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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Raumplanung für Gesundheit als Rahmen einer qualitätsorientierten Krankenhausstruktur

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Uwe Deh - AOK Bundesverband, Berlin, Deutschland

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-16-497

doi: 10.3205/13dkvf008, urn:nbn:de:0183-13dkvf0083

Veröffentlicht: 25. Oktober 2013

© 2013 Deh.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Einführung des DRG-Systems zur Abrechnung im Krankenhaus hat nachweislich zu einer Erhöhung der Produktivität in der deutschen Krankenhauslandschaft geführt; erkennbar beispielsweise an der durchschnittlichen Verweildauer, die zuletzt auf 7,7 Tage je Fall im Jahr 2011 abgesunken ist [1]. Die hierdurch freigewordenen Kapazitäten im Krankenhaus wurden aber nicht zu einer Anpassung der Krankenhausstrukturen genutzt. Gleichzeitig zeigt mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Untersuchungen und Studien, dass die Versorgungsqualität zwischen einzelnen Krankenhäusern – bspw. in Bezug auf Komplikationen oder Mortalitätsraten – stark variiert. Diese Erkenntnisse können die Grundlage für eine qualitätsbasierte Weiterentwicklung der stationären Strukturen bilden.

Methodik: Das Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) zeigt mittels dem vom ihm entwickelten Verfahren „Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR)“ auf, welche Folgen diese Entwicklung auch und gerade aus Patientensicht hat.

Basis der QSR-Qualitätsmessung sind Routinedaten der AOK. Die besondere Stärke des QSR-Verfahrens ist die fallübergreifende Analyse von Abrechnungsdaten aus Kliniken in Verbindung mit weiteren administrativen Versichertendaten. Im QSR-Verfahren wird nicht das gesamte Leistungsspektrum einer Klinik beurteilt, vielmehr werden bestimmte Leistungsbereiche definiert und innerhalb dieser Leistungsbereiche Indikatoren für die Ergebnisqualität analysiert.

Die gewählte Längsschnittperspektive erlaubt es, auch Ergebnisindikatoren außerhalb des eigentlichen Klinikaufenthaltes wie die Sterblichkeit nach 30 Tagen, 90 Tagen und einem Jahr sowie komplikationsbedingte Wiederaufnahmen zu analysieren. Die Qualität einer Klinik wird anhand von statistischen Verfahren beurteilt. So werden risikoadjustierte SMR-Werte mit Konfidenzintervallen für die einzelnen Indikatoren berechnet und ausgewiesen.

Für die öffentliche Berichterstattung im AOK-Krankenhausnavigator wurden Symbole entwickelt, die einen schnellen Überblick über die Bewertung von Leistungsbereichen einer einzelnen Klinik im Vergleich zu anderen Kliniken ermöglichen.

Mittlerweile veröffentlich die AOK QSR-Indikatoren für die Indikationen

  • Therapeutischer Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt,
  • Implantation einer Hüftgelenks-Endoprothese bei Coxarthrose,
  • Implantation einer Hüftgelenks-Endoprothese oder Osteosynthese bei Hüftfraktur,
  • Implantation einer Kniegelenks-Totalendoprothese und
  • Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung)

und trägt so zu einer Stärkung der Qualitätstransparenz im Gesundheitswesen bei.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der QSR-Analysen zeigen, dass die Versorgungsqualität im Krankenhaus sehr ungleich verteilt ist. Während viele Krankenhäuser in den genannten Leistungsbereichen eine gute oder zumindest durchschnittliche Versorgungsqualität bieten, gibt es am unteren Ende Einrichtungen, bei der die Zahl der unerwünschten Komplikationen auch nach einer Risikoadjustierung signifikant erhöht ist.

Diskussion: Nach der erfolgreichen Implementierung des DRG-Systems ist es jetzt an der Zeit, diesen Schritt zu Ende zu gehen und die stationären Versorgungsstrukturen an den tatsächlichen medizinischen Bedarf der Bevölkerung anzupassen. Dazu wird das bisherige starre System der Krankenhausplanung durch eine “Raumplanung für Gesundheit“ abgelöst, welche die tatsächlichen Patientenbedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Eine solche Raumplanung basiere im Kern auf strukturierten Bedarfsindikatoren, festgelegt durch den Gemeinsamen Bundesausschuss aus Ärzten, Kassen und Kliniken, einer bedarfsorientierten Rahmenplanung, einer für den Notfallbereich regelgebundenen Standortplanung des jeweiligen Bundeslandes sowie einem Qualitätswettbewerb für planbare Leistungen wie etwa Hüft- und Kniegelenkoperationen.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. Gesundheitswesen: Grunddaten der Krankenhäuser. Wiesbaden; 2012. (Fachserie 12 Reihe 6.1.1 ).