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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Patientenkompetenz im Kontext der Krebserkrankung: Eine Untersuchung an Patienten mit Brust-, Darm- oder Prostatakrebs in der onkologischen Rehabilitation

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jürgen M. Giesler - Klinik für Tumorbiologie Freiburg, Psychosoziale Abteilung, Freiburg/Br., Germany
  • Tina Zeiss - Klinik für Tumorbiologie Freiburg, Psychosoziale Abteilung, Freiburg/Br., Germany
  • Joachim Weis - Klinik für Tumorbiologie Freiburg, Psychosoziale Abteilung, Freiburg/Br., Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocFV11-221

doi: 10.3205/13dkvf113, urn:nbn:de:0183-13dkvf1136

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Giesler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der in den letzten 10 Jahren zunehmend häufiger verwendete Begriff der Patientenkompetenz reflektiert grundlegende Veränderungen in der Patientenrolle in modernen Gesellschaften und eine in stärkerem Maße gewünschte Teilhabe von Patienten bei der Behandlung chronischer wie akuter Erkrankungen. Er beschreibt in verschiedenen Facetten die Ressourcen und Potenziale, die Patienten in ihrem Erleben, Bewerten, Wissen und Handeln zur Verfügung stehen, um eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Krebs und deren Behandlung zu verarbeiten. Vor diesem Hintergrund lässt sich Patientenkompetenz als Fähigkeit zur ressourcengestützten Krankheitsverarbeitung konzeptualisieren, die eine wesentliche Voraussetzung partizipativer Entscheidungsfindung (auch) in der Onkologie darstellt und als Basis der Optimierung einer patientenorientierten Versorgung dienen kann. Da zur Erfassung der Patientenkompetenz bislang nur erste Ansätze vorliegen, ist es Ziel der vorliegenden Untersuchung, einen Beitrag zur umfassenden Konstruktvalidierung eines publizierten Verfahrens zur Selbsteinschätzung der Patientenkompetenz im onkologischen Kontext zu leisten. Dabei wird unter anderem geprüft, inwieweit sich Patienten verschiedener Tumordiagnosen in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen (kurativen vs. palliativen) Behandlungssituation in Bezug auf verschiedene Aspekte der Patientenkompetenz unterscheiden und inwieweit sich im Verlauf der onkologischen Rehabilitation Veränderungen in den Ausprägungen der Patientenkompetenz ergeben.

Methodik: Im Rahmen eines prospektiven, multizentrischen, nicht-randomisierten Vergleichsgruppendesigns werden insgesamt 512 Patientinnen und Patienten mit Brust-, Darm- oder Prostatakrebs zu Beginn und Ende ihrer onkologischen Rehabilitation sowie neun Monate nach Abschluss der Rehabilitation befragt. Neben Selbsteinschätzungen der Patientenkompetenz werden hierbei Progredienzangst, Krankheitsbewältigung, Selbstwirksamkeitserwartungen in Bezug auf die Bewältigung der Krebserkrankung und Lebensqualität als Validitätskriterien sowie medizinische Basisdaten erhoben. Für die hier zu berichtenden Auswertungen werden Mittelwertvergleiche für die verschiedenen zu Beginn der Rehabilitation eingesetzten problem- und emotionszentrierten Subskalen des Verfahrens zur Erfassung der Patientenkompetenz mit Hilfe von 3 (Tumorentität) x 2 (kurative vs. palliative Situation) Varianzanalysen berechnet.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Abstracts konnten bereits 200 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Entsprechend wird angenommen, dass die für den vorliegenden Beitrag geplanten Zwischenauswertungen auf einem Stichprobenumfang von ca. n = 400 Patienten beruhen werden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Aufgrund ihrer Anlage wird die vorliegende Untersuchung insgesamt eine Vielzahl von Befunden erbringen, die dazu beitragen, das Konzept der Patientenkompetenz valide zu operationalisieren, weiter auszuarbeiten und das hier zu ihrer Erfassung eingesetzte Verfahren zu optimieren. Sofern sich, wie aufgrund von Befunden einer eigenen früheren Studie erwartet werden kann, Mittelwertunterschiede in Abhängigkeit von der Tumorentität und der Behandlungssituation zeigen, können diese als Hinweise darauf gewertet werden, wo im Einzelnen ein spezifischer Bedarf an Unterstützung oder Förderung von Patientenkompetenzen besteht. Eine solche Interpretation ließe sich zusätzlich durch nachfolgende Analysen der Zusammenhänge zwischen Patientenkompetenz und verschiedenen Validitätskriterien stützen.

Die angestrebte umfassende Validierung und Optimierung des hier eingesetzten Verfahrens zur Erfassung von Patientenkompetenzen wird eine methodische Basis dafür schaffen, mögliche Determinanten und vermutete Effekte der Patientenkompetenz in Bezug auf Gesundheit und psychische Befindlichkeit in Folgestudien empirisch fundiert analysieren zu können. Weiterreichende Perspektiven in diesem Zusammenhang betreffen die wünschenswerte Entwicklung möglicher Interventionen zur Stärkung und Förderung der Patientenkompetenz sowie die Frage der Generalisierbarkeit des Konzepts auf andere lebensbedrohliche chronische Erkrankungen.

Anmerkung: Die Untersuchung wird im Rahmen des Förderschwerpunkts "Versorgungsnahe Forschung - Chronische Krankheiten und Patientenorientierung" durch das BMBF gefördert.