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Ökonomische Evaluation eines Präventionsprogramms auf Basis von Krankenkassendaten: Kontrollgruppenbildung, Risikoprädiktion und Identifikation effizienter Strategien
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2013 |
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Hintergrund: Krankenkassen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bieten regelmäßig Interventionsmaßnahmen im Bereich Prävention an. Eine Randomisierung findet meist nicht statt, um in Frage kommende Versicherte von den Maßnahmen nicht auszuschließen. Dennoch besteht seitens der Kassen starkes Interesse an der Evaluation dieser Programme, sowohl auf Effektivitäts- als auch auf Kostenebene. Dies umfasst auch die Identifikation von Patientenkollektiven, bei denen diese Maßnahmen besonders effektiv bzw. kosteneffektiv sind. Daher wird am Beispiel des kardiovaskulären Präventionsprogramms KardioPro ein Evaluationsdesign vorgestellt, das auf Routinedaten basiert. Das Ziel von KardioPro ist die Früherkennung der koronaren Herzkrankheit sowie die Stärkung der leitliniengerechten Versorgung.
Material und Methoden: In den Jahren 2007 bis 2009 gab es in KardioPro ca. 13.000 Einschreibungen. Im Zuge der Intervention wird bei Teilnehmern routinemäßig ein Risikoprofil erstellt. Da dieses nur für Teilnehmer vorliegt, wurde es für alle Versicherten anhand von Kassendaten nachgebildet (Quasi-Beta-Regression). Um der kontinuierlichen Einschreibung bei der Kontrollgruppenbildung gerecht zu werden, wurde ein zeitlich gestaffeltes Propensityscorematching, stratifiziert nach Risikogruppen, durchgeführt. Als Effektivitätsmaß der Intervention dient die ereignisfreie Zeit bis zum kombinierten Endpunkt aus Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod. Die Kosten wurden aus der GKV-Perspektive ermittelt. Die stochastische Unsicherheit der Ergebnisse wurde mittels des Bootstrapverfahrens quantifiziert.
Ergebnisse: Während sich die Verteilung der Kovariablen vor Durchführung des Propensityscorematchings erheblich zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern unterschied, ähnelte sie danach einer Verteilung, wie sie bei einer Randomisierung zu erwarten gewesen wäre. Die positiven Effekte sowie der Ausgabenanstieg durch das Präventionsprogramm als Ganzes waren signifikant. Die Effektivität und die Kosteneffektivität der Intervention variierten stark bzgl. der Risikosubgruppe (21.000€ pro ereignisfreiem Jahr bei Hochrisikopersonen, 186.000€ pro Jahr bei Personen mit geringem Risiko).
Fazit: Anhand von Routinedaten konnten Personengruppen identifiziert werden, bei denen die Prävention besonders effektiv bzw. kosteneffektiv ist. Dadurch lassen sich effiziente Präventionsstrategien identifizieren. Zur Selektion von Subgruppen, denen die Intervention primär angeboten werden soll, müssen Entscheidungsträger darüber hinaus eine Zahlungsbereitschaft definieren. Durch das vorgestellte Design lässt sich die Verzerrung bei der Evaluation deutlich reduzieren. Da jedoch nur für Variablen kontrolliert werden kann, die auch in den Krankenkassendaten erfasst werden, kann Verzerrung dennoch nicht ausgeschlossen werden.