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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Erste Ergebnisse der internen Evaluation des Programms Starke Muskeln – Feste Knochen für Osteoporose-Patienten aus dem IV-Projekt Gesundes Kinzigtal

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Timo Schulte - OptiMedis AG, Hamburg, Germany
  • presenting/speaker Friedrich Fichtner - Gesundes Kinzigtal GmbH, Haslach, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT2-13-113

doi: 10.3205/13dkvf079, urn:nbn:de:0183-13dkvf0799

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Schulte et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Programm Starke Muskeln - Feste Knochen wird Osteoporose-Patienten der AOK und LKK aus der Region Kinzigtal in Baden-Württemberg im Rahmen der Integrierten Vollversorgung Gesundes Kinzigtal angeboten und richtet sich an Patienten, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, Osteoporose zu entwickeln bzw. bereits an Osteoporose erkrankt sind. Es basiert auf drei Bausteinen der Osteoporose-Prävention:

1.
ärztliche Betreuung, engmaschige Begleitung und Motivierung und medikamentöse Therapie
2.
gezielte Bewegungsangebote im Verein oder beim Physiotherapeuten zum Muskelaufbau und zur Sturzprophylaxe
3.
begleitende Ernährungsberatung und Unterstützung der Selbstmanagementkompetenz

Ziel des Programmes ist es, Osteoporose mittels präventiver Maßnahmen zu verhindern oder durch individualisierte Behandlungen zumindest den Verlauf der Krankheit zu verbessern und so krankheitsbedingte Frakturen zu vermeiden. Hierbei arbeiten Hausärzte, Fachärzte, Physiotherapeuten und Vereine effektiv zusammen.

Methodik: Mittels Sekundärdatenanalyse (Routinedaten der IV-Vertragspartner AOK-BW & LKK-BW) werden qualitative und ökonomische Kennzahlen von Versicherten, die in das Programm Starke Muskeln - Feste Knochen eingeschrieben sind, relativ zu ihrem jeweils individuellen Einschreibezeitunkt betrachtet. Die Ergebnisse werden im Rahmen eines Matched-Pair-Vergleichs einer alters- und geschlechteradjustierten Vergleichsgruppe gegenübergestellt, welche Patienten umfasst, die ebenfalls an Osteoporose erkrankt sind, jedoch weder an der IV teilnehmen noch von einem am Programm teilnehmenden Leistungspartner behandelt werden.

Ergebnisse: Im Rahmen der Analyse zeigt sich, dass die Deckungsbeiträge der Versicherten, die an der Intervention teilnehmen, in jedem der betrachteten acht Quartale nach Programmbeginn positiver sind als in der Vergleichsgruppe. Dies ist hauptsächlich auf geringere Kosten zurückzuführen (ca. 225 Euro weniger pro Quartal), da die risikoadjustierten Zuweisungen aus dem Morbi-RSA zum Baseline-Zeitpunkt (Einschreibung des Teilnehmers in das Programm) nahezu identisch sind. Ebenfalls lassen sich im Matched-Pair-Vergleich in der Untersuchungsgruppe Effekte erkennen, welche als Erfolg für die Programmumsetzung gelten können. Dies ist zum einen ein größerer Anteil von Patienten mit eingelöster Bisphosphonat-Verordnung im ersten Jahr nach Programmbeginn (43,2% gegenüber 22,2%), wobei zwei Jahre vor Programmbeginn der Anteil in der Vergleichsgruppe sogar noch etwas höher war (17,3% gegenüber 18,1%). Zum anderen ist der Anteil von Patienten mit Kontakt zu einem niedergelassenen Orthopäden nach Programmstart in der Untersuchungsgruppe mehr als doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe (+1. Jahr: 86,3% gegenüber 41,2%).

Nicht zuletzt gilt der Anteil der Osteoporose-Patienten mit Fraktur als wichtiger Indikator für die Effektivität der Osteoporose-Prävention und -Behandlung. Bereits im zweiten Jahr nach Programmstart zeigt sich eine um fünfzig Prozent geringere Anzahl von Frakturdiagnosen in der Untersuchungsgruppe, welche stationär versorgt werden mussten.

Diskussion/Schlussfolgerung: Eine spezielle Herausforderung liegt darin, die beobachteten Effekte um externe Einflussfaktoren und bias-Quellen zu bereinigen, um so ermittelte Erfolge eindeutig auf die Intervention zurückführen zu können. Hier gilt es in der Folge die Annahmen und die Methodik des Matched-Pair-Verfahrens zur Diskussion zu stellen. In weiterführenden Analysen müssen zudem weitere statistische Verfahren genutzt werden, um eine noch genauere Risikoadjustierung zu erreichen.

Die Bausteine und der Ablauf des Osteoporose-Programmes stellen die Grundlage für die dargestellten Effekte dar. Die Wirksamkeit dieser Elemente muss grundlegend diskutiert werden, um eventuelle Änderungen hieraus für die Intervention ableiten zu können. Interventionslösungen in Gesundes Kinzigtal erfolgen generell im Rahmen eines PDCA-Zyklus, welcher die kontinuierliche Weiterentwicklung von diesen vorsieht.