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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Evaluation des Trainingsprogramms „Fit für PEF“ zur Verbesserung der patientenorientierten interprofessionellen Versorgungsgestaltung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mirjam Körner - Abteilung für Med. Psychologie und Med. Soziologie, Freiburg, Germany
  • Martina Michaelis - Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, Freiburg, Germany
  • Katharina Quaschning - Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg, Germany
  • Markus Wirtz - Institut für Psychologie, Abt. für Forschungsmethoden, Freiburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocFV11-316

doi: 10.3205/13dkvf109, urn:nbn:de:0183-13dkvf1098

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Körner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Patientenorientierung ist das zentrale Qualitäts- und Erfolgskriterium in der medizinischen Rehabilitation. Viele Verbesserungsansätze fokussieren bislang auf die Arzt-Patient-Interaktion (z.B. gemeinsame Zielsetzung und Behandlungsplanung, partizipative Entscheidungsfindung) und lassen die übrigen Berufsgruppen des interprofessionellen Teams als auch die internen Aspekte der Versorgung (z.B. die Teamarbeit, Klinik- und Führungskultur) in den Rehabilitationskliniken außen vor. Ausgehend von dem Modell der integrierten Patientenorientierung (Körner, 2009) wurde das erste interprofessionelle Trainingsprogramm zur Verbesserung der partizipativen Versorgungsgestaltung in der medizinischen Rehabilitation konzipiert (Körner et al., 2013). Ziel des Beitrages ist die Evaluation der Effektivität des Trainingsprogramms 'Fit für PEF', welches als ein Train-the-Trainer Programm konzipiert ist und sowohl die externe Partizipation (partizipative Entscheidungsfindung) als auch die interne Partizipation (patientenorientierte Teamarbeit) als zentrale Trainingsinhalte umfasst (Körner et al., 2013).

Methodik: In einer multi-zentrischen cluster-randomisierten kontrollierten Studie wurden zu mehreren Erhebungszeitpunkten Patienten (unabhängige Kohorten, prä, post und nach sechs Monaten) und Mitarbeiter (prä, post) zur internen und externen Partizipation befragt. Zur Erfassung der internen Partizipation wurde eine selbst entwickelte Skala (Interne Partizipation Skala, Körner & Wirtz, submitted) verwendet. Die externe Partizipation wurde mit dem Fragebogen zur partizipativen Entscheidungsfindung (Patientenversion PEF-FB: Kriston et al., 2010; Mitarbeiterversion PEF-FB-doc, Scholl et al., 2012) eingesetzt. Für die Studie konnten 17 Kliniken rekrutiert werden. Zur Datenauswertung wurde IBM Statistics SPSS 20 verwendet; die Effekte des Trainings wurden mit einfaktoriellen Varianzanalysen (ANOVA) berechnet.

Ergebnisse: Für die Mitarbeiter wurde bei der prä-Messung ein Stichprobenumfang von 275 (Rücklaufquote: 41%) und für die post-Messung 189 (37%) erzielt. Bei den Patienten (unabhängige Kohorten zu drei Messzeitpunkten) beteiligten sich bei der prä Messung 662 (48%), post Messung 524 (41%) und nach sechs Monaten 505 (39%). In die endgültige Evaluation konnten die Daten von 11 Kliniken (fünf Kliniken Interventions- und sechs Kliniken Kontrollgruppe) einbezogen werden.

Die geschulten Behandler (Interventionsgruppe) bewerteten die Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung im Anschluss an das Trainingsprogramm signifikant besser (p=.028; partielles Eta-Quadrat=.014) im Vergleich zur Kontrollgruppe, in welcher keine Veränderung festzustellen war. Am deutlichsten profitierten die Pflegekräfte (p=.022; partielles Eta-Quadrat =.092). Bei den Patienten konnte keine Verbesserung bezüglich der Bewertung der partizipativen Entscheidungsfindung festgestellt werden. Die interne Partizipation verbesserte sich aus Mitarbeitersicht sowohl in der Interventions- als auch die Kontrollgruppe. Die Patienten der Kontrollgruppe bewerteten die interne Partizipation signifikant besser als die der Interventionsgruppe (p=.030; partielles Eta-Quadrat=.004). Die patientenseitige Bewertung ist in der Kontrollgruppe nach sechs Monaten schlechter, wohingegen die Bewertung in der Interventionsgruppe sich etwas verbessert (p=.023; partielles Eta-Quadrat=.007).

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen partiell die Effektivität des interprofessionellen Trainingsprogramms 'Fit für PEF'. Es zeigt sich aus Mitarbeitersicht ein kleiner positiver Effekt für die Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung. Dabei profitieren alle Berufsgruppen von dem interprofessionellen Training, am deutlichsten die Pflegekräfte. Die Patienten bemerken hingegen keine Veränderung. Um auch patientenseitig positive Effekte zu erzielen könnte die Konzeption und Evaluation einer kombinierten Intervention (Fit für PEF - Training für Mitarbeiter und ein Patiententraining) hilfreich sein. Für die Verbesserung der internen Partizipation, die sich als ein wesentlicher Prädiktor für die Patientenzufriedenheit gezeigt hat (Quaschning et al., 2013) war das Trainingsprogramm nicht ausreichend, daher werden in einem neuen Projekt ein interprofessionelles patientenorientiertes Teamentwicklungsprogramme zur Verbesserung der internen Partizipation und Patientenorientierung entwickelt und evaluiert.