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Leitliniengerechte Behandlung älterer HerzinfarktpatientInnen im zeitlichen Verlauf – Daten des Berliner Herzinfarktregisters (BHIR)
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2013 |
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Gliederung
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Hintergrund: Die Therapie des Herzinfarkts hat sich unter dem Eindruck neuer Studienergebnisse im Verlauf des letzten Jahrzehntes grundlegend gewandelt. Ältere PatientInnen mit Herzinfarkt haben eine schlechtere Prognose und werden häufig weniger invasiv behandelt. Es fragt sich, ob sich der Wandel in der Infarkttherapie auch in der Behandlung der über 79-Jährigen zeigt und ob sich dies im Outcome der älteren PatientInnen niederschlägt.
Methodik: Im Berliner Herzinfarktregister (BHIR) werden seit 1999 Daten zur stationären Versorgung von HerzinfarktpatientInnen erfasst. Diese Analyse schließt die Behandlungs- und Outcome-Daten von über 79-jährigen PatientInnen mit akutem Myokardinfarkt im Zeitraum von 1999-2001 (n=650) im Vergleich zu den Daten von 2009 bis 2011 (n=1241) ein.
Ergebnisse:
Basischarakteristika:
Im Vergleich über die Zeit blieben das Alter (85 J.), der Anteil an PatientInnen mit Diabetes mellitus (38,4% zu 37,7%, p=0,787), mit vorangegangenem Infarkt (25,9% zu 27,9%, p=0,364) und mit Schock bei Aufnahme (6,2% zu 5,4%, p=0,546) konstant. Der Anteil an PatientInnen mit Niereninsuffizienz (12,4% zu 37,9%, p<0,001), Herzinsuffizienz (17,3% zu 26,5%, p<0,001), Hypertonie (72,9% zu 89,7%, p<0,001)und Hypercholesterinämie (18,5% zu 43,9%, p<0,001) nahm über die Zeit zu.
Die Zahl der HerzinfarktpatientInnen ohne ST-Streckenhebung im EKG (NSTEMI) vervierfachte sich über die Zeit, während die Zahl derjenigen mit ST-Streckenhebung im EKG (STEMI) unverändert blieb.
Behandlung und Outcome:
Der Anteil an PatientInnen, die mit einer leitliniengerechten Katheterintervention behandelt wurden, stieg von 10,9% auf 56,9% (p<0,001), der Anteil an Notfall Operierten von 0,6% auf 3,1% (p=0,011). In demselben Zeitraum reduzierte sich die Krankenhaussterblichkeit von 26,7% auf 15,1% (p<0,001) und die Krankenhausverweildauer verkürzte sich um 8 Tage (von 15 auf 7 Tage, p<0,001).
Auch die in den Leitlinien geforderte Entlassungsmedikation mit 4 Substanzgruppen konnte über die Zeit gesteigert werden. ASS von 91,9% auf 96,7% (p<0,001), Beta-Blocker von 71,2% auf 93,3% (p<0,001), Statine von 18,3% auf 81,6% (p<0,001), ACE-/ARB-Hemmer von 77,6% auf 89,3% (p<0,001).
Das Ergebnis einer logistischen Regression adjustiert für Alter, Geschlecht, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, früheren Infarkt, Herzinsuffizienz, Schock bei Aufnahme, ST-Streckenhebung im EKG und Katheterintervention <48h zeigte, dass der Patienteneinschluss 2009-2011 mit einem OR=0,43 (95%KI: 0,28-0,65) die Chancen im Krankenhaus zu versterben im Vergleich zu 1999-2001 verringerte.
Diskussion/Schlussfolgerung:
- 1.
- Ältere PatientInnen werden heute signifikant häufiger einer wiedereröffnenden Therapie zugeführt als vor 10 Jahren.
- 2.
- Auch die medikamentöse Therapie der über 79-Jährigen bei Entlassung hat sich unter dem Einfluss der neuen Leitlinien signifikant verbessert.
- 3.
- Sowohl Verweildauer als auch Krankenhausmortalität haben im 10-Jahresverlauf signifikant abgenommen trotz vergleichbarer Basischarakteristika (Alter, Diabetes mellitus, Z.n. Infarkt, Schock bei Aufnahme) und einer (ggf. durch die Einführung des DRG Systems kodierbedingten) Zunahme an PatientInnen mit Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Hypertonie und Hypercholesterinämie.
- 4.
- Nach Adjustierung verbesserte der Patienteneinschluss 2009-11 im Vergleich zu 1999-2001 mit einem OR=0,43 die Überlebenswahrscheinlichkeit.