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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Evaluation eines Zielvereinbarungskonzeptes bei kardiologischen Rehabilitanden: Ergebnisse der CARO-PRE Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susanne Schleicher - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Sabine Stamm-Balderjahn - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • presenting/speaker Karla Spyra - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-11-160

doi: 10.3205/13dkvf046, urn:nbn:de:0183-13dkvf0467

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Schleicher et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Schwerpunkt der kardiologischen Rehabilitation ist die Initiierung und Verstetigung eines gesundheitsfördernden Verhaltens zur nachhaltigen Reduzierung der Risiken für ein Fortschreiten der Erkrankung bzw. Verhinderung eines weiteren kardialen Ereignisses [1], [2], [3].

Die Hauptbestandteile stellen körperliches Training, die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen, arterieller Hypertonie, Diabetes mellitus sowie die Reduzierung von Stress, Übergewicht und die Beendigung des Rauchens dar (z.B. [4]).

Sowohl nationale (z.B. [5]) als auch internationale Studien wie z.B. EUROASPIRE I, II und III haben jedoch innerhalb der jeweiligen Nachbeobachtungszeiträume eine Erhöhung des Anteils rauchender Frauen (< 50 Jahre) sowie einen starken Anstieg von Adipositas (BMI > 30 kg/m2) und Diabetes mellitus zeigen können. Die Autoren betonen daher die Notwendigkeit für eine effizientere Steuerung der Lebensweise von Patienten mit koronarer Herzerkrankung [6].

Eine Möglichkeit, die Motivation zur Lebensstiländerung auszubilden, ist eine präventionsvorbereitende Kommunikation zwischen Arzt und Patient, in der am Ende der Rehabilitation gemeinsam Ziele formuliert und unterschrieben werden, die auf die Veränderung der eingangs genannten Verhaltensbereiche fokussieren [7].

Ziel der Untersuchung war die Überprüfung der Wirksamkeit dieses Zielvereinbarungskonzeptes in einer randomisierten kontrollierten Studie.

Methodik: An der Studie "Effektivität manualgestützter Zielvereinbarungen bei KHK-PatientInnen - ein Instrument zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens in der Phase-III-Rehabilitation" (CARO-PRE, Laufzeit 18 Monate, Förderer: BMBF) haben 1390 Patienten teilgenommen, davon 687 in der Kontrollgruppe (61,9% Männer) und 703 in der Interventionsgruppe (61,3% Männer). Erhebungszeitpunkte waren Beginn und Ende der Rehabilitation sowie 6 (T3) und 12 Monate (T4) nach Reha-Ende. Für die längsschnittliche Auswertung wurde ein Index des Gesundheitsverhaltens berechnet, der die Bereiche körperliche Aktivität und gesunde Ernährung umfasste. Zusätzlich wurden beide Gruppen bezüglich ihrer Herzgruppenteilnahme verglichen. Als sekundäres Outcome wurden die physiologischen Schutz- und Risikofaktoren analysiert.

Ergebnisse: Mittel- und langfristig konnten beide Studiengruppen ihr Gesundheitsverhalten signifikant verbessern (T3: p<0,001, T4:p<0,001), wobei sich zu T3 ein stärkerer Effekt in der Interventionsgruppe zeigte (p=0,031).

Bezüglich der Herzgruppenteilnahme gab es zu beiden Zeitpunkten signifikante Unterschiede zwischen den beiden Studiengruppen (pT3=0,001, pT4<0,021). Während in der Interventionsgruppe sechs Monate nach Reha-Ende 27,7% an einer Herzgruppe teilnahmen, waren es in der Kontrollgruppe lediglich 19,4%. Zu T4 waren 23,7% der Interventionsgruppe und 18% der Kontrollgruppe in einer Herzgruppe aktiv. Hinsichtlich des Body-Mass-Index (BMI) zeigte sich, dass ein signifikanter Anteil aus der Kategorie "Adipositas" in die leichtere Kategorie "Präadipositas" gewechselt hat (p=0,009).

Bezüglich des Rauchverhaltens zeigte sich kein Effekt der Intervention.

Diskussion/Schlussfolgerung: Mit dem untersuchten Zielvereinbarungskonzept ließen sich in der vorliegenden Studie mittelfristig positive Effekte auf das Gesundheitsverhalten und das Gewicht zeigen. Ein langfristiger Nutzen konnte im Bereich der Herzgruppenteilnahme nachgewiesen werden.

Hinsichtlich der Tabakabstinenz ließ sich kein Einfluss der Intervention zeigen, zukünftig müssen hier andere therapeutische Wege beschritten werden.


Literatur

1.
Haskell WL, Alderman EL, Fair JM, et al. Effects of intensive multiple risk factor reduction on coronary artherosclerosis and clinical cardiac events in men and women with coronary artery disease. The Stanford Coronary Risk Intervention Project (SCRIP). Circulation. 1994;89: 975-90.
2.
Niebauer J, Hambrecht R, Velich T, et al. Attenuated progression of coronary artery disease after 6 years of multifactorial risk intervention. Circulation. 1997;96: 2534-41.
3.
Ornish D, Scherwitz LW, Billings JH, et al. Intensive lifestyle changes for reversal of coronary heart disease. JAMA. 1998;280:2001-7.
4.
Ades PA. Cardiac rehabilitation and secondary prevention of coronary heart disease. N Engl J Med. 2001;345: 892-902.
5.
Müller-Fahrnow W, Nowossadeck E, Dohnke B, Held K, Karoff M. Bewegungstraining und Lipidmanagement nach kardiologischer Rehabilitation. Herzmedizin. 2006;23:58-68.
6.
Kotseva K, Wood D, De Backer G, De Bacquer D, Pyörälä K, Keil U; EUROASPIRE Study Group. Cardiovascular prevention guidelines in daily practice: a comparison of EUROASPIRE I, II, III surveys in eight European countries. Lancet. 2009;373:929-40.
7.
Bjarnason-Wehrens B. Kardiologische Rehabilitation in Europa. Clin Res Cardiol Suppl. 2009;4:82-88.