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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Behandlungsdauer und Rückfall bei unipolarer Depression im Vierjahreszeitraum

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christoph Wagner - IGKE Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • presenting/speaker Dirk Müller - IGKE Uniklinik Köln, Köln, Germany
  • Ursula Marschall - BARMER GEK, Wuppertal, Germany
  • Stephanie Stock - IGKE Uniklinik Köln, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV12-308

doi: 10.3205/13dkvf137, urn:nbn:de:0183-13dkvf1378

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Wagner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Langzeitbehandlung von Depression jenseits des Einjahreszeitraums wurde bislang nur von wenigen, älteren Studien und meist für Subgruppen untersucht [1]. Pauschale Zeitraum-Annahmen bzw. Nicht-Berücksichtigung individueller Behandlungszeiten führen dabei mitunter zu falschen Ergebnissen z.B. bei der Prognose von Rückfällen [2]. Ziel der vorliegenden Analyse war, durch intersektoral verknüpfte individuumsbezogene pseudonymisierte Daten aus 5 Jahren eine Deskription von Therapieregimen, Episodendauer und Rückfällen sowie die multivariate Analyse von Assoziationen zwischen Therapieregimen [3] und Therapiedauer sowie der Rückfallquote für eine heterogene Population mit unipolarer Depression zu ermöglichen.

Methodik: Daten der BARMER GEK der Jahre 2006 bis 2011 für Arzneimittel, Arzt, Krankenhaus. Einschlusskriterien der Population: ICD F32/F33 ambulant oder stationär, mindestens 2 Antidepressiva-Verordnungen im Basisjahr 2007. Ausschlusskriterien der Population: ICD F32/F33 ambulant oder stationär oder AD-Verordnung im Vorjahr 2006, kein durchgängiges Versichertenverhältnis 2007 bis 2011. Operationalisierung der Behandlungsdauer: Verlauf der Quartale mit positiver Verordnung der anatomisch therapeutisch chemischen (ATC) Wirkstoffgruppe 'N06A' in 2007 bis 2011 je Patient bis zu einer Verordnungsunterbrechung von mindestens 2 Quartalen. Operationalisierung des Rückfalls: erneuter Eintritt von Arzneimitteltherapie, Hospitalisierung, Psychotherapie, Facharztbehandlung. Multivariate Analyse: Cox-Regression zur Erklärung der Behandlungsdauer der initialen Episode und des ersten Rückfalls für Variablen der ambulanten und stationären Versorgung sowie der Arzneimitteltherapie.

Ergebnisse: Population: 21.267 Patienten, Durchschnittsalter 50,3 Jahre, Anteil weiblich 72,6%. Die Behandlungsdauer war bei 30% der Patienten kleiner oder gleich einem halben Jahr, bei 22% größer als ein halbes und kleiner als 1 Jahr, bei 18% zwischen 1 und 2 Jahren sowie bei 7% zwischen 2 und 3 Jahren. Für 21% der Patienten lag zum technischen Ende des Analysezeitraums nach 3,75 Jahren kein Ende der Antidepressivatherapie vor. Ergebnisse zu Patientencharakteristika, unterschiedlichen Therapieregimen und Rückfall werden bei der Veranstaltung präsentiert.

Diskussion/Schlussfolgerung: Bei neuerkrankten Depressionspatienten mit Antidepressivatherapie der BARMER GEK liegt der Anteil mit medikamentöser Langzeitbehandlung von mindestens 3,75 Jahren bei ca. 21%. Der übliche Behandlungszeitraum klinischer Studien von einem halben Jahr wird von 70% der Patienten überschritten. Der Einschluss von Patienten mit mindestens 2 aufeinander folgenden Verordnungen bei Episodenbeginn führte jedoch zum Ausschluss einer relevanten Zahl von Patienten mit lediglich einer 'Test'-Verordnung [4]. Heterogene Versorgungsmerkmale wie etwa die große Streuung individueller Behandlungszeiträume werden in den Prognosemodellen berücksichtigt.


Literatur

1.
Gardarsdottir H, van Geffen EC, Stolker JJ, Egberts TC, Heerdink ER. Does the length of the first antidepressant treatment episode influence risk and time to a second episode? J Clin Psychopharmacol. 2009;29(1):69-72.
2.
Gardarsdottir H, Egberts TC, Stolker JJ, Heerdink ER. Duration of antidepressant drug treatment and its influence on risk of relapse/recurrence: immortal and neglected time bias. Am J Epidemiol. 2009;170(3):280-285.
3.
Milea D, Guelfucci F, Bent-Ennakhil N, Toumi M, Auray JP. Antidepressant monotherapy: A claims database analysis of treatment changes and treatment duration. Clin Ther. 2010;32(12):2057-2072.
4.
Gardarsdottir H, Souverein PC, Egberts TC, Heerdink ER. Construction of drug treatment episodes from drug-dispensing histories is influenced by the gap length. J Clin Epidemiol. 2010;63(4):422-427.