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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Verhaltensmedizinisch orthopädische Rehabilitation (VMO): Konzept und Umsetzung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrike Worringen - Deutsche Rentenversicherung Bund, Abteilung Rehabilitation, Berlin, Deutschland

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT2-16-433

doi: 10.3205/13dkvf025, urn:nbn:de:0183-13dkvf0258

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Worringen.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Seit dem Jahr 2001 belegt die Deutsche Rentenversicherung Bund in einem Modellprojekt orthopädische Rehabilitationsabteilungen mit einem verhaltensmedizinischen Behandlungsschwerpunkt. Insgesamt werden 555 Behandlungsplätze in elf Rehabilitationseinrichtungen in Anspruch genommen. Die Ausgestaltung des verhaltensmedizinisch orthopädischen Rehabilitationskonzepts wurde in einem Anforderungsprofil hinterlegt. Zielgruppe des verhaltensmedizinisch orthopädischen Behandlungsansatzes sind Rehabilitanden mit einer funktionellen Beeinträchtigung der Bewegungsorgane und einer ausgeprägten psychischen Fähigkeitsstörung. Der Behandlungsansatz impliziert einen niederschwelligen psychologischen und bewegungstherapeutischen Zugang zur Funktions- und Fähigkeitsstörung im Rahmen eines geschlossenen Gruppenkonzepts. Primäres Ziel der therapeutischen Gruppen ist eine Steigerung der Selbstmanagementkompetenz, die mit einem verbesserten Krankeits- und Bewegungsverhalten einhergeht.

Methodik: Mit dem Positionspapier „Konzept der verhaltensmedizinisch orthopädischen Rehabilitation (VMO)“ der DRV Bund (2011) wurden die Rahmenbedingungen für die einrichtungsbezogene Umsetzung des verhaltensmedizinisch orthopädischen Behandlungskonzeptes beschrieben. Im Rahmen einer Strukturbefragung im Frühjahr 2012 wurde der Grad der Umsetzung in den elf VMO Abteilungen erfragt. Änderungen, die sich durch die Diskussion auf dem anschliessendem Fachtreffen im September 2012 ergaben, wurden in das aktuelle Anforderungsprofil (2013) eingearbeitet.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Verweildauer liegt in den VMO Abteilungen zwischen 26,2 und 27, 6 Tagen (Richtwert 27 Tage). 94,6% der Bewilligungsdiagnosen kommen aus der Diagnosegruppe M 00-99 (Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems u. d. Bindegewebes; bei Entlassung 84,7%); 1,7% der Bewilligungsdiagnosen kamen aus der Diagnosegruppe F 00-99 (Psychische u. Verhaltensstörungen; bei Entlassung 9%). Mit einem durchschnittlichen Frauenanteil von 79% sind Frauen stärker in der VMO als in der regulären orthopädischen Rehabilitation (49%) vertreten. In sozialmedizinischen Parametern sind die VMO Rehabilitanden und Rehabilitandinnen weniger auffällig als die Vergleichsgruppe der orthopädischen Rehabilitanden und Rehabilitandinnen.

Der Grad der Umsetzung des Positionspapiers variiert zwischen den Abteilungen. In allen VMO Abteilungen wird die Behandlung mit festen Therapiebausteinen durchgeführt, die durch individuelle Therapieverordnungen ergänzt werden. Die multidisziplinäre Aufnahme erfolgt in Zweidrittel der Einrichtungen durch Arzt und Psychologe. Zu den Kernangeboten zählen die psychologische und bewegungstherapeutische Gruppe. Beim psychologischen Gruppenangebot finden sich jedoch große Unterschiede in Bezug auf Umfang der Gruppenleistungen (6-16 Gruppenleistungen pro Reha). Schwerpunkt des psychologischen Gruppenprogramms ist in allen Einrichtungen ein Schmerz- und Stressbewältigungstraining. Das Entspannungstraining als Element des Schmerzbewältigungstrainings ist in sechs Einrichtungen auch im Gruppenprogramm integriert. Spezifische Therapieangebote für psychische Komorbidität sind kaum etabliert. Das Angebot psychologischer Einzelgespräche variiert (2-11 Leistungen pro Reha). Die standardisierte Psychodiagnostik zu Anfang und zu Ende der Reha wird in neun von zehn Einrichtungen vollständig realisiert.

Größere konzeptionelle Unterschiede finden sich in Bezug auf die Ausgestaltung der bewegungstherapeutischen Kernangebote. Bei Eindrittel der Einrichtungen ist der Sporttherapeut auch in die multidisziplinäre Aufnahme integriert. Der Umfang der bewegungstherapeutischen Gruppenangebote variiert zwischen 10 und 70 Leistungen pro Reha. Von den Einrichtungen werden Aquatraining (N=3), Bewegungstherapie (N=7), MTT (N=6), Nordic Wal-king (N=5), Rückenschule (N=5), Trockengymnastik (N=1), Wassergymnastik (N=4), Funktionsgymnastik (N=2), und Feldenkrais (N=2) als Teil des bewegungstherapeutischen Konzeptes benannt. Ein geschlossenes Gruppenkonzept für die VMO wird in der Bewegungstherapie nicht in allen Kliniken realisiert.

Diskussion: Die konzeptionellen Anforderungen des Positionspapier der DRV Bund für die verhaltensmedizinisch orthopädische Rehabilitation wird als Rahmenkonzept von den Modelleinrichtungen grundsätzlich akzeptiert. Es gibt jedoch Unterschiede in der Umsetzung, die u.a. in kleinen Fallzahlen, personellen Strukturen und in unterschiedlichen Organisationsformen begründet sind. Das bewegungstherapeutische Konzept kann durch eine stärkere Verhaltensorientierung optimiert werden. Für die psychologische Gruppenarbeit wird die Integration eines Depressionsbewältigungstrainings diskutiert.