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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Ambulante Vormedikation und Krankenhaussterblichkeit bei HerzinfarktpatientInnen mit bekannter Herzerkrankung: Daten des Berliner Herzinfarktregisters

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Birga Maier - Berliner Herzinfarktregister (BHIR) an TU Berlin, Berlin, Germany
  • Steffen Behrens - Kardiologie, Vivantes Humboldt Klinikum, Berlin, Germany
  • Ralph Schoeller - DRK Kliniken Berlin | Westend, Berlin, Germany
  • Helmut Schühlen - Kardiologie, Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Berlin, Germany
  • Heinz Theres - Kardiologie, Medical Park Berlin Humboldtmühle, Berlin, Germany
  • presenting/speaker Walter Thimme - Arzneimittelbrief, Berlin, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-14-200

doi: 10.3205/13dkvf056, urn:nbn:de:0183-13dkvf0562

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Maier et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wie die Antithrombotic Trialists' Collaboration kürzlich zeigen konnte, kann die Gabe von Aspirin zur kardiovaskulären Sekundärprävention das Risiko weiterer Ereignisse um 20% verringern. Auch Medikamente zur Kontrolle des Blutdrucks und des Fettstoffwechsels spielen eine wichtige Rolle bei der Sekundärprävention bei PatientInnen mit koronarer Herzerkrankung (KHK) (NEJM 2013; 368:204-205). Wir haben deshalb mit den Daten des Berliner Herzinfarktregisters (BHIR) untersucht, wie häufig die PatientInnen sekundärpräventiv behandelt waren und welchen Einfluss die prästationäre Gabe von ASS, Beta-Blockern (BB) oder Statinen (ST) auf die Krankenhaussterblichkeit von HerzinfarktpatientInnen mit bekannter KHK oder Herzinsuffizienz hatte.

Methodik: Im BHIR werden seit 1999 Daten zur stationären Versorgung von HerzinfarktpatientInnen erhoben. Für die vorliegende Studie haben wir die Daten zur ambulanten Vormedikation von 1920 PatientInnen mit bekannter KHK, bekannter Herzinsuffizienz oder vorangegangener Katheterintervention aus den Jahren 2004-2007 analysiert.

Ergebnisse: Von den 1920 herzkranken PatientInnen erhielten 70% ASS, 62% BB und 44% ST.

ASS: Mit und ohne ASS vorbehandelte PatientInnen waren im Schnitt 72 Jahre alt, erlitten gleichermaßen einen Infarkt mit ST-Streckenhebung (39,1% zu 41,6%, p=0,306) und kamen beidenteils zu 9% mit Schock ins Krankenhaus. Ohne ASS vorbehandelte PatientInnen waren häufiger Frauen (43,4% zu 36,8%, p=0,007) und starben häufiger im Krankenhaus (13,3% zu 10,1%, p=0,039).

Beta-Blocker: Mit und ohne BB vorbehandelte PatientInnen waren im Schnitt auch 72 Jahre alt, waren in beiden Gruppen zu 39% Frauen, erlitten vergleichsweise häufig einen Infarkt mit ST-Streckenhebung (38,6% zu 41,9%, p=0,161) und kamen zu 8,8% (mit BB) bzw. zu 10,1% (ohne BB) mit Schock ins Krankenhaus (p=0,358).Die Krankenhaussterblichkeit in beiden Gruppen differierte nicht signifikant (mit BB: 10,5%, ohne BB: 12%, p=0,316).

Statine: Mit ST vorbehandelte PatientInnen waren jünger (70 zu 74 J., p<0,001), waren seltener Frauen (33,8% zu 42,7%, p<0,001), hatten seltener einen ST-Streckenhebungsinfarkt (36,6% zu 42,4%, p0=,011) und starben seltener im Krankenhaus (9,1% zu 12,6%, p=0,016). Lediglich der Anteil an PatientInnen mit Schock bei Aufnahme war mit 9% in beiden Gruppen gleich.

Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, ST-Streckenhebung im EKG, Schock bei Aufnahme und ambulanter Vormedikation hatte die ambulante Vormedikation mit ASS (OR=0,6 mit 95% KI: 0,42-0,87) einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Krankenhaussterblichkeit.

Diskussion/Schlussfolgerung:

  • PatientInnen mit koronarer Herzkrankheit wurden zu selten mit ASS sekundär präventiv behandelt. Sie waren seltener Frauen und starben seltener im Krankenhaus verglichen mit den nicht mit ASS Vorbehandelten. Dies zeigte sich auch nach Adjustierung in einer logistischen Regressionsanalyse.
  • Zwischen den mit und ohne Beta-Blocker vorbehandelten PatientInnen gab es keine statistisch signifikanten Alters- oder Geschlechtsunterschiede und keine Unterschiede in der Häufigkeit des Schocks bei Aufnahme, der ST-Hebung im EKG sowie der Kliniksterblichkeit.
  • Mit Statinen behandelte PatientInnen waren jünger, seltener Frauen, litten seltener unter einem ST-Hebungsinfarkt und verstarben seltener im Krankenhaus als diejenigen ohne fettsenkende ambulante Vormedikation. Nach Adjustierung war der Effekt auf die Krankenhaussterblichkeit nicht mehr signifikant.