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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Synthese komplexer Interventionen: Limitierungen der herkömmlichen Methoden

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ingrid Mühlhauser - Universität Hamburg, MIN Fakultät, Gesundheitswissenschaft, Hamburg, Deutschland

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT4-11-432

doi: 10.3205/13dkvf031, urn:nbn:de:0183-13dkvf0312

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Mühlhauser.
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Gliederung

Text

Die spezielle Problematik der Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen wird zunehmend erkannt. Es gibt bereits verschiedene Vorschläge für das methodische Vorgehen. Prominentes Beispiel ist das Rahmenmodell des britischen Medical Research Council.

Die Synthese komplexer Interventionen in systematischen Übersichtsarbeiten stellt jedoch weiterhin eine nicht gelöste Herausforderung dar. Die traditionellen statistischen Methoden der Meta-Analyse werden der Problematik nicht gerecht. Auch das methodische Vorgehen der systematic reviews der Cochrane Collaboration oder das GRADE System berücksichtigen bisher nicht die spezifische Heterogenität, die vielen komplexen Interventionen inhärent ist.

Auch wenn unterschiedliche komplexe Interventionen mit vergleichbarer Zielsetzung entwickelt werden, können sich diese in den zugrundeliegenden Theorien und den sich daraus ableitenden Modellierungen der einzelnen Komponenten wesentlich unterscheiden. Dies wiederum kann eine variierende Interaktion der einzelnen Komponenten untereinander sowie eine daraus resultierende veränderte Wirkung im Setting begründen.

Am Beispiel von Behandlungs- und Schulungs-Programmen für Diabetes und Hypertonie soll exemplarisch gezeigt werden, dass die Synthese von komplexen Interventionen in Meta-Analysen zu irreführenden Schlussfolgerungen führen kann.

Selbst die Frage, ob komplexe Maßnahmen wirksam sind, kann durch meta-analytische Auswertung unterschiedlicher komplexer Interventionen häufig nicht sinnvoll beantwortet werden. Noch weniger ist das herkömmliche Verfahren der Datensynthese geeignet die vorrangige Frage zu beantworten, welche Intervention unter welchen Bedingungen mit der höchsten Effizienz in einem bestimmten Gesundheitssystem umsetzbar ist. Lediglich gut definierte Einzelkomponenten komplexer Interventionen können mit den herkömmlichen Methoden der Datensynthese sinnvoll analysiert werden, vorausgesetzt, die übrigen Komponenten der komplexen Intervention bzw. deren Interaktionen werden durch die Variierung der zu vergleichenden Einzelkomponenten nicht bedeutsam beeinflusst.

Eine sinnvolle und nutzbare Synthese von komplexen Interventionen sollte die Gesamtheit der Evidenz einschließlich der Implementierungsbedingungen für jede einzelne Intervention zusammenstellen und vergleichend zu anderen Interventionen kritisch bewerten.


Literatur

1.
Mühlhauser I, Lenz M, Meyer G. Entwicklung, Bewertung und Synthese von komplexen Interventionen - eine methodische Herausforderung. Z Evid Fortb Qual Gesundh wesen. 2011;105:751-61. Nachdruck In: Robert Koch Institut, Hrsg. Evaluation komplexer Interventionsprogramme in der Prävention: Lernende Systeme, lehreiche Systeme? 2012. p. 43-55. (Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes).
2.
Mühlhauser I, Lenz M, Meyer G. Bewertung von komplexen Interventionen - Eine methodische Herausforderung. Deutsches Ärzteblatt. 2012;109(1-2):A22-23.
3.
Lenz M, Steckelberg A, Richter B, Mühlhauser I. Meta-analysis does not allow appraisal of complex interventions in diabetes and hypertension self-management. A methodological review. Diabetologia. 2007;50:1375–1383.