückfällen sowie die multivariate Analyse von Assoziationen zwischen Therapieregimen [3] und Therapiedauer sowie der Rückfallquote für eine heterogene Population mit unipolarer Depression zu ermöglichen.
Methodik: Daten der BARMER GEK der Jahre 2006 bis 2011 für Arzneimittel, Arzt, Krankenhaus. Einschlusskriterien der Population: ICD F32/F33 ambulant oder stationär, mindestens 2 Antidepressiva-Verordnungen im Basisjahr 2007. Ausschlusskriterien der Population: ICD F32/F33 ambulant oder stationär oder AD-Verordnung im Vorjahr 2006, kein durchgängiges Versichertenverhältnis 2007 bis 2011. Operationalisierung der Behandlungsdauer: Verlauf der Quartale mit positiver Verordnung der anatomisch therapeutisch chemischen (ATC) Wirkstoffgruppe 'N06A' in 2007 bis 2011 je Patient bis zu einer Verordnungsunterbrechung von mindestens 2 Quartalen. Operationalisierung des Rückfalls: erneuter Eintritt von Arzneimitteltherapie, Hospitalisierung, Psychotherapie, Facharztbehandlung. Multivariate Analyse: Cox-Regression zur Erklärung der Behandlungsdauer der initialen Episode und des ersten Rückfalls für Variablen der ambulanten und stationären Versorgung sowie der Arzneimitteltherapie.
Ergebnisse: Population: 21.267 Patienten, Durchschnittsalter 50,3 Jahre, Anteil weiblich 72,6%. Die Behandlungsdauer war bei 30% der Patienten kleiner oder gleich einem halben Jahr, bei 22% größer als ein halbes und kleiner als 1 Jahr, bei 18% zwischen 1 und 2 Jahren sowie bei 7% zwischen 2 und 3 Jahren. Für 21% der Patienten lag zum technischen Ende des Analysezeitraums nach 3,75 Jahren kein Ende der Antidepressivatherapie vor. Ergebnisse zu Patientencharakteristika, unterschiedlichen Therapieregimen und Rückfall werden bei der Veranstaltung präsentiert.
Diskussion/Schlussfolgerung: Bei neuerkrankten Depressionspatienten mit Antidepressivatherapie der BARMER GEK liegt der Anteil mit medikamentöser Langzeitbehandlung von mindestens 3,75 Jahren bei ca. 21%. Der übliche Behandlungszeitraum klinischer Studien von einem halben Jahr wird von 70% der Patienten überschritten. Der Einschluss von Patienten mit mindestens 2 aufeinander folgenden Verordnungen bei Episodenbeginn führte jedoch zum Ausschluss einer relevanten Zahl von Patienten mit lediglich einer 'Test'-Verordnung [4]. Heterogene Versorgungsmerkmale wie etwa die große Streuung individueller Behandlungszeiträume werden in den Prognosemodellen berücksichtigt.
Literatur
- 1.
- Gardarsdottir H, van Geffen EC, Stolker JJ, Egberts TC, Heerdink ER. Does the length of the first antidepressant treatment episode influence risk and time to a second episode? J Clin Psychopharmacol. 2009;29(1):69-72.
- 2.
- Gardarsdottir H, Egberts TC, Stolker JJ, Heerdink ER. Duration of antidepressant drug treatment and its influence on risk of relapse/recurrence: immortal and neglected time bias. Am J Epidemiol. 2009;170(3):280-285.
- 3.
- Milea D, Guelfucci F, Bent-Ennakhil N, Toumi M, Auray JP. Antidepressant monotherapy: A claims database analysis of treatment changes and treatment duration. Clin Ther. 2010;32(12):2057-2072.
- 4.
- Gardarsdottir H, Souverein PC, Egberts TC, Heerdink ER. Construction of drug treatment episodes from drug-dispensing histories is influenced by the gap length. J Clin Epidemiol. 2010;63(4):422-427.