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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Zum Nutzen von Theorie für die Relevanz von Versorgungsforschung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Benjamin Marent - Ludwig Boltzmann Institute, Health Promotion Research, Wien, Österreich

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-23-408

doi: 10.3205/13dkvf014, urn:nbn:de:0183-13dkvf0147

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Marent.
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Gliederung

Text

Innerhalb der modernen Wissenschaft zeichnet sich ein Spannungsverhältnis ab: Zum einen lässt sich ein selbstzweckhaftes Streben nach Wahrheit und Erkenntnis beobachten und zum anderen der Versuch, den praktischen Nutzen des neu gewonnenen Wissens stets hervorzuheben. Gerade in der Selbstbeschreibung der Versorgungsforschung findet sich der Praxisbezug, d.h. die Verwertbarkeit und gesellschaftliche Relevanz ihrer Ergebnisse, als konstitutives Prinzip. In dem Vortrag wird die über Jahrtausende gepflegte Differenz zwischen Theorie und Praxis erneut in den Blick genommen. Dabei wird auf ein Problem verwiesen, womit sowohl Theoretiker als auch Praktiker auf gleiche Weise konfrontiert sind: Die Welt ist ihnen übermäßig komplex gegeben, sodass auf beiden Seiten ein Selektionszwang erforderlich ist. Theorien als auch das Wissen der Praktiker sind Versuche diese Komplexität zu kompensieren und bilden damit Beschreibungen und nicht unmittelbare Abbildungen der Welt. In dem Vortrag wird die These aufgeworfen, dass die Potentiale einer angewandten Forschung in einer ‚produktiven Unruhe‘ ausgemacht werden können, bei der sich sowohl Theoretiker als auch Praktiker von ihren Beschreibungen irritieren lassen. Anhand dieser These werden verschiedene Aspekte einer Theoriearbeit herausgearbeitet, durch welche die Versorgungsforschung an anwendungsbezogener Relevanz gewinnen kann. Eine solche Theoriearbeit generiert hinreichend Inkongruenz gegenüber den Perspektiven der Praktiker, ist sich ihrer eigenen Kontingenz bewusst und verfügt über die Kompetenz, ihre Einsichten verständlich zu kommunizieren. Abgesehen von ihrer praktischen Relevanz wird abschließend auch die Notwendigkeit von Theoriebildung für die Etablierung der Versorgungsforschung als wissenschaftliche Disziplin hervorgehoben.