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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Wirksamkeit pneumologischer und dermatologischer Rehabilitation – Ergebnisse ein Jahr nach Entlassung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Udo Kaiser - Hochgebirgsklinik Davos, Davos, Switzerland
  • David Kriz - Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen (GfQG), Karlsruhe, Germany
  • Jürgen Schmidt - Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen (GfQG), Karlsruhe, Germany
  • Rüdiger Nübling - Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen (GfQG), Karlsruhe, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-11-255

doi: 10.3205/13dkvf048, urn:nbn:de:0183-13dkvf0481

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Kaiser et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Versorgungsforschung ist in der medizinischen Rehabilitation seit fast 30 Jahren fest verankert. Hierzu liegen auch verschiedene Outcomestudien aus dem Indikationsgebiet der Pneumologie / Dermatologie vor (Kaiser 1994, 2003). Pneumologische / dermatologische Erkrankungen haben eine hohe Prävalenz und führen bei den Betroffenen und auch der Volkswirtschaft zu hohen Belastungen. Zur umfassenden Behandlung gehören neben der kurativen Versorgung rehabilitative Angebote, die vorwiegend wohnortfern durchgeführt werden. Obwohl der Nutzen dieser Behandlungen heute als nachgewiesen gilt (Kaiser 1994, 2003), werden die Angebote nicht in notwendigem Umfang genutzt.

Methodik: Im Rahmen der Davoser-Outcome-Studie (DOS; vgl. Kaiser et al., 2011), einer mehrere Messzeitpunkte (Aufnahme, Entlassung, 6-, 12-, 24-Monatskatamnese) und Datenquellen (Patienten, Klinikärzte, ambulante Ärzte) umfassenden Programmevaluationsstudie, wurden somatische, funktionale, psychosoziale, behandlungsbezogene, soziodemographische und gesundheitsökonomische Parameter erhoben. Hierbei kamen patientenseitig u.a. HADS, FKV-LIS, SF-12, IRES-24, SIBAR, PAREMO, SGQR, FLQZ, ZUF8, arztseitig u.a. GAF, BSS, SCORAD, PASI, FEV-1, M-Score zum Einsatz. Daneben wurden in Adaption Teilaspekte aus Fragbögen der Arbeitsgruppe aus früheren Studien (z.B. EQUA, Schmidt et al. 2003, Davoser Reha-Studie I und II, Kaiser, 1994, 2003) integriert.

Ergebnisse: Es liegen n=892 (Aufnahmemessung-A) Patientenfragebögen vor. Die Rücklaufquote für K12 beträgt 70%. Es handelt sich um 45% Männer und 55% Frauen mit einem Durchschnittsalter von 49.3 Jahren (SD 13.1 Jahre) mit vorwiegend pneumologischen Erkrankungen (71%) bei chronischem Krankheitsverlauf (80% Krankheitsdauer > 10 Jahre) und ausgeprägter Multimorbidität (MW 2.54 Diagnosen).

Bei ihrer Entlassung gab der überwiegende Teil der Befragten deutliche Verbesserungen in allen gesundheitsbezognen Bereichen an. In einer skalierten Wertung (von 1=sehr gut bis 6=sehr schlecht) ergab sich ein Mittelwert aus allen Kriterien von 3,41 (SD 1,21) bei Aufnahme und von 2,83 (SD 1,13) nach einem Jahr.

Mit dem SF-12-Fragebogen wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten erfasst. Hier zeigte sich, dass sich die Werte für die körperliche Gesundheit während der Reha deutlich besserten und anschließend für ein Jahr stabil blieben (A:39.1, E: 43.2; K6: 42.8, K12: 43.0). Insgesamt erreichten sie jedoch nicht die Normalwerte. Anders sah es bei der psychischen Gesundheit aus. Hier konnten die zunächst bei Aufnahme subnormalen Werte (46.1) für ein ganzes Jahr auf den Normbereich (49.0) angehoben und dort gehalten werden. Dieser Befund wurde auch durch die HADS (Hospital Anxiety and Depression Skale) Auswertung unterstützt. Die bei Aufnahme erhöhten Werte für Depression und Angst wurden während des Klinikaufenthaltes deutlich gesenkt und stabilisierten sich dann bereits sechs Monate nach Entlassung auf einem gleichbleibendem Niveau etwas oberhalb der Norm (Depression: A: 5.89, E: 4.14, K6: 4.94, K12: 5.02; Angst: A: 7.14, E: 5.04, K6: 6.07, K12: 6.10). Genauere Analysen am Beispiel der Angst zeigen, dass auch bei relativ kurzen Rehabilitationsmaßnahmen insbesondere Patienten mit hohen Angstwerten profitieren. Im Vergleich zur Aufnahme in die Klinik zeigt sich bis zur Entlassung eine deutliche Reduktion von 11,6 auf 8,0 Punkte, die sich dann nach sechs Monaten bei 9,3 bzw. 9,2 Punkten stabilisieren, die Effekte (ES) können jeweils als hoch (A-K2: 0.75) bzw. sehr hoch (A-E: 1.13) bezeichnet werden. Auch wenn die Werte dieser Gruppe noch weit über der Norm liegen, also deutliche psychische Beeinträchtigung anzeigen, so zeigt sich jedoch, dass Rehabilitationsmaßnahmen eine Chance bieten, psychische Begleiterkrankungen zu verbessern und die Patienten bei Bedarf zu einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung nach der Entlassung zu motivieren.

Besonders deutlich zeigen sich die Erfolge der Rehabilitation im beruflichen Bereich. Von den 619 erwerbstätigen Patienten bezeichneten sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in Davos nur 27,8 % als voll leistungsfähig. Nach zwölf Monaten hingegen hatte sich der Anteil auf 51% nahezu verdoppelt, die Anzahl der Krankschreibungen ging im Beobachtungszeitraum um 8,5 % zurück.

Folglich bestätigten 91,8 % der Befragten bei Entlassung einen hohen Nutzen der Rehabilitation, nach 12 Monaten waren es immer noch 87,5 %. 94,2 % zeigte sich zufrieden mit der Qualität der Behandlung, rund 97 % würden die Klinik bei ähnlichen Problemen Freunden empfehlen und rund 96 % würden wieder in die Klinik kommen, wenn sie Hilfe bräuchten.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Teilergebnisse der Einjahreskatamnese belegen die Effekte stationärer Behandlungen in der Hochgebirgsklinik Davos in relevanten Outcomeparametern und damit auch die Relevanz von versorgunswissenschaftlichen Studien. Schon heute kann aus den Ergebnissen abgeleitet werden, dass Maßnahmen dieser Art gezielter, früher und häufiger zum Einsatz kommen sollten. Nübling, 2010).