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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Klinisch-radiologische Untersuchung traumatischer Facettengelenkverletzungen der subaxialen Halswirbelsäule

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tim Niklas Kuczera - Universitätsmediziin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Tobias Driesen - Klinik für Unfallchirurgie Orthopädie, Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Carolin Sophie Ecker - Klinik für Unfallchirurgie Orthopädie, Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Katharina Blanka Jäckle - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Göttingen, Germany
  • Lukas Weiser - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Maximilian Reinhold - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB78-2317

doi: 10.3205/23dkou405, urn:nbn:de:0183-23dkou4057

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Kuczera et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die AOSpine Klassifikation für die subaxiale HWS (2016) [1] basiert auf morphopathologischen Kriterien und beschreibt erstmals unterschiedliche Entitäten von Facettengelenksverletzungen (F1-F4). Insbesondere die Einteilung und Differenzierung des Subtyps F1 (stabil) und F2 (potenziell instabil) wird kontrovers diskutiert und erweist sich im klinischen Alltag nach wie vor als problematisch. Zum einem existieren verschiedene, diskret unterschiedliche Zuordnungskriterien in der Literatur und zum anderen ist die Trennschärfe der Zuordnungskriterien unzureichend. Ziel der Studie war es zu evaluieren, inwiefern die neue Klassifikation eine zweifelsfreie Zuordnung jeder Facettengelenksverletzung zulässt.

Methodik: Das Krankengut der Jahre 2013–2021 an einem Wirbelsäulenzentrum der Maxiamalversorgung der DWG wurde retrospektiv nachuntersucht. Die Verletzungen wurden gemäß der AOSpine Klassifikation klassifiziert. Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, ISS) und Komorbiditäten (ASA) wurden erhoben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 54 Patienten mit 74 Verletzungen der Facetten in die Studie eingeschlossen werden. Bis auf wenige Ausnahmen (n=4) konnten beinahe alle Verletzungen (>94%) einem Subtyp zugeordnet werden. Diese Studie zeigt mit der Beteiligung des Pedikels (p=0,002) und einer interfacettalen Beteiligung (p=0,003) zwei statistisch signifikante Merkmale, anhand derer eine sicherere Differenzierung zwischen den beiden Subtypen (F1 & F2) möglich ist. Dies unterscheidet sich jedoch von den Ergebnissen anderer Autoren [2]. Auch im eigenen Kollektiv spiegelte sich eine Uneinigkeit über die defintive Therapie der Subtypen wieder.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Beide Subgruppen wurden anhand von radiologischen Instabilitätskriterien nach Panjabi und White (1990) [3] auf ihre Stabilität überprüft. Dabei zeigten sich sowohl die Mehrzahl der F1- (57%) als auch die Mehrzahl der F2-Verletzungen (55%) als nicht stabil. Auf dieser Grundlage wurden zwei neue Subgruppen (stabil/instabil) gebildet, die sich hinsichtlich Beteiligung der kranialen Gelenkfläche (p=0,032), dem Vorliegen eines losen Fragments (p<0,001) und einer Abweichung vom Wirbelkörper C7 (p=0,003) unterschieden. Auch die Weite des Gelenkspalts unterschied sich signifikant in beiden Gruppen (p=0,010). Es konnte jedoch kein verlässlicher Schwellenwert [mm] ermittelt werden, mit dessen Hilfe eine stabile bzw. instabile Fraktur eindeutig identifiziert werden kann.

Abbildung 1 [Abb. 1]


Literatur

1.
Vaccaro AR, Koerner JD, Radcliff KE, Oner FC, Reinhold M, Schnake KJ, Kandziora F, Fehlings MG, Dvorak MF, Aarabi B, Rajasekaran S, Schroeder GD, Kepler CK, Vialle LR. AOSpine subaxial cervical spine injury classification system. Eur Spine J. 2016 Jul;25(7):2173-84. DOI: 10.1007/s00586-015-3831-3 Externer Link
2.
Jenjitranant P, Beckmann NM, Cai C, Cheekatla SK, West OC. There has to be an easier way: facet fracture characteristics that reliably differentiate AOSpine F1 and F2 injuries. Emerg Radiol. 2019 Aug;26(4):391-9. DOI: 10.1007/s10140-019-01684-1 Externer Link
3.
White AA, Panjabi MM. Clinical Biomechanics of the Spine. Philadelphia: Lippincott; 1990.